Ambush – kein Entkommen

Al Kameen (The Ambush) ist ein Militärdrama von 2021 aus den Vereinigten Aabischen Emiraten nach einem realen Vorfall, gedreht von Pierre Morel.

Im Winter 2018 gehen VAE Armeeleutnant Al-Ali (Omar Bin Haider) und sein Team (Teil der arabischen Koalitionstruppen) auf eine Patroullie in gepanzerten Truppentransportern. Sein Fahrer Hindasi (Mohammed Ahmed), seine rechte Hand Al-mismari (Marwan Abdullah) und er geraten im ersten Fahrzeug unter Beschuss und sie fahren auf eine Mine. Die Rebellen belagern das immobile Fahrzeug, während die anderen Fahrzeuge an einem Plan arbeiten, zu den eingeschlossenen Teamkollegen vorzustoßen. Während die Truppe auf Luftuntersützung wartet, müssen Ali-ali und seine Kameraden sich feindliche Sniper, Artillerie und Minen vom Leib halten, bis es schließlich gelingt, alle rauszuholen.

Ich bin leider kein großer Kenner des extrem komplizierten Bürgerkriegs im Yemen. Ich kann daher nur schwer beurteilen, ob die Darstellung in diesem Film mehr oder weniger Propagandazüge annimmt, Dinge schönfärbt, weißwäscht oder verzerrt darstellt. Was ich beurteilen kann ist den Film für sich genommen, in dem Wissen, dass wir als Filmkonsumenten über die Jahrzehnte tonnenweise primär amerikanisch dominierter Kriegsfilmware verdauen, die bei kritischer Detailbetrachtung auch oft auf wackeligen Beinen stehen. Gleichzeitig sollte Zuschauern/Käufern natürlich im Klaren sein, dass der Film aus Dubai finanziert wird und sich natürlich bemüht, die UAE Truppen ins beste Licht zu rücken. Dafür bekam der Film auch vom UAE Militär materielle wie beratende Unterstützung.

Zum Film selbst – Ambush erinnert ein wenig nach Black Hawk Down. Eine kleine Mission gerät in Schwierigkeiten und wird dann zu einer viel größeren Rettungsmission. Hier ist das ganze in Form einer Patroullie dargestellt die von Houthi Rebellentruppen ins Visier genommen wird um quasi wie ein Köder weitere Truppen zu binden und in die Falle zu locken. Aber, ohne zu viel vorweg zu nehmen, ich verstehe es einfach militärtaktisch nicht, warum der Rest der Truppe zögert, die belagerten Einheiten quasi aus ihrer Bredouille zu schießen. Am Ende kommen sie ja doch, also das ist irgendwie unlogisch, weil sich die Lage nicht unterscheidet, abzüglich eines Heli-Einsatzes etwa 30 Minuten nach Beginn des Angriffs. Hinzu kommt, dass ein Fahrzeug nach dem anderen über Minen fährt. Ich verstehe nicht warum sie es nach dem ersten Vorfall nicht geschnallt haben, dass alles vermint wurde. Außerdem: dass keine bewaffneten Drohnen zur Verfügung standen im Jahr 2018 glaube ich auch nicht so recht, jedenfalls verwundert es. Auch keine sonstige Luftunterstützung außer dem einen Apache (der immerhin von einer Frau geflogen wird) und eine F16 wird in etwa zur Hälfte des Films erst angekündigt. Die als anonyme Feiglinge dargestellten Rebellen werden am Ende durch einen Luftangriff dann doch platt gemacht, mit dem das ganze Tal in ein Feuerwerk verwandelt wird. Kurzum, das ganze birgt einige taktische Logik-Lücken.

Nun ist der Film sicherlich ansonsten technisch sehr gut gemacht, auch gut gespielt, und durchaus spannend. Etwas schmälern tut dies die viele Melodramatik, unter anderem in Form einiger unnötiger Zeitlupen, und dem schmalzigen Ende, das dann dem Film irgendwie unwürdig ist, aber das Kinopublikum der Region wohl so sehen muss um die sonstige Kriegsberichterstattung vergessen zu können. Immerhin ist es ein grausamer Konflikt voller externer Einmischung aus allen Seiten bei dem vor allem die Zivilbevölkerung extrem leidet. Der Film vermeidet Politik recht penibel und funktioniert damit wie die meisten Kriegsfilme egal von wem gemacht: die guten Kämpfen gegen die Bösen. Dazu passt dass der Film in erster Linie ein Spektakel ist, und dafür hat man Pierre Morel (Taken, The Gunman, Peppermint) eingekauft, quasi ja der französische Michael Bay. Zugegeben, das ist etwas fies, der Mann interessiert sich durchaus für Charaktere und Stories, er ist aber zuvorderst ein Actionregisseur. Visuell half ihm hier Thierry Arbogast (Leon – Der Profi, Valerian). Im Ergebnis ist das ganze technisch absolut top, abzüglich der Zeitlupen, aber inhaltlich schwankt der Film zwischen spannend-interessant und melodramatisch-oberflächlich.

Die BluRay von Plaion Pictures (die 4K-UltraHD lag mir nicht vor, gibt es aber auch – siehe unten) bietet den Film in einwandfreier Bildqualität wie man es von einem teuren Film neueren Alters erwarten kann. Da ist natürlich viel stilisiert und auf Kriegsfilm getrimmt, aber das Ganze ist scharf, bietet top Kontrast und leistet sich keine Schwächen. Der Ton (Deutsch oder Arabisch in DTS-HD MA 5.1) klingt super. Ein Sound mit guter Räumlichkeit und Dialogverständlichkeit gleichermaßen. Das passt alles und klingt dem Film sehr angemessen. Die deutsche Synchronfasung habe ich nicht getestet. Die deutschen Untertitel fand ich gut, an nur wenigen Stellen fand ich die Formulierungen ein wenig seltsam, aber ob es sich um eine gute Übersetzung handelt kann ich ansonsten nicht beurteilen, da ich keine zwei Worte Arabisch kann. Es sind einige Extras mit dabei. Dazu gehören das „The Making of Ambush“ (15min, OmU) das sich in etwa im Stil eines Promo-Beitrags mit der Entstehung des Films beschäftigt. Hinzu kommen Interviews mit Cast und Crew – und zwar 11 Stück unterschiedlicher Länge, vom Regisseur bis zur Produzenen und Co. Außerdem dabei sind Behind the Scenes Videos – hier sind es 12 an der Zahl, darunter kurze Beiträge zu Effekten, Training, Garderobe und Makeup. Abgerundet wird das vom Trailer. Also ein ganz solides Paket, wer sich für den Film sehr interessiert wird hier glücklich.

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Ambush 4k UHD BluRay
Die BluRay wurde uns zur Verfügung gestellt. Die Bilder sind von Amazon und geben nicht notwendigerweise die Qualität des Produkts wieder.

Sebastian

Gründer und Inhaber von Nischenkino. Gründer von Tarantino.info, Spaghetti-Western.net, GrindhouseDatabase.com, Robert-Rodriguez.info und FuriousCinema.com

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