Bad Boys

Bad Boys ist ein Gefängnisdrama von Rick Rosenthal aus dem Jahr 1983 mit Sean Penn und Esai Morales in den Hauptrollen.

Der junge Mick O’Brien (Penn) schlägt sich als Taschendieb und Kleinkrimineller durch. Er und seine Gang konkurrieren mit anderen Jugendgangs in der Nachbarschaft um das „Recht“, Leute auszunehmen. Als er einen größeren Coup wittert, bewaffnen er und seine Kumpels sich und riskieren eine Schießerei auf offener Straße. Dabei kommt der kleine Bruder von Paco Moreno (Morales), Chef der rivalisierenden Latinogang, ums Leben. Mick landet im Jugendknast. Während Mick sich dort drin behaupten muss, vergreift Paco sich an Micks Freundin und landet dann ebenfalls in Polizeigewahrsam. Mick hört von der Vergewaltigung und bricht aus um sie zu sehen. Sein Sozialhelfer arrangiert dass er zurückkommt ohne Repressalien zu fürchten. Doch dann wird Paco in den gleichen Knast überstellt und circa sechs Monate vor dem Bewährungsgespräch müssen die beiden ihren jeweiligen durst nach Rache versuchen zu unterdrücken…..

Filme über Jugendkriminalität einerseits oder Gefängnis andererseits gibt es natürlich zuhauf, auch wenn es um Jugendbanden geht. Bad Boys konkurrierte direkt mit The Outsiders, aber auch The Warriors kommt einem in den Sinn oder Rumble Fish. Penn liefert hier in seiner ersten Hauptrolle ein sehr facettenreiches Bild ab, denn der Film streift diverse Aspekte und ist damit nicht ein reiner Bandenfilm oder ein reiner Gefängnisfilm, zumal es sich maximal um eine Jugendstrafanstalt handelt (der Film thematisiert zu Beginn das Dilemma der Justiz, Delikte wie Mord entsprechend zu ahnden). Das Drehbuch schlägt einen sehr guten Mittelweg ein zwischen beinhartem Kriminalitätsdrama, Buddy Flick (Micks Sidekick im Knast ist ein ziemlicher Charakter beispielsweise) und Rachefilm. Dazu kommen charakterliche Entwicklungen die nicht in einem Cliché-Ende münden aber auch nicht Hollywood-typisch überzeichnet wirken. Es ist ein sehr runder Film der – ja – schon auch recht brutal ist, aber auch zu unterhalten weiß und dabei aber nicht in B-Movie Territorium landet.

Regisseur Rick Rosenthal schien ein rechter Tausendsassa zu sein, bevor er quasi über Umwegen beim Film landete. Sein erster Gig im Regiestuhl von Halloween II war scheinbar nicht die beste Erfahrung, doch obwohl er dann fast nur noch Fernsehen machte konnte er doch den ein oder anderen weiteren beachtlichen Film abliefern, darunter Distant Thunder mit John Lithgow und Ralph Macchio oder eben Bad Boys. Die Besetzung ist auch interessant, da sieht man am Anfang Alan Ruck (Spin City), und außerdem nimmt Clancy Brown (Starship Troopers) eine rechtzentrale Rolle ein. Esai Morales konnte zwar nicht Penns Karriere nachmachen, ist aber bis heute ein gefragter Darsteller (leider oft „typecast„), zuletzt zu sehen beispielsweise in den Serien Ozark, Magic City oder From Dusk Till Dawn und ich erinnere mich auch noch an ihn in dem großartigen Film La Bamba. Ally Sheedy aus The Breakfast Club ist auch mit dabei.

Unterm Strich hat mir Bad Boys ziemlich gut gefallen. Unaufgeregt, fast schon mit dokumentarischer Nüchternheit erleben wir die Geschichte, und doch entsteht im Portrait von Mick und Co eine sehr gekonnt umgesetzte Intimität, und das ganz ohne die üblichen Plattitüden, Monologe oder gar Voice-Over. Der Film ist halbwegs frei von Clichés, mal abgesehen von dem obligatorischen Knasthof-Bully. Es ist eine beeindruckende frühe Rolle für Sean Penn und eine ebenso denkwürdige Performance von Esai Morales, die dem Film auch heute noch Gewicht verleihen. Dass der Film damals wie heute wenig Bekanntheit erfuhr, ist schade. Vielleicht trägt diese BluRay-Edition ein wenig zur Wiederentdeckung dieses Films bei.

Turbine bringt den Film erstmals in Deutschland auf BluRay, und zwar in einem limitierten 3-Disc 40th Anniversary Edition Mediabook (nicht bei Amazon gelistet). Das ganze in vier Cover-Varianten und jeweils mit zwei BluRays, einer Soundtrack CD und einem eingeklebten Booklet an Bord.

Die Edition enthält dabei genau genommen vier Fassungen des Films: die ungekürzte US-Kinoversion (123:33min exakt), die deutsche Kinofassung (identisch mit der US Videofassung, ca 109min) und die erweiterte deutsche Kinofassung (ca 112min), sowie auf der Haupt-Disc (auf der auch die uncut Version ist) noch eine sogenannte Retroversion, dabei handelt es sich um eine 4:3 open matte Version des Films in SD (NTSC) mit ca 109min NTSC-Laufzeit. Ich habe die kürzeren Fassungen nicht alle ganz gesehen, das ist eher was für Komplettisten, aber schön dass die auch mit dabei sind. Eine Neuauflage ohne Mediabook wird vermutlich ohne diese Dreingaben auskommen nehme ich an, wer diese also kennt oder schätzt sollte hier zugreifen.

Beim Bild handelt es sich um recht gut restauriertes Material das gute Schärfen und authentische Farben bietet. Leider ist es oft etwas zu dunkel, aber das ist halb so wild. Für sein Alter und Budget eine sehr ordentliche Präsentation, die Filmlook präserviert und authentisch aussieht. Es liegt eine deutsche Synchronfassung ebenso wie der englische Originalton vor. Zur Qualität des Tons ist zu sagen dass es sich dabei um eine recht unspektakuläre mono-Spur handelt, die sauber aufgeräumt klingt, halbwegs dynamisch und solide Dialogverständlichkeit bietet, aber eben auch nicht mehr. Ich dachte eigentlich 1983 wäre schon Stereo drin gewesen. Untertitel gibt es auf Deutsch, Englisch oder Englisch für Hörgeschädigte.

Zur Ausstattung gehören leider nicht so arg viele Extras. Das sehr gut recherchierte und umfangreiche Essay von Tobias Hohmann im eingeklebten Booklet (circa 12 Seiten), eine Audio-CD mit dem Soundtrack und der US-Trailer runden das Paket ab, in dessen Kern derunterhaltsame und informative Audiokommentar des Regisseurs steht. Das ist hochspannend, weil wie der Booklet-Text ebenfalls betont, ist Rosenthal zwar kein sonderlich bekannter Name aber ein ziemliches Schweizer Taschenmesser und sein Start in die Filmwelt war recht ungewöhnlich, er hat also viel zu erzählen und der Film ist für sich ja auch ein sehr spannender Fall. Zum Audiokommentar gibt es übrigens optional Untertitel auf Deutsch und Englisch.