Eine Gefährliche Affaire (Revenge)

Revenge (1990) von Tony Scott gilt unter vielen als Geheimtip seiner Filmographie. Quentin Tarantino gar sieht den Film als Scotts Meisterwerk an. Der noch nicht so lange tragisch verstorbene Scott ist bekannt für unterhaltsame Actiondramen, die eine feine Balance zwischen knallhart, kreativ und Mainstream einhalten. Wie nur wenige andere prägte er das Kino der 90er (ein anderer war Walter Hill, der auch im Gespräch war, die Geschichte zu verfilmen). Revenge (Eine Gefährliche Affaire) mit Kevin Costner, Anthony Quinn und Madeleine Stowe, ist ein typischer Scott. Leider gehört dazu auch die Produktionsgeschichte des Films, dazu nach der Inhaltsbesprechung noch mehr.

Revenge

Jay Cochran (Costner) ist vom Dienst als Kampfpilot gelangweilt und nimmt seinen Hut. Auf Einladung eines alten Freundes, dem er beim Jagen einmal das Leben gerettet hatte, fährt er mit seinem Hut nach Puerto Vallarta (Mexico) um dort Urlaub zu machen. Sein Freund Tibey (Quinn) ist mittlerweile ein reicher und wichtiger Mann, der dort aktiv in die Politik eingreift, und wohl eher Gangsterboss als nur Großgrundbesitzer ist. Schon bei der Ankunft fällt Cochran die schöne Miryea (Stowe) auf, Tibeys aktuelle Frau und Zierde. Cochran vertreibt sich ein wenig die Zeit mit Tennis, Strand und Geschäftsessen, lässt sich aber nicht auf Tibeys Avancen ein, sich in die Geschäftswelt ziehen zu lassen. Zudem werden aus harmlosen Flirts zwischen Miryea und Cochran schnell eine brandheiße Affaire, und so zieht sich Cochran lieber auf seine vor Jahren gekaufte Hütte in den Bergen zurück. Doch Tibey hat den Braten längst gerochen, und skurepellos wie er ist, spielt er den beiden Liebhabern sehr übel mit….

Revenge

Revenge ist auch einer der letzten wirklich großen Kinofilme mit Anthony Quinn. Spannend ist der Film aber auch weil man in einer Nebenrolle den legendären Tomas Milian als Sicherheitsmann Cesar entdeckt, oder John Leguizamo in einer seiner ersten Spielfilmrollen. Costner selbst war 1990 ja noch recht frisch, sein Durchbruch mit The Untouchables war erst wenige Jahre her, und dafür verantwortlich dass er überhaupt Hauptrollen bekam. Tony Scott selbst lief sich gerade richtig warm. Er hatte da gerade Beverly Hills Cop II hinter sich und großen Erfolg mit Top Gun. Nach Revenge folgten noch weitere absolute Knaller wie True Romance (nach dem Drehbuch von Tarantino), Days of Thunder (seine zweite Zusammenarbeit mit Tom Cruise) und Crimson Tide mit Sean Connery. Man könnte sagen Tony Scott war in den 90ern der absolute Held des Actionkinos.

Revenge

Revenge ist dabei sehr typisch für Scotts Stil. Die atmosphärische dichte, die eingetönten Kameraperspektiven, die sparsame Belichtung, die Ausbrüche von Emotionen und die langen Strecken von Ruhe, der einsame Held und die komplizierte Liebe. Letztendlich ist der zweite Teil des Films True Romance gar nicht unähnlich, durch das Setting hat er aber auch etwas von Rolling Thunder (immerhin ist Cochrane auch Vietnam Veteran). Wiederkehrende Tony Scott Motive gibt es darüber hineaus genug. Scott schafft es mit Revenge, eine klassische 80er Storyline so aufzupeppen, dass der Film als Mainstream Liebesdrama genauso gewertet werden kann, wie eine blutige Rachestory. Der Haken an dem Film ist der schwache, antiklimaktische Schluss und die etwas schwammige Transition von der ersten in die zweite Filmhälfte. Teilweise sind diese Schwächen der Studiofassung zuzurechnen, aber unterm Strich sind beide Varianten in etwa ähnlich. Unterm Strich ist Revenge trotz einiger Dellen ein unterhaltsamer, stilistisch überzeugender Thriller den man absolut kennen sollte.

Revenge

Die beiden Schnittfassungen

Interessanterweise ist die „Limited Collectors Edition“ die von NewKSM erhältlich ist (Combo aus BluRay und DVD) nicht der in den USA mittlerweilse verkaufte Director’s Cut, sondern die „alte“ Kinoversion. Ob das gut oder schlecht ist, kann ich nur begrenzt beurteilen. Jedenfalls ist der DC 15 Minuten kürzer, und ist einigen Kritiken (auf Amazon.com) zu Folge eher schlechter. Laut IMDB ist die Kinofassung allerdings die von Produzent Ray Stark (der nicht in den Credits auftaucht) angefertigte Schnittfassung, der DC die von Scott vorgesehene. Eine genaue Auseinandersetzung mit den Unterschieden findet ihr auf Schnittberichte. Kurzum, der Director’s Cut ist einfach ein wenig mehr Tony Scott (schneller, brutaler, erwachsener), und die Kinofassung macht die Story etwas braver und Jay etwas edler, aber es fehlt eben auch einiges an Substanz.

Revenge Costner

Die BluRay

Was die amerikanische BluRay allerdings bietet, sind z.B. ein Audiokommentar mit Tony Scott und eine kurzes Feature zu den sagen wir mal nicht so jugendfreien Aspekten dieses doch recht düsteren Thrillers. Die Scheibe von NewKSM bringt so gut wie keine Extras. Es gibt die Deutsche und Englische Sprachfassung je in DTS-HD 2.0, auf der entsprechenden DVD eben eine komprimiertere Dolby Digital Fassung. Das Bild der BluRay ist in Ordnung. Ohne die amerikanische Scheibe gesehen zu haben, vermute ich aber hier wurde nicht der größte Aufwand betrieben ein neues Master zu erwerben oder dergleichen. Das Bild könnte schärfer aufgelöst sein finde ich, jedenfalls hätte der Film es verdient. Insgesamt eine ordentliche Präsentation des Films fürs Heimkino. Wie gesagt wegen der Extras und der anderen Schnittfassung ist es einfach schade, das hätte man dazumachen können, ich bin mir nicht sicher warum es nun „limited collectors edition“ heisst.

(Die BluRay wurde uns von KSM zu Rezensionszwecken zur Verfügung gestellt)

Fazit

Es ist von KSM lobenswert, den Film zu bringen, allerdings wäre eine wirkliche Sammleredition die den Namen verdient eine Edition mit beiden Fassungen, und mindestens den Extras aus den USA gewesen. So bleibt dies eine relativ unspannende Veröffentlichung (immerhin eines Meilensteins), mit einem leicht faden Beigeschmack. Aber der Film ist auch in dieser Fassung erstklassig, und hat auch so seine Fans. Ich wünsche gute Unterhaltung mit dem Altmeister Scott, und schreibe parallel schon an einer Retrospektive.

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Cover der US BluRay mit Zitat von Quentin Tarantino:

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Sebastian

Gründer und Inhaber von Nischenkino. Gründer von Tarantino.info, Spaghetti-Western.net, GrindhouseDatabase.com, Robert-Rodriguez.info und FuriousCinema.com

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