Einer Gegen Alle (Plan de Fuga)

Plan de Fuga aka Einer gegen Alle ist ein spanischer Actionkrimi von 2016. Der nachfolgende Absatz enthält leichte Spoiler.

Victor (Alain Hernandez) ist ein professioneller Dieb, spezialisiert auf komplizierte Schweissarbeiten. Er wird von der russischen Mafia angeheuert, bei einer schweizer Kreditbank einzubrechen. Um ihn für den Job zu gewinnen, lassen sie ihn von der Stripperin Helena (Alba Galocha) bezirzen. Da ein anderer Fahrer verschwindet, wird der Junkie Rapido (Javier Gutierrez) angeheuert, der aber die Wahrheit über Victor kennt. Als Interpol die Bande hochnimmt und fast alle killt, steht Victor, in Wahrheit ein Undercover-Cop, ratlos dar. Der Fall weist gewisse Rätsel auf, und die will er auf seine eigene Art lösen, während sein Teniente (Luis Tosar bekannt aus Toro, Jeder gegen jeden) versucht die internen Ermittler abzuwehren….

Setzen wir auf Nischenkino unseren Ritt durch das neuere spanische Kino fort. Auf dem Cover steht von den Machern von Mörderland, aber wer das sein soll weiß ich nicht, vielleicht ist damit nur die Produktionsfirma gemeint. Regisseur Iñaki Dorronsoro (Auf Distanz) kreierte einen etwas anderen Heist Film. Ähnlich Tarantino gibt es hier vieles nicht zu sehen, ähnlich Mann spielen große Egos eine Rolle, ähnlich Soderberg sind manche Protagonisten schlauer als die Polizei erlaubt. Beim Drehbuch hätte ein wenig Straffung aber gut getan.  Die Story ist abwechslungsreich, auch kompliziert, mit vielen Wendungen, einigen Tiefen, einigen Oberflächlichkeiten, letztlich aber fast schon zu vielfältig. Der Film droht teilweise an seinen ganzen Fäden zu scheitern, die er zusammen zu führen versucht. Was am Ende jedoch nicht so ganz zur Zufriedenheit des Zuschauers passiert. Die Auflösung zieht sich, der Film bewegt sich nicht auf einen Höhepunkt hin sondern verwirrt mehr als er müsste.

Letztlich lebt der Film von seiner Besetzung. Magermodel Galochas Rolle ist dabei doch zentraler als nur Augenschmaus: sie dient zur Verkomplizierung einer ansonsten sehr standardmäßigen Bande-Einzelgänger Beziehung. Einen richtigen Platz in der Story hat Helena aber nicht, gleiches gilt für Rapido, dessen Existenz der Regisseur etwas herbeizieht, denn das Drehbuch legt viel zu ungleichmäßigen Wert auf die verschiedenen Charaktere. Letztlich ist man sich als Zuschauer auch im Unklaren darüber, ob man nun zum Polizisten oder zu dem Schweisser halten soll. Der eine gespielt von einem der besten Darsteller des aktuellen spanischen Kinos, der andere, irgend ein anderer. Positiv gesagt kommt dabei aber ein gewisses Underdog Element hinzu, das gar nicht mal schlecht funktioniert – wenn es alles ausgewogenere, gestraffter erzählt würde.

Koch Media verwendet für die BluRay das gleiche Menü wie bei Braqueurs. Das fiel mir eben auf, man ist eben effizient. Die Zeiten in denen die Menügestaltung irgendwie relevant ist, ist ohnehin vorbei. Mir es es lieber, dass Koch reihenweise internationale Genretitel wie vom Fließband veröffentlichen (übrigens teilweise auch auf den Streamingdiensten), als dass man diese Titel gar nicht zu sehen bekommt. Hier ist Koch mutiger als die diversen Kinovertriebe, die mitschuldig an der Verödung des europäischen Kinos sind.

Die BluRay bringt den spanischen Originalton (getestet) und die deutsche Synchro. Sowie deutsche Untertitel. Das ganze klingt ganz passabel, aber bietet wenig Räumlichkeit und ich ertappte mich einige Male dabei, an der Lautstärkeregelung herzum zu friemeln. Das Bild sieht gut aus, aber nicht überwältigend. Bei all der Ambition ist auch der Look des Films sehr gut, aber nicht exzellent.

An Extras gibts ein wahrscheinlich fürs spanische Fernsehen produziertes Making-of welches immerhin 25min läuft, mit vielen Interviews und Drehaufnahmen usw. – insgesamt doch halbwegs interessant – plus den deutschen und den spanischen Trailer, sowie eine Trailershow.

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Die BluRay wurde uns freundlicherweise von Koch Media zur Verfügung gestellt.

Sebastian

Gründer und Inhaber von Nischenkino. Gründer von Tarantino.info, Spaghetti-Western.net, GrindhouseDatabase.com, Robert-Rodriguez.info und FuriousCinema.com

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