Cabin in the Woods

Fünf Teenager fahren über das Wochenende zu einer verlassenen Hütte in den Wald. Sie wollen trinken, Drogen nehmen und Spaß haben. Wie das Genre des Horrorfilm es verlangt, kann es dabei ja nicht bleiben, und sie bekommen es mit dunklen Gestalten zu tun. Bevor der erfahrene Kinogänger aufgrund des allzu typischen Szenarios nun fluchtartig den Saal verlassen möchte, sollte er es sich nochmal gründlich überlegen, denn The Cabin in the Woods hat noch einiges mehr zu bieten. Es ist wohl mit Abstand der innovativste, kreativste, unterhaltsamste und beste Horrorfilm der letzten Jahre, ach was sag ich da, vielleicht sogar der letzten Jahrzehnte!

Cabin in the Woods

Die Fünf Freunde erfüllen natürlich alle Klischees: Der sportliche Quarterback (Chris Hemsworth) mit seiner Freundin (Anna Hutchison), die die Rolle der „Schlampe“ auszufüllen hat, der Nerd und fleißige Student (Jesse Williams), der Kiffer (Fran Kranz) und die unschuldige aber tapfere „Jungfrau“ (Kristen Connolly). Ebenso klischeehaft wie diese genretypischen Rollen, ist der genretypische Schauplatz. Die Hütte, die fast eins zu eins aus „Evil Dead“ geklaut wurde, der Steg, der in den See führt, der stark an „Friday the 13th“ erinnert und natürlich die „Zombie Redneck Torture Family“, mit denen die Opfer es zu tun bekommen, die eine Mischung aus Zombies und der Familie aus „Texas Chainsaw Massacre“ sind, und dessen Hauptzombie wie eine Kreuzung aus Jason und Leatherface daherkommt. Dieser hat allerdings eine wesentlich innovativere Waffe, die ich bisher in noch keinem Horrorfilm gesehen habe: eine Jagdfalle an einer langen Kette!

Der Regisseur Drew Goddard („Cloverfield“), der hier sein Debüt als Regisseur gibt und sein Produzent und Co-Autor Joss Whedon („The Avengers“) sind große Filmfans und somit kann man sich die Anspielungen auf die ganzen anderen Filme erklären. Daher wird es auch allzu schnell deutlich, dass sie mit den Klischees spielen, was den Film sehr viel unterhaltsamer macht.

Cabin in the Woods

** Dieser Absatz enthält Spoiler **  Eigentlich könnte man schon von Beginn an darauf kommen, dass es ein etwas anderer Horrorfilm ist, und nicht einfach nur um ein paar junge Freunde geht, die abgeschlachtet werden. Schon von Anfang an wird ein zweiter Handlungsbogen aufgemacht, der in einem ganz anderen Szenario spielt. Zwei Wissenschaftler (großartig gespielt von Richard Jenkins und Bradley Whitford) stehen vor einem Kaffeeautomaten und unterhalten sich über ihr Leben. Es ist eine sterile Forschungsumgebung, und mit der Zeit kriegt man eine Ahnung, dass es sich bei der ganzen Sache um eine Inszenierung handelt, bei der die Freunde gleichzeitig geopfert und das Ganze der Öffentlichkeit gezeigt werden soll, quasi eine „Truman Show“ im Horrorformat. Diese Inszenierung dient aber auch als eine Opferung, die für das Überleben aller Menschen notwendig ist und daher von vielen Ländern auf der Welt angestrebt wird, aber alle scheinbar scheitern. Die letzte Hoffnung liegt somit bei den Amerikanern, dessen Experiment wir hier verfolgen dürfen. Was die Klischees angeht, so wird auch hier nicht gegeizt. In Japan findet das ganze in einem Klassenraum von 8-jährigen Mädchen in typischen Schuluniformen statt. Diese bekämpfen aber keine Zombie-Herde, sondern einen Geist, wie man ihn aus „Ju-On“ oder anderen modernen Japan-Schockern kennt. Ich meine auch eine kleine Anspielung auf skandinavische Zombiefilme á la „Dead Snow“ entdeckt zu haben.

Diese Klischees und die Motive mit denen die Macher hier spielen, haben aber leider nicht nur Vorteile. Man sehnt sich leider danach, dass das Szenario im Wald, also das, was man aus so vielen Horrorfilmen kennt, so schnell wie möglich vergeht. Hier kommt leider ein wenig Langeweile auf, auch wenn die Innovation bei den verschiedenen Todesszenarien nicht zu kurz kommt. Viel entscheidender und somit auch sehenswerter ist das drumherum und das Finale, auf das der Film hinarbeitet. Hier kommen dann wirklich alle Zuschauer auf ihre Kosten: Science Fiction, Fantasy und Mythologie, alles Elemente mit denen nicht gegeizt werden. Apropos nicht gegeizt: In der letzten halben Stunde ist der Hauptakzent des Bildes meist rot, so dass auch die Splatter Fans nicht enttäuscht werden dürften. Außerdem bekommt man einen schönen Cameo und ein grandioses Ende, mit dem wahrscheinlich die wenigsten vor dem Betreten des Kinosaals gerechnet hätten.

Cabin in the Woods

Irgendwie ist „The Cabin in the Woods“ ein selbstreflexierender Meta-Horrorfilm. Man bekommt als Zuschauer das, was man erwartet, nämlich das typische Szenario und die typische Inszenierung dessen. Doch das will nicht nur der Zuschauer sehen, der im Kino sitzt und „The Cabin in the Woods“ guckt, sondern auch der Zuschauer der im Film die Reality Sendung sieht, in denen diese fünf Freunde ermordet werden sollen. Die typische Medienkritik und der Hauch von „Battle Royale“ und „The Hunger Games“ schwingt dort automatisch mit, steht aber absolut nicht im Vordergrund, weil es nicht sehr ernst genommen wird. Das Ganze ist vielmehr eine innovative Art einen Horrorfilm zu machen, bei dem man das typische Szenario hat, viele andere nerdige Elemente einbaut und ein großes Ganzes schafft, von dem jeder positiv überrascht sein dürfte. Ein absolut gelungenes Stück Genrekino, bei dem man merkt, wie viel Leidenschaft und Liebe von den Machern hereingesteckt wurde.

8/10

Patrick

Patrick lebt und arbeitet in Berlin.

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