Dillinger

Jagd auf Dillinger ist ein legendärer Krimithriller von John Milius (Apocalypse Now) aus dem Jahre 1973. In der Hauptrolle Warren Oates (Bring me the Head of Alfredo Garcia) als der berüchtigte Ganove John Dillinger, der von FBI-Ermittler Melvin Purvis (gespielt von Ben Johnson) gejagd wird.

1933 macht die Dillinger Gang rund um John Dillinger (Warren Oates) den mittleren Westen unsicher. Sie rauben Banken aus und nutzen durch ihre schnelle Taktik und schiere brutalge Dreistigkeit die Machtlosigkeit der örtlichen Gesetzeshüter aus, deren Zuständigkeiten oft zu schnell an den Grenzen der Bundesstaaten enden. Der Rechtsstaat fühlt sich veräppelt, die Ganoven werden schnell zu Legenden. Während Dillinger – eigentlich ist es eine Entführung – die junge Billie (Michelle Phillips) quasi als seine Gespielin in die Bande holt, und sich auch noch mit anderen Ganoven wie z.B. Baby Face Nelson (Richard Dreyfuss), zusammen tut, lässt FBI Chef Hoover seinen Mann fürs Grobe, Melvin Purvis (Ben Johnson), auf die Dillinger Bande los. Zusammen mit seinem Spezialagent Cowley fängt der an die Gang zu jagen – mit allen Mitteln und wenig Rücksicht auf Verluste. Die harte Taktik geht auf, die Bande wird dezimiert und umzingelt, es wird ein Kampf ums überlegen. Einer nach dem anderen fällt den Kugeln der Polizeit zum Opfer: Homer (Harry-Dean Stanton), Mackley (John Ryan), Harry (Geoffrey Lewis), Pretty Boy (Steve Kanaly)… und am Ende wird Dillinger von einer bekannten (Cloris Leachman) verpfiffen und stirbt ohne Ruhm und Ehre in einer Seitenstrasse….

Oates ist großartig in Dillinger, das mal vorne weg. Oates ist zwar immer großartig, aber in diesem Film habe ich ganz besonders das Gefühl, dass er seine Rolle so richtig genießt, er sprudelt gerade so vor Selbstsicherheit und ist sich als der kratzbürstige Ganove sichtlich wohl. Die restliche Besetzung ist zwar ebenfalls gut geraten, aber wird stark degradiert durch seine Präsenz. Dabei ist es überhaupt kein richtiger Charakterfilm, eher ein Peckinpah-esquer Abgesang auf das letzte Aufbäumen der amerikanischen pseudo-freiheitlichen Anarchie der Gesetzlosen. Der Film versucht auch gar nicht, eine ausführliche Biografie zu zeichnen, er ist mehr eine Momentaufnahme – oder eine Reihe von Momentaufnahmen. Wir erfahren nicht wer Dillinger ist, warum er tut was er tut, wir sehen nur was er tut, wie er es tut und wie seine Schreckensherrschaft endet.

Mit etwas mittelmäßiger Musik untermalt, schuf John Milius (unter anderem der Autor von Apocalypse Now und Regisseur von Red Dawn) mit Dillinger einen spannenden Action-Thriller, der vor allem eins vollbringt: einen Spagat zwischen Melancholie und extremer Brutalität, ohne weder die Polizisten zu Helden zu stilisieren noch die Ganoven zu Robin Hoods. Und dennoch, der Film hat im Geiste Peckinpahs viel Stil, lässt dem Zuschauer Zeit mit den Protagonisten und man kommt nicht umhin, sich mit der Bande zu identifizieren. Milius hat Glück, dass die Fakten das Ende der Bande bedeuteten, und er somit um die Frage herum kommt, wie er es als Storyteller und Filmemacher denn mit der Person Dillinger wirklich hält.

Anders als Peckinpah versucht sich Milius aber nicht als volkstümlicher Märchenerzähler, lässt seine Charaktere nicht in Nostalgie schwärmen, Phrasen dreschen oder sozio-politische Interpretationen machen. Es ist in erster Linie ein Abenteuerfilm mit rasanten Action-Szenen, viel Blut und chauvinistischen Sprüchen. Ein rauhbeiniger Film für solche die rauhbeinige Filme mögen. Also für Nischenkino-Fans 🙂

Seit einiger Zeit gibt es eine Neuauflage auf BluRay dieses Klassikers. Man kann zwar auch noch die DVD recht gut abstauben (Amazon), aber der Film lohnt sich definitiv, nicht nur für alle Fans des Crime Kinos, als BluRay Upgrade. Zum einen wegen dem riesigen Qualitätsvorteil der BluRay, zum anderen wegen dem neuen Audiokommentar mit dem Kenner Mike Siegel (Pendechos), der auf der DVD noch nicht enthalten war, und hierfür exklusiv eingesprochen wurde. Ähnlich wie sein Kommentar auf der Bring me the Head of Alfredo Garcia BluRay, ja ebenfalls eine Paraderolle für Warren Oates, ist dieser voll mit Wissen und interessanten Hintergründen. Der Ton (Englisch getestet) ist nicht der allerbeste, so vernimmt man teilweise Rauschen oder vermisst etwas Dialogverständlichkeit, aber es rummst und bildet sich eine gute Tonkulisse. Untertitel gibt es auf Deutsch und Englisch. Der Bildtransfer ist echt gut – gestochen scharf, gute Kontraste, nur teilweise etwas verblasst, manchmal leichter Schleier (gibt auch Szenen mit leichtem Farbstich), insgesamt aber hervorragend und wie gesagt ein großer Qualitätsvorteil. An sonstigen Extras gibt es den Kinotrailer und ein paar Filminfos. Das ist nicht viel, aber der Audiokommentar allein ist Gold wert.

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Die BluRay wurde uns von Explosive Media zur Verfügung gestellt. Screenshots von DVDBeaver (UK BluRay).

Sebastian

Gründer und Inhaber von Nischenkino. Gründer von Tarantino.info, Spaghetti-Western.net, GrindhouseDatabase.com, Robert-Rodriguez.info und FuriousCinema.com

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