The Raid 2

Kino aus Südostasien erfuhr um die Jahrtausendwende eine kleine Rennaissance. Mit Ong-Baks Tony Jaa kam frischer Wind ins Kino, und die stylisch choreographierte Knochenbrecherei traf – Spaß beiseite – einen Nerv. Mit The Raid kam damals ein Film ins Kino, der im Prinzip von vorne bis hinten eine einzige Kampfszene darstellte. In manchen Kreisen erlangte er dadurch sofortigen Action Kultstatus. Ich fand den Film damals einschläfern, weil er außer viel Gekloppe nix zu bieten hatte. Also mal sehen was der Nachfolger The Raid 2: Berandal in petto hat.

The Raid 2

Bei The Raid 2: Berandal wird dem jungen Polizisten Rama (Iko Uwais) die Chance gegeben, als Undercover Agent den Korruptionssumpf auszumerzen. Widerwillig stimmt er zu und wird als Neuling in eine der konkurrierenden Gangsterfamilien eingeschleust, wo er sich in kurzer Zeit emporarbeiten kann. Es stellt sich heraus dass die circa zwei rivalisierenden Konglomerate nicht viel unterscheidet, man will eigentlich keinen Ausbruch der Gewalt, und die Polizei ist auch mit an Bord. Machtgierige junge Nachfolger in den Organisationen dürsten aber danach, an die Macht zu kommen und zu expandieren. Gegen den Rat der älteren und ohne dass Rama es verhindern kann, zettelt Uco (Arifin Putra) einen Krieg an, der sobald auch außer Kontrolle gerät. In dem Dickicht an Intrigen, Mord und Korruption versucht Rama nun aufzuräumen und die großen mit kompromittierendem Material festzunageln, damit er wieder zu seiner Familie kann…..

The Raid 2

Man ist schnell an John Woo erinnert, bei diesem Film. Wie bei den guten alten Hong Kong Streifen kämpfen sich die Protagonisten wiederholt durch Gebäude, Gänge, Restaurants oder Seitengassen. Sauber choreographierte Prügeleien wechseln sich ab mit raffiniert gefilmten Schusswechseln – oder einer Kombination aus beiden. Man merkt die Leute beherrschen ihr Handwerk gut. Hier sitzt jeder Tritt, es kracht ordentlich und dieses Ballett an Kugeln lässt Erinnerungen an Filme wie A Better Tomorrow wach werden.

The Raid 2

Richtig übel ist allerdings der Gewaltgrad des Films. Ich bin wirklich nicht zimperlich, aber The Raid 2 ist teilweise abartig brutal und unnötig drastisch in der Darstellung. Hier wird geschlagen, gestochen, geschnitten, geschossen, getreten, und das in einer Menge und Selbstverständlichkeit, dass man richtig abgestumpft ist, bevor der Film zu Ende geht. Hier hätte man sich etwas mehr Feingefühl erwarten können, aber diese Gewaltstilisierung ist eben nicht aufzuhalten. Leider hält es sich nicht die Waage mit anderen Qualitäten des Films.

The Raid 2

Die Story ist zwar grundsätzlich gut, und erinnert ein wenig an Hard Boiled oder Internal Affairs, doch verbleibt die Erzählspur eher flach, der Film ist weder sonderlich komplex, noch konzentriert sich Regisseur Gareth Evans irgendwie merkbar darauf, hier wirklich sich als Storyteller  zu etablieren. Die Action macht ihm klar mehr Spaß. Die letzte Rettung sind eigentlich diejenigen Schauspieler in seiner Besetzung, die das ganze Ernst genug machen, dass es nicht an Charme verliert. Putra, der den Uco spielt, sei hier besonders hervorzuheben. Mir bisher unbekannt, würde ich ihn als den eigentlichen Hauptdarsteller bezeichnen. Uwais ist ohnehin, ähnlich Tony Jaa, nur eine Kampfmaschine, und hat in der Hauptrolle eines Films nicht viel verloren.

The Raid 2

Insgesamt ist The Raid 2 ein deutlicher Schritt weiter. Man merkt das an der Routiniertheit der Actionszenen, an der Qualität des Filmhandwerks, und auch am Budget. Leider betrifft auch diese Fortsetzung das Problem, dass das Gekloppe auf Dauer einfach irre langweilt, und es sehr sehr viel Anstrengung bedarf, durch diese Gewaltorgie durchzu gucken. Man ist derart erleichtert, wenn der Film rum ist. Beim dritten Teil würde ich mir wünschen, man würde noch mehr Energie in Drehbuch, Schauspieler und Erzählkunst investieren, als einfach bei der Schlachterei weiter einen drauf zu setzen….

The Raid 2

Eine Bemerkung noch am Ende, die auch ein wenig die BluRay betrifft. Es scheint mir ein Trend zu sein bei Filmen aus dem Asiatischen Raum, was Action und visuelle Pracht angeht, neue Maßsstäbe zu setzen, aber bei Ton (vor allem Foley und realistischem/glaubwürdigem Raumklang) bewegt sich auch dieser Film teilweise auf TV Niveau, als ob einem das nicht auffällt dass man es nicht mit dem vollen Geräuschspektrum zu tun hat, das man eigentlich hören müsste, entsprechend dem was gerade zu sehen ist… hier gibts Punktabzug.

An der BluRay gibts nicht viel zu meckern. Das ist eine solide Veröffentlichung, wenn auch keine Referenzscheibe. Actionfilm-Fans kommen hier voll auf ihre Kosten, und wer seine Nachbarn mit dem Gemetzel nicht aus dem Haus Jagd, der hat eine zu schwache Heimkino Anlage.

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Diese BluRay wurde uns von Koch Media zur Verfügung gestellt.

Sebastian

Gründer und Inhaber von Nischenkino. Gründer von Tarantino.info, Spaghetti-Western.net, GrindhouseDatabase.com, Robert-Rodriguez.info und FuriousCinema.com