Adriano Celentano Collection 1

Der in über 40 Filmen präsente italienische Musiker, Produzent, Autor, Tänzer und Entertainer ist aus dem Kino der 70er und 80er nicht wegzudenken. Adriano Celentano ist eine Institution in der italienischen Musikbranche, und ein Stern am Komödienhimmel, könnte man sagen. Jahrzehntelang fristeten seine Filme ein Dasein im dahin plätschernden Nachmittagskino der üblichen TV-Sender. Eine ernsthafte Auseinandersetzung mit seinem Werk ist vielleicht mal wieder geboten. Die kürzlich erschienenen Boxen von Koch Media geben dazu einen guten Anlass. Die ersten drei hier erschienenen Filme habe ich mir – nun endlich in halbwegs genießbarem HD – mal zu Gemüte geführt.

Hände wie Samt (Mani di Velluto, 1979)

Worum gehts? Ingenieur Quiller (Celentano) ist schwer reich, denn er hat ein Glas entwickelt, das einbruchssicher ist. Pech für die Versicherungsbranche. Quillers Ex-Frau Petula (Olga Karlatos) ist jedoch drauf und dran das Quiller Imperium zu erben, denn der Millionär will seine Anteile verkaufen um Maggie (Ania Pieroni) zu heiraten, seine Verlobte. Brisant, weil Petulia ihre Anteile am Quiller Glas an die Versicherungen verkaufen will. Viel Geld ist im Spiel, von dem der schwer reiche Quiller ja genug hat? Als Maggie davon erfährt zischt die ab. Durch eine schräge Aktion hält die Taschendiebin Tilli (Eleonora Giorgi) Quiller für einen Dieb, und freundet sich mit ihm an. Es ist Liebe auf den ersten Blick, doch dass er eigentlich Millionär ist, weiß sie noch nicht. Eine komplexe Klamotte nimmt seinen Lauf bei der er ein Doppelleben führt und einen Coup plant um alles wieder zu richten….

Der Film ist auch als „Der Millionenfinger“ bekannt. Adriano Celentano, Eleonora Giorgi, John Sharp, Olga Karlatsos, etc. drehen hier in einer Mario Cecchi Gori (einer von Italiens größten Produzenten, neben Grimaldi und Co) Klamotte so richtig auf. Unter Buch und Regie von Castellano und Pipolo (mit richtigen Namen Franco Castellano und Giuseppe Moccia, die Brüder haben 70 Drehbücher verfasst und in 20 Regie geführt) bekommt man hier zwei Stunden 80er Krimi- und Klamauk-Kino serviert aus Bella Italia. Der film ist leider heute weder besonders lustig, noch besonders gut. Bei der relativen Länge, und der ziemlich ausgefeilte Geschichte (Hut ab) kommt der Film etwas zäh daher, denn Humor hat sich weiterentwickelt (auch in Italien), und somit ist der Film weder arg spannend, noch super lustig, also quält man sich da schon etwas durch, das ist heute nur noch was für eingefleischte Celentano Fans. Die Story an sich ist aber ziemlich gut, mit einigen interessanten Wendungen und vielen Details.

Die BluRay: Ton Deutsch oder Italienisch mit optionalen deutschen Untertiteln. Als Extra gibts ein Interview mit Eleonora Giorgi (15min, halbwegs interessant) und eine Bildergalerie. Die Bildqualität ist nicht gerade großartig, auch die Farben scheinen teilweise ein wenig unpassend kalibriert, aber die Schärfe stimmt halbwegs, auch wenn das Bild meist recht grieselt oder nicht ganz klar ist. Der Ton ist solide.

Der gezähmte Widerspenstige (Il Bisbetico Domato, 1980)

Worum gehts? Der Alleskönner und reiche junge Gutsherr Elia (Celentano) kriegt allerseits zu hören, er solle sich endlich eine Frau suchen, auch weil er einen unmöglichen Charakter hätte. Er ist rüpelhaft, kein Gentleman und wenig einfühlsam. Er ist ein (wenn auch fähiger) Dickkopf und Egomane. Wirklich nur sehr langsam beginnt ihm dies überhaupt selbst einzuleuchten. Erst mit der Ankunft der schlagfertigen Lisa (Muti) tut sich was in seiner Rüpelseele. Die junge Dame fühlt sich von seiner Fassade herausgefordert, und bearbeitet ihn so lange bis er einknickt. Doch über Nacht geht das nicht, und sie ist verblüfft wie immun er gegen ihren geballten Charme ist.

Die Cecchi Goris landeten mit dem Film einen absoluten Knaller und katapultierten die beiden zu noch größeren Stars als sie schon waren. Eingeleitet von den rockigen 80er Italopop Beats laufen die beiden Leinwand-Turteltäubchen Adriano Celentano und Ornella Muti hier zur Höchstleistung auf. Er als schrulliger Kerl, sie als abenteuerlustige Verführerin. Unter der Regie von Castellano und Pipolo entfaltet sich hier ein unerwartet grandioses kleines Kammerspiel, und das mit einer heiteren Stimmung und der typischen 80er Jahre Unbekümmertheit, kein Wunder dass der Film so ein Hit war.

Besonders schön ist hier die Überspitzung der Charaktere beiderseits, ohne ins Lächerliche abzudriften. Außerdem bleibt der Film erstaunlich strikt am Ball. Elia bricht nicht aus seinem Charakter aus, die Autoren haben sich nicht dazu hinreißen lassen, sich um Plausibilität zu scheren. Gleiches für Lisa, die wird nicht geläutert oder moderiert durch den harten Gegenpart, sondern sie zieht ihr Ding eiskalt durch, so weit sogar, dass letztlich trotz der komödiantischen Leichtherzigkeit der Film in ganz viel Sex mündet.

Die BluRay bietet ziemlich gutes Bild, wenn auch nicht mega scharf. Der Ton sehr satt und gut verständlich (Italienisch getestet), bietet satte Tiefen, insbesondere auch bei der Musik. Neben dem Originalton mit halbwegs soliden deutschen Untertiteln, hat man auch noch die Wahl zwischen einer Westdeutschen und einer Ostdeutschen Synchro. Was diese beiden deutschen Synchronfassungen anbelangt so ist die westdeutsche die etwas mehr Klamauk und Freiheiten sich nimmt, was an diverse Spencer-Hill Filme erinnert. Die DDR Variante ist deutlich akkurater und näher am Original, die westdeutsche hat dafür etwas mehr Charakter. Ich bleib beim Original, die Untertitel helfen über meine mageren Italienischkenntnisse. Als Extra gibt es ein Interview mit dem Komponist des Soundtracks, einen deutschen Trailer und Bildmaterial.

Gib dem Affen Zucker! (Innamorato Pazzo, 1981)

Worum gehts? Busfahrer Barnaba (Celentanto), sicherlich einer der besten Busfahrer der Welt, aber zumindest Roms, verliebt sich in die junge Cristina (Ornella Muti), Prinzessin des finanziell angeschlagenen Fürstentums St. Toulipe, dessen Premier (Adolfo Celi) in der Stadt ist um sich von den Banken aus der Patsche helfen zu lassen. Das junge Ding will eher Abenteuer und hält erst wenig von Barnabas hurtigen Heiratsplänen, aber er gibt nicht locker. Als herauskommt dass sie reich ist, arbeitet er sich neckisch in die protzigen Gala-Dinners hinein und überzeugt alle mit seinem Charme, am Ende kann auch Cristina dem drolligen Kerl nicht mehr widerstehen.

Adriano Celentano spielt den sicherlich besten Busfahrer der Welt (nicht nur nach Berliner Standards), und lässt den Rest des Bildschirms von der betörenden Ornella Muti ausfüllen, die hier das widerspenstige Prinzesschen aus dem fiktiven Fürstentum St. Tulipe – so eine Art Liechtenstein – spielt. Adolfo Celi, Milla Sannoner, Enzo Garinei usw. sind reines Beiwerk, im Prinzip ist das ein Duett der ungleichen Charaktere. Wieder eine Produktion von Cecchi Gori und interessanterweise zu Beginn von einer Musik geziert die wohl absichtlich ein wenig an die James Bond Melodie erinnern soll. Castellano und Pipolo beweisen hier ein gutes Händchen und das Drehbuch hat viele herzliche Momente parat. Auch hier natürlich das Problem dass vieles für heutige Verhältnisse lächerlich scheint, aber der Film hat einige klassische Szenen parat, und lohnt sich auch heute noch für die nostalgische Nachmittagsunterhaltung.

Die BluRay bietet recht gutes Bild und soliden Ton. Das halbstündige Interview mit dem Regisseur ist recht erhellend und für die Cineasten unter uns sehr wertvoll. Heute glaubt man ja aufgrund der Dümmlichkeit des Humors dieser Filme kaum mehr wie erfolgreich die waren. Andere Zeiten, andere Sitten.

Fazit

Ich war erst skeptisch, und nicht jeder der alten Celentano Filme ist gut gealtert. Aber das in der Qualität, und endlich auch im Originalton, neu erleben zu können war schon eine besondere Freude. Und natürlich habe ich auch eine kleine Schwäche für die junge Ornella Muti, zugegebenermaßen. Die Chemie zwischen den beiden ist einfach prima, und vor allem bei „Der gezähmte Widerspenstige“ klappt das einfach wunderbar. „Hände aus Samt“ ist wirklich der schwächste der drei Filme, aber das sollte einen Fan nicht abhalten. Außerdem gibt es ja bereits mindestens eine zweite Box, mit noch mehr Celentano. Che pazzo!

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Sebastian

Gründer und Inhaber von Nischenkino. Gründer von Tarantino.info, Spaghetti-Western.net, GrindhouseDatabase.com, Robert-Rodriguez.info und FuriousCinema.com

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