Ausgeburt der Hölle – The Beast with a Million Eyes

Als in der Nähe der Dattelplantage der Familie Kelley ein außerirdisches Raumschiff landet, ändert sich alles. Vergessen sind die Streitereien der unzufriedenen Ehefrau oder Probleme mit der Tochter, denn mit dem Raumschiff kommt ein körperloses Wesen zur Erde, das von Tier und Mensch Besitz ergreifen möchte, um unseren Planeten zu beherrschen. Zunächst werden Tiere von dem unheimlichen Wesen beeinflusst und es kommt zu verschiedenen Attacken auf Leib und Leben. Als dann der unheimliche Bedienstete der Kelleys unter den Einfluss der fremden Macht gerät, wird es besonders für die Tochter gefährlich. Die kleine Familie muss trotz aller Probleme noch enger zusammenhalten, um der unsichtbaren, fremdartigen Bestie Einhalt zu gebieten —koste es, was es wolle.

Ausgeburt der Hölle - The Beast with a Million Eyes

Zu einer Zeit, als Science Fiction und Horror im Film verschmolzen, um verschiedene Metaphern und Parabeln über den Kalten Krieg und die Gefahr des nuklearen Terrorismus zu kreieren, ist Ausgeburt der Hölle (1955) gleich beides: Ein typisches Beispiel für US-Propaganda in Bezug auf die rote Invasion und auch einer der irreführendsten und lahmsten Filme, der in den 50er Jahren eine breite Veröffentlichung bekam. Die größte und offensichtlichste Enttäuschung ist, dass die monsterartige Kreatur auf dem fantastisch gezeichneten Cover nirgends in diesem Film zu finden ist und die im Titel genannte Ausgeburt der Hölle (im Original THE BEAST WITH A MILLION EYES) eigentlich nur durch ein aufgemotztes Blechtönnchen sowie eine distinguierte Stimme aus dem Off verkörpert wird, die angeblich alles was auf dem Planeten Erde geschieht gleichzeitig beobachten kann (deswegen Die Bestie mit Millionen Augen). Was nun wirklich ziemlich verwirrt ist, dass sich die Bestie dafür entscheidet Kontrolle über die Verstände der wenigen Menschen und Tiere zu übernehmen, die in einer Wüste auf einer abgelegenen Ranch leben, obwohl sie dazu die gesamte Welt zur Auswahl hat. Sobald die Gedanken ihrer Opfer manipuliert werden, stellen diese die schlimmsten Dinge an, die man sich nur vorstellen kann, sie machen nämlich Lärm und stupsen gelegentlich ihre Opfer umher, so wie die Kuh, die ein paar Mal nach Hinten austritt, um später einen Mann zu überrennen (was man noch nicht einmal zu sehen bekommt). Oh ja, das ist alles extrem furchteinflößend, vor allem für eine Generation, die Horrorfilme auf einer komplett anderen Ebene erlebt.

Ausgeburt der Hölle - The Beast with a Million Eyes

Allerdings gibt es auch noch andere Dinge, die Bauchschmerzen bereiten. Nicht nur, dass tatsächlich wenig passiert, ist die Besetzung recht mies, auch für 50er Jahre B-Movie-Standards. Es ist ziemlich wahrscheinlich, dass die Hauptdarsteller Paul Birch, Lorna Thayer und Dona Cole sich erst an dem Morgen trafen, an dem die Dreharbeiten begannen, denn ihre Darstellung der dysfunktionalen Kelley Familie ist genauso unbequem anzuschauen, wie es zweifellos gewesen sein muss diese darzustellen, berücksichtigt man die angespannte Vorstellung und den scheinbaren Ekel vor Intimität. Zugegeben, sie versuchen schon einander so fern zu sein, so dass es gegen Ende des Films klar wird, dass die wiedererwachte Bindung der Eheleute die Keksdose mit angeschweißtem Propeller besiegen kann. Trotzdem schaffen es die Schauspieler nicht wirklich überzeugend zu sein, was in dem Wunsch resultiert sie von den randalierenden Tieren vernichtet sehen zu wollen, würden diese doch nur ein wenig mehr tun als nur zu muhen und zu bellen, was noch Niemanden getötet hat. Bestenfalls Leonard Tarver als „Er“ aka Carl spielt seiner Rolle nach angemessen und bringt damit ein bisschen „Pepp“ in die Sache. Schaut man über 50 Jahre alte Sci-Fi / Horror-Filme benötigt man eine gewisse Nachsicht in Bezug auf Schauspiel, Drehbuch, Spezialeffekte und so weiter, doch betrachtet man sich die großen Knaller aus jener Zeit – Das Ding aus einer anderen Welt, Die Fliege, Invasion der Body-Snatchers, Der Blob etc. – stechen diese immer noch aus der grauen Masse hervor, weil sie mit einer Qualität und Liebe zum Detail gemacht wurden, welche Ausgeburt der Hölle auf keiner Ebene bieten kann. Der Film kann sich nicht einmal mit anderen niedrig budgetierten Streifen messen, die aber trotzdem noch Spaß machen, wie THE LEECH WOMAN (1960) oder der oft verspottete Plan 9 aus dem Weltall (PLAN 9 FROM OUTER SPACE, 1959) der zwar ein schrecklicher Film ist aber dennoch über etwas verfügt, das ihn im schlimmsten Fall anschaubar und im besten Fall sogar ein wenig genießbar erscheinen lässt. THE BEAST WITH A MILLION EYES ist plump und schlecht gemacht, doch noch schlimmer ist, dass er wie eine gute Schlaftablette wirkt und Locations-Fotografie mal Beiseite, wirklich nicht unbedingt zu empfehlen ist, es sei denn man ist ein hartnäckiger Roger Corman (oder Die Rache der Galerie des Grauens) Sammler und muss einfach jeden Film, unter den er seinen Namen gesetzt hat, haben. Trotzdem ist dieser hier eher Vermeidenswert.

Ausgeburt der Hölle - The Beast with a Million Eyes

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  • Darsteller: Paul Birch, Lorna Thayer, Dona Cole, Dick Sargent
  • Regisseur(e): David Kramarsky
  • Format: Limited Edition
  • Sprache: Deutsch (Dolby Digital 2.0 Mono), Englisch (Dolby Digital 2.0 Mono)
  • Untertitel: Deutsch
  • Bildseitenformat: 4:3 – 1.33:1
  • FSK: Freigegeben ab 16 Jahren
  • Studio: Anolis Entertainment
  • Produktionsjahr: 1955
  • Spieldauer: 75 Minuten

Ausgeburt der Hölle - The Beast with a Million Eyes

Was den Kauf dieser frühen Roger Corman-Produktion, mit geringstem Budget produziert, allerdings mehr als rechtfertigt sind die Extras. Die beiden Audiokommentare, einmal mit Ingo Strecker und Daniel Peree und einmal mit Dr. Rolf Giesen sind wie gewohnt äußerst unterhaltsam, informativ und führen dazu, dass man sich den Streifen doch tatsächlich dreimal anschaut. Auch das 16-seitige Booklet geschrieben von Ingo Strecker befindet sich wieder einmal auf hohem Niveau. Außerdem besteht die Möglichkeit zwischen der deutschen und der amerikanischen Fassung zu wählen. Weiterhin befinden sich ein deutscher und ein amerikanischer Kinotrailer sowie eine Bildergalerie auf der Scheibe. Bild- (4:3) und Tonformat (Deutsch/Englisch Dolby Digital 2.0 Mono; Untertitel = deutsch und ausblendbar) wissen zusätzlich zu überzeugen.
Wenige Filme haben über die Jahre einen Ruf erworben wie Ausgeburt der Hölle. Der Film geriet zu einem Husarenstück zwischen reißerischer Werbung und aus der Not geborenem Einfallsreichtum und legte den Grundstock für die fantastischen Produktionen der Firma American International Pictures.

Ausgeburt der Hölle - The Beast with a Million Eyes

Diese DVD sowie das Bildmaterial wurde uns freundlicherweise von Anolis Entertainment zur Verfügung gestellt.

Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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