Adriano Celentano Collection Vol. 4

Plaion Pictures bringt Adriano Celentano zurück ins Heimkino und setzt mit einer vierten Box die BluRay-Reihe fort, die vor vielen Jahren unter Koch Media/Films begonnen wurde. Drei Filme sind hier im Paket die ich hier kurz vorstelle, inklusive einiger Bemerkungen zur sonstigen Verfügbarkeit.

Großer, lass die Fetzen Fliegen (Er più: storia d’amore e di coltello, 1971)

Die Story: Rom, in etwa um 1900 – der kleine aber respektierte Ganove Nino (Celentano) wird aus dem Knast entlassen. Während er selbst Heiratspläne mit Rosa (Claudia Mori) schmiedet, muss er in erster Linie einen seiner Leute unter die Haube bringen, und das Sexleben eines anderen richten. Währenddessen ist ihm die Polente auf den Fersen, denn am Ende ist und bleibt er natürlich ein Gauner.

Der Film ist nicht super witzig aber teilweise recht ulkig wenn man sich auf den Humor einlässt. Untermalt von einem guten Soundtrack von Carlo Rustichelli (Hügel der blutigen Stiefel) und immerhin geschnitten von Eugenio Alabiso (Zwei glorreiche Halunken), ist der Film mit 106 Minuten dennoch etwas lang geraten finde ich. Sergio Corbucci (Sonny and Jed) versuchte sich krampfhaft aus dem Italowestern zu lösen und ritt noch ein klein wenig die Gangsterfilmwelle bis es Ende der 80er mit seiner Karriere zuende ging, und 1990 leider auch mit seinem Leben. Dieser Film besticht nicht gerade durch sein Talent für Ambition und Opulenz gepaart mit Unterhaltung und Tiefgang. Er kann von Glück sagen dass er eine gute Besetzung versammeln konnte und mit den Themen Familienehre, Sexualität und Kleinkriminalität zumindest eine recht interessante Geschichte verfilmen kann. Aber vom Hocker reißt das niemand. Celentanos Frau Mori ist zwar eine sehr charamante Frau, aber kommt nicht an die Leinwandpräsenz einer Ornella Muti heran. Mit dabei ist auch die aus Pasolinis Filmen bekannte Nervensäge Ninetto Davoli und das ein oder andere bekannte Gesicht wie zum Beispiel Benito Stefanelli. Unterm Strich habe ich den Film genossen, aber würde ihn jetzt auch nicht unbedingt so bald wieder sehen.

Rugantino – Hilfe, ich bin spitz…e (Rugantino, 1973)

Die Story: Rom, zu Pabst Pius‘ Zeiten, in etwa um 1800. Rugantino (Celentano) ist ein tollpatschiger kleiner Betrüger und notleidender Casanova. Als er beim Versuch, zusammen mit einer Komplizin den Onkel um seine Erbeschaft betrügen zu wollen, erwirscht wird, wird Rugantino zu öffentlicher Schändung verurteilt. Doch dies überstanden bebigt er sich schon in die nächste Gefahr: Rugantino ist in Rosetta (Mori) verliebt, die Frau eines hochgradig eifersüchtigen Ehemanns. Tollpatschig wie er ist, geht das nicht gut und er wird letztlich sogar des Mordes bezichtigt….

Auch Rugantino fand ich nicht super witzig, aber der Film ist mehr als nett gemacht. Pasquale Festa Campanile (von ihm findet man derzeit auf Netflix übrigens noch einige weitere Filme findet, darunter auch How to Lose a Wife and find a lover) hat ein Händchen für Tragikomik, Tollpatsche und etwas Screwball-Feeling. Mit 110 Minuten ist der Film halbwegs knackig, Claudia Mori ist wieder mit dabei, und in Sachen Kostüme und Sets wirkt der Film wenigstens ernsthaft in seinem Versuch. Das Problem ist letztlich dass er schlichtweg nicht witzig genug ist, und am Ende sogar höchst tragisch. Eine gute Kombination mit dem ersten Film ist es, als nächste könnte noch L’Immigrante folgen.

Sing Sing (1983)

Der Film Sing Sing stand mir für diese Rezension leider nicht zur Verfügung – und ich kenne den Film nicht, das muss ich also nachreichen. Die 117 Minuten lange Komödie von Sergio Corbucci (Django) bringt Celentano zusammen mit dem Comedian Enrico Mentsano (Rugantino, Zum Zum Zum, beide auf Netflix), Desiree Nosbusch (in einer ihrer ersten Rollen, aktuell u.a. bekannt aus Bad Banks) und Vanessa Redgrave (Das verfluchte Haus).

Die Story: In Rom denkt ein Mechaniker er sei der Sohn der Queen, dann wird ein Inspektor angeheuert einen Filmsynchronsprecher zu beschützen der von einem Psychopaten verfolgt wird.

Die BluRay Box von Plaion Pictures, die vierte Celentano Collection des Labels, hinterlässt gemischte Gefühle, und das hat zunächst mit der Filmauswahl und dem Zeitpunkt der Veröffentlichung zu tun. Denn, zwei der drei hier enthaltenen Filme gibt es seit einiger Zeit bereits auf Netflix (zwar ohne deutsche Synchronfassung, aber vermutlich mit dem gleichen HD Material vom Lizenzgeber): Rugantino und Gang Leader: A Story of Love and Knives (wie er auf Englisch heißt). Übrigens findet man auf Netflix auch noch Der kleine mit dem großen trick (L’immigrante – The Kid from Naples) von Festa Campanile. Der scheint mir aber noch gar nie auf BluRay erschienen zu sein und wäre daher die tatsächlich interessantere Wahl auch für solch eine Collection gewesen – aber gut, ist ja auch auf Netflix. Ausgerechnet für diese Rezension letztlich ging ich bei Sing Sing leer aus (der auf der Azzurro Edition von 2018 auch schon enthalten war), eine Ironie des Schicksals.

Alle drei Filme gibts jeweils auf Italienisch oder in der deutschen Synchronfassung (die Netflix jeweils nicht hat, also Punkt für die BluRay) und optionale deutsche Untertitel. Extras: nur je eine Bildergalerie pro Disc. Das ist ein etwas mageres Paket, aber für Fans und Komplettisten eine willkommene Fortsetzung der Celentano Reihe. Ich persönlich fand es etwas ulkig dass ich gerade die beiden BluRays erhielt von denen die Filme eh auf Netflix sind, während der eine der Box, der nicht bei Netflix ist, nicht in der Post war, aber so ist das Leben manchmal. Die Qualität kann sich sehen lass und so kann man die Filme hier wahlweise so gucken wie von den Schaffenden intendiert oder eben alternativ mit einer deutschen Blödelsynchro.

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Adriano Celentano Collection 4 BluRay
Zwei der Filme wurden uns auf BluRay zur Verfügung gestellt.

Sebastian

Gründer und Inhaber von Nischenkino. Gründer von Tarantino.info, Spaghetti-Western.net, GrindhouseDatabase.com, Robert-Rodriguez.info und FuriousCinema.com

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