The Evil Dead

Tanz der Teufel (The Evil Dead) von 1982 ist ein Horror-Kultfilm von Sam Raimi (Darkman), der nach jahrzehntelangem Verbots in Deutschland nun rehabilitiert und neu ab 16 freigegeben ist. Diese Woche war er auch in über 80 Städten im Kino zu sehen.

Ein paar Freunde wollen sich in die Waldhütte eines Onkels zurückziehen. Doch schon am ersten Abend werden sie neugierig und stöbern den Keller. Alte Tonbandaufnahmen zeugen von einem Wissenschaftler, der wohl durch vorlesen alter Verse aus einem Buch die Geister des Waldes heraufbeschwor. Kaum sind die Verse zu vernehmen, geht der Spuk los. Ein Teenie nach dem anderen fällt dem Bösen zum Opfer, bis am Ende nur noch Ash (Bruce Campbell) übrig bleibt, und um sein Überleben kämpft….

Dabei verschwendet der Film eigentlich nicht wenig Zeit. Es bleibt zwar einiges an Raum für Aufbau der Atmosphäre, aber relativ wenig zum Character-Building, und schon einige Minuten in den Film ist auch klar, wen es als erstes treffen könnte. Bis Raimi die Splatterkeule auspackt vergeht aber gut die Hälfte des Films, bis dahin schüttet er den Zuschauer mit Schreckmomenten, komischen Toneffekten und dem typischen „man versus nature“ Konzept zu: Es sind vier dumme Teenies allein im Wald. Das alleine ist der Horroreffekt der oftmals schon ausreicht. Raimi setzt noch einen drauf und lässt ein Mädchen quasi „vom Wald“ vergewaltigen. Heute wohl noch die letzte wirklich grenzwertige Szene in einem Film, der ansonsten viel von seiner Kraft eingebüst hat über die Jahre.

Was macht den Film nun so clever? In erster Linie der schmale Grat zwischen haarsträubend gruselig und abgedreht unterhaltsam. Das war ja Jahrzehnte vor Torture Porn, außerdem ist Raimi sicherlich nicht unbedingt Hitchcock Fan. Während die Sequels in riesigen Schritten total in den Klamauk abdrifteten, bleibt The Evil Dead bierernst, und ist heute lediglich aufgrund seines alters unfreiwillig komisch. Aber auch damals dürften die abgebrühten Kinozuschauer etwas zu lachen gehabt haben. Der Rest ist möglicherweise kurz zum Kotzen rausgelaufen. Jedenfalls kann man es sich noch gut vorstellen. Immerhin konnte ich diese Wiederaufführung in einem halb vollen Cinestar ansehen, und auch hier hielt sich Gelächter und Schreck noch gut die Waage.  Man muss jedoch sagen, dass das Drehbuch keinen Pfifferling wert ist, denn der Film ist an manchen Stellen so behämmert dass man nur den Kopf schütteln kann. Nicht viel Logik, viele Lücken, schreckliche Dialoge und flache Charaktere. Aber das Potential ist da, und Raimi greift tief in die Trickkiste um den wirkungsvollen Spannungsbogen auszufüllen.

Raimi Intro (läuft nicht in allen Kinos):

Nun reisst der Film heute zwar aufgrund seiner veralteten Effekte keinen mehr vom Hocker – daher wundert auch die FSK16 Freigabe nicht – aber er bleibt ein effektiver, unterhaltsamer und richtungsweisender Klassiker. Man kann sich noch sehr gut vorstellen, wie schockierend es damals gewesen sein muss den Film zu sehen. Die Toneffekte vor allem wirken nach heutigem Maßstab lächerlich, und die visuellen Effekte, obwohl super kreativ, sehen eher dümmlich aus. Das Gesamtbild dass der Film ergibt ist aber durchaus nach wie vor ein grusliger Schocker. Ich persönlich sehe mir das Remake nicht an, weil ich genau weiß dass auf dieser Basis plus zeitgemäße Computereffekte genau das möglich ist, was man wenigstens damals erzielen konnte: Dass sich zartbesaitete in die Hose machen.

[amazon_link asins=’B01N9SFBBS‘ template=’ProductAdRight‘ store=’nischenkino-21′ marketplace=’DE‘ link_id=’3ccaadce-0677-11e7-8468-eb534731fdda‘]Raimi hat damals gezeigt, wie kreativ, unterhaltsam und gleichzeitig angsteinflößend ein low-budget Horrorfilm sein kann. Damit gehört er zu der Riege and Filmemachern zu denen auch Peter Jackson gehört. Ganz so erfolgreich wie Jackson heute wurde Sam Raimi allerdings nicht. Sein filmisches Erbe allerdings steht fast schon deutlich besser da. The Evil Dead erfuhr zwei Sequels, und konnte kürzlich als Amazon Serie nochmals super unterhaltsam wiederbelebt werden. Ash ist eine Kultfigur, und das Konzept von The Evil Dead ist zeitlos. Besonders dreist kupfert Cabin in the Woods hier ab, als überkrasse Hommage an den Klassiker. Die Tatsache, dass der Film nun endlich vom Index ist, ist ein Grund zu feiern, und jeder Cineast sollte – sofern nicht irgendwann schon gesehen – diesen Film gesehen haben. Die jetzt erscheinenden, diversen BluRay Editionen sind eine sehr passende Gelegenheit dazu.

Sebastian

Gründer und Inhaber von Nischenkino. Gründer von Tarantino.info, Spaghetti-Western.net, GrindhouseDatabase.com, Robert-Rodriguez.info und FuriousCinema.com