A… come assassino / A… for Assassin

Nach dem Tod ihres wohlhabenden aber grausamen Onkels versammelt sich eine Gruppe gieriger angehender Erben zur Testamentseröffnung auf dem Anwesen des verstorbenen Mannes. Der reiche Onkel erweist sich im Tod als ebenso rachsüchtig, wie zu Lebzeiten: In dem Wissen, dass seine Erben vor nichts zurückschrecken werden, um ihren Anteil einzufordern, legt er fest, dass sie alle einen Monat im Schloss wohnen müssen, wobei die letzten drei noch lebenden Menschen (denn er weiß, dass sie sich gegenseitig umbringen werden) sein Vermögen unter sich aufteilen dürfen. Den Erwartungen entsprechend beginnen die Gäste nach und nach zu sterben…

Ernesto Gastaldis Theaterstück A… come assassino wurde 1960 zum ersten Mal von einer Schauspielgruppe unter der Leitung von Silvio Spaccesi aufgeführt. Gastaldi verkaufte das Drama an den Regisseur Angelo Dorigo über Walter Brandi (Produzent), der jemand anderen damit beauftragte das Drehbuch zu schreiben, was fast identisch mit Gastaldis Stück war. Als solches schlug die Bühnenversion von A… come assassino Mario Bavas La ragazza che sapeva troppo (The Girl Who Knew Too Much, 1963) um gut drei Jahre, doch es dauerte noch bis zum Ende des Jahrzehnts, bevor der Übergang auf die Leinwand schließlich vollzogen wurde. Zu diesem Zeitpunkt waren bereits zahlreiche reißerische Gialli produziert worden, so dass Gastaldis Modell, das sich eindeutig an Agatha Christie orientierte, bereits etwas altmodisch und antiquiert wirkte. Das Setup gestaltet sich durchaus vertraut, was Gastaldi bewusst war. Tatsächlich hatte er Spaß daran mit den Konventionen zu spielen, was schon in der Eröffnungsszene deutlich wird, wo die Sprachaufnahme des toten Onkels für Melodrama sorgt und eine dunkle Komödie ankündigt.

Die Besetzung setzt sich aus einer Gruppe gieriger Menschen zusammen, die nicht weniger sympathisch sein könnten (ähnlich wie in Una jena in cassaforte) und so spätere Gialli wie Bavas 5 bambole per la luna d’agosto (Five Dolls for an August Moon, 1970) und Ecologia del delitto (Im Blutrausch des Satans, 1971) vorwegnehmen. Die gruselige Burgkulisse bringt den Film mit der gotischen Tradition in Einklang, wobei Aldo Tontis schattige Schwarz-Weiß Kinematographie für die richtige Stimmung sorgt. Tonti war bereits ein Veteran an der Kamera, der an Filmen von Federico Fellini wie Le notti di Cabiria (Die Nächte der Cabiria, 1957) und Mario Monicellis (Casanova 70, 1965) gearbeitet hatte und danach für die goldfarbenen Bilder von John Hustons Spiegelbild im goldenen Auge (1967) verantwortlich war. Es sollte sich für ihn als unproblematisch erweisen, einer Produktion wie dieser ein bisschen Klasse zu verleihen.

Regisseur Angelo Dorigo liefert mit dem Material kompetente Arbeit ab, indem er den Film in gleichmäßigem Tempo hält und den Stoff atmen lässt, ohne zu sehr zu versuchen, ihm seine eigene Persönlichkeit aufzuzwingen. Das Endresultat präsentiert sich ein wenig theatralisch, was nicht verwunderlich ist, doch der Film ist sicherlich die Investition der Laufzeit wert. Dorigos Karriere war von kurzer Dauer, wobei nicht bekannt ist, ob er noch immer unter den Lebenden weilt, obwohl dies eher unwahrscheinlich erscheint, da sein letzter Film (der Giallo Assassino senza volto / Killer ohne Gesicht) 1967 erschien. Produzent Walter Brandi wurde 1928 geboren. In den frühen 50er Jahren führte er sich als Schauspieler in die Filmbranche ein und gab eine seiner ersten Vorstellungen mit einer kleinen Rolle in G.W. Pabsts Cose da Pazzi (1954), der von Mario Bava fotografiert wurde. In den 60er Jahren trat er in einer Reihe von italienischen Horrorfilmen auf, manchmal als Held und manchmal als Bösewicht: L’amante del vampiro (Die Geliebte des Vampirs, 1960), L’ultima preda del vampiro (Das Ungeheuer auf Schloß Bantry, 1960), La strage dei vampiri (Die Rache des Vampirs, 1962) Il boia scarlatto (Scarletto – Schloß des Blutes, 1965) und 5 tombe per un medium (Terror Creatures from the Grave, 1965). Den Übergang zum Produzenten vollzog er 1965 und arbeitete noch bis Anfang der 90er Jahre in dieser Branche. Er starb 1996.

Die Besetzung wird von Sergio Ciani, unter seinem üblichen Pseudonym Alan Steel, angeführt. Er wurde 1935 geboren und trat Ende der 50er Jahre in die Filmbranche ein. Sein muskulöser Körperbau machte ihn zu einem geeigneten Darsteller für Pepla, wo er seine ersten Erfahrungen im Genre, als Double für Steve Reeves in Le fatiche di Ercole (Die unglaublichen Abenteuer des Herkules, 1958) und Ercole e la regina di Lidia (Herkules und die Königin der Amazonen, 1959), sammelte. Ciani (oder Steel) sollte ein richtiger Peplum-Star werden und als Hercules die Nachfolge von Reeves und dessen ursprünglichem Nachfolger Reg Park antreten. Er setzte sich bei Samson (1961), Zorro contro Maciste (Zorro gegen Maciste – Kampf der Unbesiegbaren, 1963), Sansone contro il corsaro nero (Samson gegen die Korsaren des Teufels, 1964) und anderen an die Spitze der Besetzungsliste, bevor er in seinem einzigen Giallo die Hauptrolle spielte. Ciani war in seinem Schauspiel sehr begrenzt, was in A… come assassino nur zu offensichtlich zum Ausdruck kommt. Seine langweilige und eher lustlose Präsenz erscheint (ohne Pappfelsbrocken herumschleudern zu müssen) als eher ratlos. Danach begannen die Pepla auszusterben und Ciani versuchte sich in etlichen italienischen Western wie Sapevano solo uccidere (Mein Leben für die Rache, 1968) und Mi chiamavano ‚Requiescat’… ma avevano sbagliato (Sing mir das Lied der Rache, 1973). Seine Karriere ging 1979 zu Ende.

Die andere bemerkenswerte Präsenz stellt Mary Arden dar, die in ihrer Rolle als Nichte des Toten viel effektiver agiert als Ciani und dabei möglicherweise doch nicht so fürsorglich ist, wie sie zu sein scheint. Arden wurde 1933 in St. Louis, Missouri, geboren und begann ihre Karriere als Model. Modeling führte sie nach Europa und schließlich nach Italien, wo sie in allen Komödien von Franco und Ciccio wie I due evasi di Sing Sing (Das Großmaul 1964, Regie: Lucio Fulci) bis zu Mario Bavas 6 donne per l’assassino (Blutige Seide, 1964) auftrat. In den 70er Jahren gab sie die Schauspielerei auf und kehrte in die USA zurück, wo sie ihre eigene Marketingfirma gründete.

Zur Ansicht lag uns „nur“ eine alte italienische TV-Aufnahme mit englischen Untertiteln vor.

Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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