Feuerstoss / Tod im College / Una Magnum Special per Tony Saitta / Blazing Magnum / Strange Shadows in an Empty Room

Tony Saitta, ein erstklassiger Chefdetektiv, wird der härteste Auftrag seiner Laufbahn erteilt – er soll den Mörder seiner Schwester Luise finden. Wilde Verfolgungsjagden werden in diesem Film zum Höhepunkt. Autos werden wie am Fließband zu Schrott gefahren. Tony Saitta bringt mit seiner Spezialwaffe, einer Magnum, alle Killer zur Strecke und sogar einen Helikopter zum Absturz. (Pront-Video)

Kurzinhalt inkl. Spoiler !!!

Captain Tony Saitta (Stuart Whitman) von der Montrealer Polizei deckt auf, dass seine Schwester Louise (Carole Laure), die während einer Party plötzlich verstarb, tatsächlich vergiftet worden ist. Hauptverdächtiger ist Dr. Tracer (Martin Landau), der eine etwas zwiespältige Beziehung zu der jungen Frau hatte. Einige Zeit später ereignet sich jedoch ein weiterer Mord. Das Opfer ist diesmal ein Transvestit, bei dem die Polizei ein Bild von Louise findet, auf dem sie eine wertvolle Kette um den Hals trägt, die Monate zuvor einer Frau aus Toronto – Mrs. Wilkinson, die brutal ermordet wurde – gestohlen worden war. Saitta, der überzeugt ist, dass es einen eindeutigen Zusammenhang zwischen der Ermordung seiner Schwester und den beiden anderen Verbrechen gibt, muss nun Tracers Unschuld zugeben. Nach einem erneuten Mord, gefolgt vom Selbstmord des offensichtlichen Täters, scheint der Fall gelöst zu sein. Doch Saitta deduziert, dass es sich nicht um einen Selbstmord gehandelt haben kann, während ihn die Lösung des Rätsels eine bittere Wahrheit entdecken lässt: Mrs. Wilkinson wurde von Louise – einer Nymphomanin, die aufgrund dessen von Dr. Tracer behandelt wurde – und ihrem Freund ermordet. Letzterer beschloss, aus Angst erwischt zu werden, jede mögliche Spur ihres gemeinsamen Verbrechens zu beseitigen, indem er zunächst Louise umbrachte. Saitta stellt dem Mörder eine Falle und tötet ihn schließlich, während der sich in einem Hubschrauber auf der Flucht befindet.

Alberto De Martinos Feuerstoss wurde mit einer englischsprachigen Besetzung – angeführt von einem recht schlapp wirkenden Stuart Whitman – in Kanada gedreht und ist im Grunde als ein sogenanntes whodunit (wozu auch der englische Titel Strange Shadows in an Empty Room passt) zu bezeichnen, das einige Argento-ähnliche Sequenzen beinhaltet, wie zum Beispiel den Mord an Margie Cohn (Gayle Hunnicut) im Beisein ihrer blinden Schülerin, die von Mia Farrows Schwester Tisa gespielt wird (eine Figur, die offenkundig aus Richard Fleischers Stiefel, die den Tod bedeuten – von 1971 mit Mia Farrow – „ausgeliehen“ wurde). Dennoch verdient Feuerstoss auch einen Eintrag in das Genre der poliziotteschi, da der Streifen eine Reihe von Elementen bereithält, die ihn deutlich als einen Hybriden innerhalb der Gattung Kriminalfilm erscheinen lassen. Neben dem italienischen Titel Una Magnum Special per Tony Saitta und der Präsenz von Whitman als hartgesottenem Cop mit eiserner Faust, beginnt Vincenzo Manninos und Gianfranco Clericis Drehbuch mit einem ordentlich montierten Banküberfall, bei dem Vincenzo Tomassis Fähigkeiten als Cutter sehr gut zum Tragen kommen, während das zentrale Prunkstück des Films aus einer atemberaubenden Verfolgungsjagd (koordiniert und choreografiert von Rèmy Julienne) besteht, die etwa siebeneinhalb Minuten dauert und dabei alle Register zieht.

Unter anderem pflügt ein Motorrad in den dafür erforderlichen Stapel von leeren Kartons, während ein Autostunt so beeindruckend rüberkommt, sodass er viermal aus vier verschiedenen Kameraperspektiven gezeigt wird. Die Szene gipfelt darin, dass die beiden beteiligten Autos über einen fahrenden Zug springen und die Verfolgungsjagd anschließend in einem Steinbruch weitergeht. Das Ergebnis ist als hervorragend zu bezeichnen, wobei die Sequenz vom director of photography des Films, Aristide Massaccesi als Joe D’Amato / Anthony Ford gelistet, gedreht wurde. Herr Massaccesi leistet dabei hervorragende Arbeit und versteht es mit seiner Handkamera bestens den Mangel an dollies auszugleichen. Andere Szenen – wie der Kampf zwischen Saitta und einem Trio von muskulösen Transvestiten, die sich anscheinend recht gut mit Karate auskennen – werden so auf die Spitze getrieben, wie es kein US-Mainstream-Streifen tun würde. Das Gleiche geschieht mit dem klimaktischen Flashback-Mord, der den großen Plot-Twist des Films enthüllt (und dem Publikum in der Zwischenzeit erlaubt, mehr als nur einen Blick auf Carole Laures Körper zu werfen). Was die Charakterentwicklung betrifft, so tritt Saitta ganz anders als der durchschnittliche italienische Kommissar auf: Er ist älter, härter sowie gemeiner und hat keinerlei Gerechtigkeitsideale (er wird nur von der Notwendigkeit motiviert, seinen persönlichen Verlust rächen zu wollen).

Außerdem widersetzt er sich jeder Romantik – auch wenn er sich in einer grimmig-ironischen Wendung vor der Erkenntnis als hilflos erweist, dass seine geliebte tote Schwester eine Wahnsinnige und eine Mörderin gewesen ist. Er führt alle erforderlichen Ermittlungen durch, ruiniert sogar das Leben einiger Leute, nur um letztendlich herauszufinden, dass seine Schwester für alles verantwortlich war. Auch wenn sich der Filmemacher dessen offensichtlich nicht bewusst gewesen ist, erinnert die Art und Weise, wie Laures Charakter den gesamten Film dominiert (obwohl sie im Wesentlichen nur am Anfang und am Ende für einige Minuten auf dem Bildschirm zu sehen ist) an eine typische Technik des film-noir, wie sie auch in Otto Premingers Adaption von Vera Casparys Roman Laura (1944) angewandt wird. Die letzte Szene ist ebenso aufschlussreich, da sie des Charakters völligen Mangel an Ethik aufzeigt, indem Saitta keine Sekunde zögert, um auf einen fliegenden Hubschrauber zu schießen und ihn abstürzen zu lassen – eine Tat, die in der Realität sehr wahrscheinlich viele Opfer fordern würde – nur um den Mörder vor seinen Augen sterben zu sehen. Auch dank Armando Trovaljovis überaus angenehmer Musik ist das Ergebnis – obwohl es eher wenig mit den poliziotteschi der damaligen Zeit zu tun hat – als formal einwandfrei und definitiv fesselnd zu beschreiben. De Martino stellte vielleicht den am wenigsten „italienischen“ Genrefilmer der 1960er und 1970er Jahre dar.

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  • Seitenverhältnis: 16:9 – 1.85:1
  • Alterseinstufung: ‎Nicht geprüft
  • Regisseur: ‎De, Martino Alberto
  • Medienformat: ‎Breitbild, Import, Farbe
  • Laufzeit: ‎1 Stunde und 40 Minuten
  • Darsteller: ‎Landau, Martin, Whitman, Stuart, Saxon, John
  • Untertitel: ‎Französisch, Englisch
  • Sprache: ‎Italienisch (DTS-HD 2.0)
  • Studio: ‎StudioCanal

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  • Artikel-Nr.: V3158
  • Bildformat: „Vollbild 4:3“
  • Medium: „VHS“
  • Spielzeit: „ca. 86 Min.“
  • Sprache: „Deutsch“
  • TV-Norm: „PAL“
  • Zustand: „sehr guter Zustand – Einleger“
  • FSK: „16“
  • Tonformat Analog: „Mono“

Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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