White Line Fever (Strasse der Gewalt)

White Line Fever („Straße der Gewalt“) ist ein Kultfilm von 1975 mit Jan-Michael Vincent in der Hauptrolle. Der Trucker-Rachefilm war ein riesiger Erfolg und dient bis heute als Inspiration, zum Beispiel für Quentin Tarantino (insbesondere Death Proof, aber auch Kill Bill: Volume 2). Auf der DVD-Erstveröffentlichung von Explosive-Media kann man den Reisser heute wieder neu erleben. Im November 2018 erschien doch noch eine BluRay.

In White Line Fever spielt Jan-Michael Vincent den Veteranen Carrol Jo Hummer, der nach der Heimkehr aus dem Krieg seine Jugendliebe Jerri Kane (Kay Lenz) heiratet, einen Kredit von der Bank aufnimmt und damit einen Truck kauft mit dem Ziel, eine Zukunft aufzubauen, und vielleicht einmal eine Familie zu gründen. Sie taufen die Zugmaschine „Blue Mule“ (blaues Maultier), und während Jerri in einer Fabrik arbeitet geht CJ auf die Suche nach Liefer-Aufträgen. Sein alter Bekannter Duane (Slim Pickens) arbeitet in einer örtlichen Logistikfirma, und freut sich ihn zu sehen, verschafft ihm seine erste Fuhre. Doch als CJ merkt, dass er auch illegale Zigarretten und Spielautomaten fahren soll, macht er das nicht mit. Doch mit diesem Affront löst er Missgunst aus bei Buck (L.Q. Jones) dem Inhaber, und so wird CJ erstmal übel mitgespielt. Die Message ist klar, entweder man spielt mit, oder man ist raus, das Geschäft hat sich geändert. CJ jedoch lässt sich so einfach nicht unterkriegen, und kämpft sich zurück. Das Kartell sieht aber nicht tatenlos zu….

White Line Fever

Ein Film für die Seele. Jede Menge Trucks, gute Musik (darunter auch ein Motiv dass sich sehr nach James Bond anhört), klasse Darsteller, darunter auch wieder Dick Miller, und krasse harte Action von Verfolgungsjagden bis Shotgun-Fights. Jan-Michael Vincent kann hier (im Gegensatz zu Vigilante Force) mit einem guten Drehbuch und echten Dialogen arbeiten. Der Film erhält dadurch echte Tiefe. CJ ist kein stumpfer Veteran, er kämpft nur zurück, und übt auch nicht eiskalte Rache (wie z.B. Rane in Rolling Thunder) oder tötet alle, nein im Gegenteil. Letztendlich gibt er sogar klein bei. Er gibt sogar so weit klein bei, dass am Ende des Films ein übler Nebengeschmack bleibt. Denn seine Familie wird bis zum ende terrorisiert, er belässt es aber dann bei Sachbeschädigung. Man könnte fast sagen, das Ende des Films ist ein riesen Fehler der Autoren. Wenn man das aber mal bei Seite lässt, ist White Line Fever ein erstklassiger Actioner mit einer mitreissenden Story.

White Line Fever

Regie führte Jonathan Kaplan, von dem unter anderem auch Truck Turner mit Isaac Hayes stammt (und dessen Erfolg Kaplan den Gig für White Line Fever verschafft hatte), oder das brutale Teenie Drama Over the Edge mit einem jungen Matt Dillon. Das Drehbuch stammt ebenfalls von ihm, zusammen mit Ken Friedman, aus dessen Feder zum Beispiel auch Johnny Handsome kommt, der Thriller mit Mickey Rourke unter der Regie von Walter Hill. Kaplan schafft zwar nicht ganz, eine geradlinige Spannungskurve zu zeichnen, und scheitert ein wenig an dem bizarren Ende (siehe oben), aber liefert einen erstklassig gemachten Kultfilm ab, mit viel Liebe zum Detail und beeindruckenden Aufnahmen. Dazu gehört auch Vincent mit Schrotflinte auf dem Dach eines fahrenden Trucks, oder das schöne Monument Valley im Schnee, was man auch nicht alle Tage zu sehen bekommt. Kaplan beschränkt sich dabei auf weniger reißerische Elemente, so ist der Gewaltfaktor des Films eigentlich nicht so enorm, es geht eigentlich mehr um die Menschen und das Zusammenspiel der Akteure. Der Film lässt sich also nicht zur reaktionären Rachefantasie hinreissen, sondern übt sich in Vergebung und Vernunft. Der Film wird öfter als Western mit Trucks statt Pferden beschrieben, und man hatte jede Menge Sam Peckinpah Veteranen in den Film gepflanzt.

White Line Fever

Dass man White Line Fever nun im Heimkino neu für sich entdecken kann, muss man Explosive-Media danken, die den Film zum ersten mal in Deutschland so veröffentlichen. Ich war dabei sehr positiv über die Qualität des Bildes (trotz einigem Edge Enhancement und etwas Kompressionsartefakten) überrascht, und vor allem die Tonqualität ist sehr gut in der Dynamik, was sich vor allem in den satten Tiefen widerspiegelt, sehr zur Freude meines Subwoofers, der den ganzen Film über zu tun hatte, das satte Brummen der Trucks an meine Nachbarn weiterzugeben. Ich habe in meiner Vigilante Force DVD-Kritik den Ton stark bemängelt, hier hingegen sind die Dialoge recht gut verständlich, das lässt die komplett fehlenden Untertitel etwas verschmerzen. Den Deutschen Ton habe ich nicht getestet.

White Line Fever

Wer nur ein paar Trailer vermutet liegt diesmal total daneben. Die DVD bietet erstklassige Extras! Darunter in erster Linie ein einstündiges Interview mit Autor Ken Friedman. Dazu ein Kommentar von Jonathan Kaplan selbst (kein Audiokommentar sondern eine Art Intro, mit Deutschen Untertiteln, etwa 5min), sowie den Englischen und Deutschen Trailer und einiges an Bildmaterial. Das Gespräch mit Friedman ist extrem aufschlussreich, er spricht ausführlich über die Hintergründe und die Genese der Idee, der Herkunft der Leute die dahinter stehen, und erzählt aus seiner Zeit mit Scorsese und anderen. Gerade für Cineasten ist das Interview eine Goldgrube.

White Line Fever

Insgesamt kann ich White Line Fever auf dieser erstklassigen DVD wärmstens empfehlen. Ein absolutes Highlight des 70er Actionkinos, das von vorne bis hinten zu unterhalten weiß. Dass die DVD dazu noch so überzeugend ist, macht es zu einem absoluten Kauftip! Nicht nur der Film selbst, sondern auch dessen Entstehungsgeschichte und die Leute darum herum, machen es ein Muss für Cineasten.

Update: Die BluRay von November 2018 bietet im Vergleich zur DVD natürlich ein viel weniger matschiges Bild und mehr Detail, ein leichter Mangel an Schärfe wird aber auch hier von etwas Edge-Enhancement ausgeglichen. Ingesamt sieht das Bild aber auch echt prima aus, ich wünschte mir ich hätte den Film gleich so bestaunen dürfen. Farben und Kontraste sind richtig gut und die Textur des Bildes altersentsprechend angenehm. Das lohnt nun wirklich als Investition. Wer kann, wird seine DVD los und ersetzt sie gegen die BluRay.

Dieser Artikel ist der zweite Teil unseres Jan-Michael Vincent Specials, der erste Teil zu Vigilante Force („Das Gesetzt sind wir“) ist ebenso online.

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Dank an Filmforum-Bremen, ich selbst habe leider keine Möglichkeit Screenshots zu machen, daher sind diese teilweise von deren DVD Besprechung.

Sebastian

Gründer und Inhaber von Nischenkino. Gründer von Tarantino.info, Spaghetti-Western.net, GrindhouseDatabase.com, Robert-Rodriguez.info und FuriousCinema.com

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2 Antworten

  1. Bluntwolf sagt:

    Sollte man sich besorgen … cooles Material !!!