Astaron – Brut des Schreckens / Contamination

Im Hafen von New York treibt ein führerloses Schiff. Seine Fracht besteht aus einer Ladung mysteriöser, übergroßer Eier. Als ein Forscherteam die unheimliche Fracht untersuchen will, werden sie angegriffen und auf grausame Weise getötet. Die Ladung birgt ein tödliches Geheimnis, eine außerirdische Macht versucht die Menschheit zu vernichten. (marketing-film)

Ein großes Schiff driftet scheinbar verlassen in den New Yorker Hafen. Die zur Untersuchung eingesandte Crew findet die verstümmelten Überreste der Besatzungsmitglieder, dann einige große Kaffeebehälter, in denen sich eine Menge von fußballgroßen grünen Eiern versteckt. Die Eier explodieren, sprühen eine seimige Flüssigkeit über die Männer und lassen sie von innen schmelzen, woraufhin ihre Mägen explodieren. Der einzige Überlebende ist Lt. Tony Aris (Marino Masé), dessen Geschichte zunächst nicht geglaubt wird, doch er und ein Team von Wissenschaftlern finden später etliche weitere Eier in einem Distributionslager zusammen mit einigen Männern, die unter dem Einfluss einer fremden Macht zu stehen scheinen. Vielleicht besteht aber auch ein Zusammenhang zwischen all dem und einer erst kürzlich durchgeführten Expedition zum Mars, bei der einer der beiden Astronauten verschwand und der andere einen Nervenzusammenbruch erlitt?

Der Name Luigi Cozzi (hier als Lewis Coates gelistet) ist als recht denkwürdig zu bezeichnen, denn der Mann ist verantwortlich für einen wahren Kult-Favoriten, die wirklich witzige Star Wars-Imitation Star Crash – Sterne im Duell von 1978. Folglich erwartet man von Astaron – Brut des Schreckens ein weiteres schreckliches, jedoch wahnsinnig lustiges Werk. Der Film ist definitiv ziemlich albern, aber kein richtig schlechter Film und sicherlich einer der besseren Alien-beeinflussten Exploitation-Streifen, die zu dieser Zeit produziert wurden. Der Film macht das Beste aus seinem geringen Budget und einige seiner Aspekte werden recht gut präsentiert, obwohl sie wenig Sinn ergeben, was ja nicht unbedingt etwas Neues darstellt. Trotz eines großen, sehr einprägsamen blutigen Effekts, der des Öfteren wiederholt wird, gibt es nichts zu bestaunen, was irgendjemanden in Angst und Schrecken versetzen würde.

Es war der (sehr überraschende) kommerzielle Erfolg von Star Crash, der dazu führte, dass Contamination in Produktion gehen konnte. Produzent Claudio Mancini entschied, dass es sich dabei um ein Derivat eines großen amerikanischen Films handeln müsse, in diesem Fall Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt. Cozzis Drehbuch, das zusammen mit Erich Tomek geschrieben wurde, lief unter dem ursprünglichen Titel Alien Arrives On Earth und wurde eher von älteren Filmen wie Die Invasion der Körperfresser (1956) und den ersten beiden Quatermass-Filmen (Schock 1955 und Feinde aus dem Nichts 1957) beeinflusst. Es scheint so, als hätte Produzent Mancini seinem Drehbuchautor und Regisseur Cozzi ständig dazwischen gefunkt. Angefangen vom Titel, der in Contamination geändert werden musste, was eigentlich der Titel eines abgebrochenen früheren Projekts war, das sich von Das China-Syndrom (1979) inspirieren ließ, über Louise Marleau, die die weibliche Hauptrolle anstelle von Star Crashs Caroline Munro übernehmen sollte, bis hin zum Monster, das letztendlich ein animatronisches Modell darstellte, das sich kaum bewegen konnte, anstatt mit Stop-Motion zu arbeiten und Elementen, die im James-Bond-Stil hinzugefügt wurden. Aus dem in Rom, New York, Florida und Kolumbien gedrehten Film wurde kein wirklicher Hit. Die US-Kinoversion mit dem Titel Alien Contamination wurde um 11 Minuten gekürzt, wobei eine romantische Nebenhandlung entfernt und das Tempo gegen Mitte des Films erhöht wurde. Außerdem wurden ein paar blutige Einstellungen geschnitten. In Großbritannien kam der Streifen erst gar nicht in die Kinos und wurde in zwei Versionen direkt auf Video herausgebracht, wobei eine ungeschnitten war und bei der anderen fast drei Minuten fehlten, wodurch praktisch der gesamte Gore entfernt wurde, obwohl keine der beiden Versionen von der BBFC geprüft wurden.

Das Eröffnungs-set-piece mit den Männern, die das Schiff erkunden, erzeugt maximale Spannung, zusammen mit einem ziemlich guten jump-scare mit einem Toten, der durch eine Tür fällt und einigen ziemlich grausamen Bildern von toten, zerstückelten Besatzungsmitgliedern. Zeitlich gesehen macht dies noch keinen Sinn, denn wenn man Menschen sieht, die durch ein Ei infiziert worden sind, explodieren ihre Mägen, doch der Rest ihres Körpers bleibt intakt. Vielleicht waren umfangreichere blutigere Szenen geplant, aus irgendeinem Grund jedoch nicht gedreht? Wie auch immer, der Film gestaltet sich an einer Stelle recht lustig, da eines der Besatzungsmitglieder buchstäblich ewig braucht, um ein Ei aufzuheben. Der Versuch die Spannung hier auszudehnen, geht leider nur nach hinten los, bevor eine Ladung menschlicher Brustkörbe und Bäuche explodiert. Der Effekt ist sicherlich verblüffend und sogar ziemlich überzeugend geraten, obwohl man tatsächlich erkennen kann, wer nun als nächstes explodieren soll, weil derjenige plötzlich ein paar Pfund zugenommen zu haben scheint, da eine Tüte mit künstlichen Eingeweiden offensichtlich direkt unter seiner Kleidung „versteckt“ wurde! Warum die DPP all dies als anstößig empfunden hat, bleibt unklar – denn es handelt sich zunächst um keine wirkliche Gewalt – doch es waren seltsame Zeiten damals, denn selbst Apocalypse Now musste zeitweise aus den Regalen genommen werden, weil die Leute dachten, es handele sich dabei um (einen etwas anderen Film) Cannibal Apocalypse (Asphalt-Kannibalen, 1980)! Was richtig erschreckt, ist der Anblick einer explodierenden Maus und gegen Ende gibt es noch ein bisschen Verschlingen eines menschlichen Körpers zu bestaunen, doch insgesamt präsentiert sich Astaron – Brut des Schreckens ziemlich harmlos, denn nach ungefähr einem Drittel des Streifens hören die Bäuche bis zum Finale auf zu explodieren.

Der Film entwickelt sich recht bald eher zu einem Thriller mit Science-Fiction-Charakter als unsere beiden Helden – Ian Hubbard (Ian McCulloch) und Tony Aris (Marino Masé) – sowie unsere einzige Heldin – Stella Holmes (Louise Marleau) – sich auf den Weg machen, um herauszufinden, was überhaupt los ist und enden dabei in Kolumbien. An dieser Stelle muss gesagt werden, dass das Tempo auf halbem Weg ernsthaft nachlässt, obwohl Cozzi eine gute Spannungs-Szene einbaut, die wirklich zeigt, dass er über einige Fähigkeiten verfügt (was man nach dem „Genuss“ von Star Crash nicht unbedingt vermutet hätte). Danach wird der Film immer dümmer, obwohl er schließlich ein echtes Monster hervorbringt und der „Cyclops“ tatsächlich ziemlich gut aussieht. Er mag sich zwar kaum bewegen und man bekommt nicht einmal einen vollständigen Überblick über seinen gesamten Körper, doch das Design gestaltet sich recht erfinderisch, weswegen man die Tage zurücksehnt, in denen nicht jedes Monster mit Computergrafiken entworfen wurde.

Technisch gesehen ist Contamination also ziemlich gut gelungen, während ein Teil des Humors sogar beabsichtigt zu sein scheint. Cozzis „Talent“ für schrecklichen Dialog ist leider immer noch vorhanden: „Du hast mir immer das Gefühl gegeben, ein Höhlenmensch zu sein“, sagt Ian zu Stella in einem „romantischen“ Moment. Außerdem besteht das Drehbuch aus klaffenden Löchern. Stella scheint nur sehr schwer von Begriff zu sein, da sie einst eine wichtige Rolle in der Untersuchung spielte, die Ian für verrückt erklärte, als er vom Mars zurückkehrte und über fußballgroße grüne Eier plapperte. Doch als sie vom NYPD gerufen wird, um sich mit der Entdeckung der tödlichen fußballgroßen grünen Eiern zu befassen, stellt sie die Verbindung erst her, als ihr Wissenschaftsteam die Punkte für sie verbindet. Lasst uns schon gar nicht erst mit der Absurdität des außerirdischen Plans beginnen, die Erde zu erobern. Wie genau sollen denn die Eier die Menschheit auslöschen, wenn sie nur Menschen innerhalb ihres Splatter-Radius töten? Die Charakterisierung der Protagonisten ist ebenfalls als schwach zu bezeichnen – zum Beispiel wird Ians Alkoholismus nach dem ersten Moment, in dem wir den Charakter sehen, völlig vergessen! Nach dem Genuss von Star Crash – Sterne im Duell und Astaron – Brut des Schreckens kommt man unweigerlich zu der Erkenntnis, dass Cozzi weder ein sehr guter Drehbuchautor war, noch viel visuelles Flair hatte, doch er konnte sicherlich einen spaßigen Film produzieren, der zur reinen Unterhaltung gedacht war, was ihm hier gelingt.

Weder Ian McCulloch (Woodoo – Die Schreckensinsel der Zombies, 1979) noch Marino Masé (Play Motel, Der Teufel führt Regie) sind großartige Schauspieler, legen aber einen einfachen Charme an den Tag und arbeiten auf jeden Fall gut zusammen. Wenn man sich Filme wie diesen ansieht, macht es immer wieder Spaß, all die Darsteller zu entdecken, die in anderen italienischen Exploitation-Filmen dieser Zeit mitgewirkt haben. Hier kann man zum Beispiel die bekannten Fulci-Alumni Carlo De Mejo und Martin Sorrentino wiedererkennen. Mit Siegfried Rauch als Hamilton und Gisela Hahn als Perla de la Cruz sind sogar zwei deutsche Schauspieler mit von der Partie, die ihre Sache beide recht gut machen. Der Soundtrack von Goblin, der im gesamten Film eine wichtige Rolle spielt, gestaltet sich manchmal auf die positivste Art und Weise kitschig, manchmal aber auch enorm erfinderisch mit der Verwendung seltsamer elektronischer Klänge. Astaron – Brut des Schreckens präsentiert sich zuweilen chaotisch und unkonzentriert, doch es gibt auch eine Menge an dem Film zu genießen.

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  • Darsteller: Marino Mase, Siegfried Rauch, Ian McCulloch, Louise Marleau, Gisela Hahn
  • Regisseur(e): Lewis Coates
  • Format: Breitbild
  • Sprache: Deutsch (Dolby Digital 2.0), Deutsch (Dolby Digital 5.1)
  • Region: Region 2
  • Bildseitenformat: 16:9 – 1.77:1
  • FSK: Nicht geprüft
  • Studio: Marketing Film
  • Produktionsjahr: 1980
  • Spieldauer: 80 Minuten

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Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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