Arabella l’angelo nero / Arabella Black Angel

Die schöne Arabella ist eine unersättliche Nymphomanin mit dem verkrüppelten Schriftsteller Francesco als Ehemann, der sie nicht befriedigen kann. Stattdessen sucht Arabella nach Liebhabern in diversen Tempeln der Ausschweifung und verschleißt eine endlose Reihe von Männern. Als ihr Ehemann jedoch entdeckt, dass sie Sex mit einem Fremden in ihrem Schuppen hat, gerät Arabella in Panik und tötet den Mann, nur um daraufhin festzustellen, dass ihr plötzlicher Gewaltakt kreative Inspiration in Francesco weckt. Francesco vertuscht das Verbrechen und bittet seine Frau ihre sexuellen Fantasien weiter auszuleben und über ihre Erfahrungen zu berichten. Unglücklicherweise werden Arabellas Liebhaber anschließend von jemand anderem besucht … einem rachsüchtigen Mörder, der sie gewaltsam kastriert…

Stelvio Massis erster Film im Bereich des giallo, 5 donne per l’assassino (Day-Killer – Pulsschlag des Todes, 1974), kann keineswegs als ein Klassiker seiner Art bezeichnet werden, sieht im Vergleich zu dem unklugen Versuch des Regisseurs einen „erotischen Giallo“ auf die Beine stellen zu wollen, jedoch sicherlich so aus. Arabella l’angelo nero setzt nämlich die Abwärtsspirale des filone in Richtung Vanilla-Softcore-Pornos fort. Hier gibt’s zwar viel Sex zu sehen, allerdings erweist sich nur sehr wenig davon als wirklich sexy. Massis Gespür für kinetische Actionszenen eignet sich leider nicht für diese Art von Material, während es so erscheint, als wäre er von dem Job gründlich gelangweilt gewesen; was man ihm auch kaum verübeln kann. Das lächerliche Drehbuch lässt sehr wenig Raum für Logik. Im Wesentlichen stellt Arabella so etwas wie eine Nymphomanin dar, doch sie behauptet noch immer sehr in ihren launischen Ehemann verliebt zu sein. Normalerweise wird sie von Francesco ignoriert, doch als er von ihren außerehelichen Affären mitbekommt, scheint dies seine Fantasie anzuregen und seine Schreibblockade zu lösen.

Er beginnt ihre Affären in seinen neuen Roman einfließen zu lassen, doch als eine Serie von diversen Morden beginnt und er beschließt Arabella (den „schwarzen Engel“ des Romans) zum Killer zu machen, wird das ganze einfach zu viel für die reale Arabella. Es macht ihr zwar nichts aus, dass sich Francesco als Ehemann geradezu missbräuchlich verhält und viel Spaß daran hat über ihre außerehelichen Aktivitäten zu schreiben – das scheint für sie tolerierbar zu sein – aber die Vorstellung, dass er sie in seinem Roman in eine Mörderin verwandelt, geht einfach zu weit! Die Ermittlungen der Morde werden von Inspektor Fowler, einer Frau geleitet, deren eher maskuline Frisur und Hang zum Tragen von Anzugjacken sie als Lesbe kodieren. In dem einfältigen sowie provinziellen Universum des Films können wahrscheinlich nur „unnatürlich harte“ Frauen eine solche Position bekleiden. Die Enthüllung ihrer eigenen Kindheitstraumata versucht ihr „Lesbentum“ zu erklären, so als würde es sich um eine Art geistige Verirrung handeln, während ihre Verbindung zu den Verdächtigen erst spät preisgegeben wird, um eine halbherzige Wendung bieten zu können.

Keiner der Versuche Spannung zu erzeugen, erweist sich als wirklich erfolgreich, während sich der Film mehr mit der reißerischen Detaillierung „schockierender“ sexueller Handlungen zu befassen scheint, als sich auf die mysteriösen Elemente zu konzentrieren. Massis Regieführung zeigt sich weit entfernt von seinen glorreichen Tagen als erstklassiger Regisseur von poliziotteschi wie Squadra volante (Die gnadenlose Jagd, 1974) und Mark colpisce ancora (The .44 Specialist, 1976). Sein Flair für die Aufführung von Actionszenen und die optimale Ausnutzung magerer Produktionsressourcen durch eine dynamische Inszenierung, kann man hier nirgends finden. Arabella l’angelo nero repräsentiert wahrscheinlich eines seiner anonymsten Werke, denn wenn man auf das aufgeführte Pseudonym Max Steel hereinfallen sollte, gäbe es wenig Hinweise darauf, dass ein Handwerker von Massis Kaliber irgendetwas damit zu tun hatte.

Die Besetzung scheint eher wegen ihres Aussehens als wegen ihrer schauspielerischen Fähigkeiten zusammengestellt worden zu sein. Tinì Cansino liefert als Arabella eine ziemlich steife Vorstellung ab, obwohl sie durchaus was drauf hat, wenn es darum geht sich zu entkleiden. Cansino wurde 1959 in Griechenland geboren und machte sich in den 80er Jahren auf den Weg nach Italien, wo sie eine kurze sowie unspektakuläre Filmkarriere genoss. Valentina Visconti spielt Inspektor Fowler. Ihr eintöniges Schauspiel vermag es nicht einen zugegebenermaßen klischeehaften Charakter gut darzustellen. Visconti ist eine schöne Schauspielerin und darf hier alles von ihrer „Kunst“ zeigen, darüber hinaus hinterlässt sie jedoch keinen großen Eindruck. Ihre Filmkarriere scheint nur von kurzer Dauer gewesen zu sein, da vorhandene Filmografien nur eine Handvoll Auftritte zwischen 1987 und 1997 belegen.

„Of all of Italy’s plentiful sex focused gialli, produced as the genre was winding down in popularity, few were anywhere near as outlandish as prolific cinematographer turned director Stelvio Massi’s ARABELLA BLACK ANGEL. Loaded with visual flair juxtaposed with bloody murders, Vinegar Syndrome is delighted to present the worldwide Blu-ray debut of this deliriously sleazy giallo, newly restored in 2K from its original negative.“

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Directed by: Stelvio Massi
Starring: Tinì Cansino, Francesco Casale, Valentina Visconti
1989 / 89 min / 1.33:1 / Italian with English Subtitles & English Dub

• Region Free Blu-ray
• Newly scanned & restored in 2K from its 35mm original camera negative
• Features both its original Italian language soundtrack and optional English dub
• Audio essay by author & critic Alexandra Heller-Nicholas
• Alternate English titles
• Inside sleeve artwork
• Newly translated English subtitles

Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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