Black Mama, White Mama / Frauen in Ketten

Die schwarze Prostituierte Lee Daniels fristet ein hartes Dasein in einem lateinamerikanischen Arbeitslager. Als sie mit der weißen Guerillakämpferin Karen in Streit gerät, ketten die Wärter die beiden Frauen zur Strafe mit Handschellen aneinander. So ist Lees Schicksal wortwörtlich an die Revolution gebunden, als Karens Genossen einen Coup wagen und den Frauen die Flucht gelingt. Doch die gerissene Lee verfolgt natürlich ihre eigenen Ziele: Sie kennt ein Versteck, in dem Gold, Bargeld und ein Boot zur Flucht warten. Doch Gefängniswärter und Drogen-Gangster sind den Frauen hart auf den Fersen, während diese noch über den richtigen Weg streiten. Und vielleicht führt der richtige Weg ja doch in die Reihen der Freiheitskämpfer… (OFDb Filmworks)

Karen Brent (Margaret Markov) ist eine Revolutionärin auf einem pazifischen Inselstaat, wurde jedoch gefangen genommen und in ein Gefängnis gesteckt. Als sie mit dem Bus ins Gefängnis gebracht wird, tauscht sie Blicke mit Lee Daniels (Pam Grier) aus, einer Prostituierten, die ihrem Zuhälter (Eddie Garcia), der zufällig auch ein Drogenbaron ist, viel Geld gestohlen hat. Das erste, was die Frauen tun, als sie ankommen, ist eine Dusche zu nehmen, wobei sie allerdings nicht wissen, dass sie von einer der lesbischen Wachen, Densmore (Lynn Borden), ausspioniert werden. Doch es ist nicht das Gefängnis, um das sich Lee und Karen bald Sorgen machen müssen, denn die beiden Frauen werden schon bald vom Schicksal im wahrsten Sinne des Wortes „zusammengeflickt“…

Hier geht es jetzt um einen Titel mit dem man eigentlich nur in den siebziger Jahren durchkommen konnte. Einer von vielen Exploitation-Filmen, die das Team aus Regisseur / Produzent Eddie Romero und Produzent / Schauspieler John Ashley (der in diesem Film nicht zu sehen ist) auf den Philippinen gedreht hat. Black Mama, White Mama stellt einen der vielen Frauengefängnisfilme dar, die dort gedreht wurden, obwohl der eigentliche Gefängnisanteil von diesem Streifen hier nicht allzu groß ist. Er wurde von H. R. Christian aus einer Geschichte von Joe Viola und dem zukünftigen Regisseur Jonathan Demme abgeleitet und kann im Grunde als eine weibliche Version von The Defiant Ones (Flucht in Ketten, 1958) bezeichnet werden.

Margaret Markov als Tony Curtis wird einen wahrscheinlich nicht um den Verstand bringen, doch die lebhafte Pam Grier als Sidney Poitier erweist sich als ein interessantes Stück Besetzung, wenn auch nicht zu überraschend für einen Film mit diesem Hintergrund. Für den ersten Akt sind beide Gefangene, die wenig miteinander zu tun haben. Karen ist stolz darauf politisch unterwegs zu sein, während Lee stolz ist unpolitisch zu sein und sich nur um die Nummer eins kümmert. Lee wird eines Nachts noch spät in Densmores Büro gerufen, weil die Wächterin nach einer Sexualpartnerin sucht, die ihr hörig ist. Lee ist allerdings nicht interessiert und widersetzt sich, indem sie die Intervention der Direktorin (Laurie Burton) dazu nutzt, die Angelegenheit abzubrechen. Seltsamerweise muss Densmore als ein ziemlich erbärmlicher Charakter angesehen werden.

Es gibt jedoch keine Zeit sich darüber Sorgen zu machen, denn nach ein paar Tagen Zwangsarbeit sitzen die Damen im Bus zurück zum Gefängnis, als sie von einer Gruppe von Karens Mitrevolutionären angehalten werden, die sie befreien wollen. Alles endet mit einem großen Feuergefecht, bei dem Densmore und die Direktorin erschossen werden, während es Lee und Karen gelingt zu fliehen – aneinander gekettet für maximale Unannehmlichkeiten. So beginnt ihre Flucht quer über die Insel, wobei Karen zu ihren Freiheitskämpfern zurückkehren möchte und Lee zum Hafen gelangen will, damit sie die Insel mit ihrem Geld verlassen kann.

Dies beinhaltet sich als Nonnen zu verkleiden und ständig gestört zu werden, wenn sie die Chance bekommen, ihre Ketten aufzubrechen, wobei der Film die Angewohnheit hat, von ihrer Geschichte zu den Menschen hin und her zu schalten, die ihnen nachjagen. Der unterhaltsamste von ihnen ist Sid Haig, ein Kopfgeldjäger, der einen Cowboyhut sowie eine Auswahl an grellen Hemden trägt und ein noch grelleres Auto fährt. Seine Mätzchen heben die Vorgänge über die schäbige, nach Zahlen geordnete Handlung, die den größten Teil des Films einnimmt, egal ob er Trick-Shots einsetzt, um beim Poolbillard zu gewinnen, oder sich von einem flotten Dreier ablenken lässt. Black Mama, White Mama ist nicht sonderlich originell oder gar besonders aufregend ausgefallen, wobei die politische Bewusstseinsbildung als vergessenswert zu bezeichnen ist. Pam Grier und Sid Haig sind allerdings enorm sehenswert – es ist schon schade, dass sie keine gemeinsamen Szenen haben.

Extras:
• Audiokommentar von Stefan Jung und Christoph N. Kellerbach (deutsch)
• Audiokommentar von Filmemacher Andrew Leavold (englisch)
White Mama Unchained: Interview mit Hauptdarstellerin Margaret Markov (14 Min.)
Sid Haig’s Filipino Adventure: Interview mit Hauptdarsteller Sid Haig (16 Min.)
• Trailer
• Booklet mit einem Text von Stefan Jung
1 Blu-ray + 1 DVD
Mediabook Cover A, limitiert und nummeriert auf 444 Exemplare
Mediabook Cover B, limitiert und nummeriert auf 333 Exemplare
Mediabook Cover C, limitiert und nummeriert auf 222 Exemplare

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Darsteller: Pam Grier, Margaret Markov, Sid Haig, Lynn Borden, Zaldy Zshornack
Regisseur(e): Eddie Romero
Format: Letterbox
Sprache: Deutsch (PCM 2.0 Mono), Englisch (PCM 2.0 Mono)
Untertitel: Deutsch, Englisch
Region: Region B/2
Bildseitenformat: 16:9 – 1.85:1
FSK: Freigegeben ab 16 Jahren
Studio: OFDb Filmworks
Produktionsjahr: 1973
Spieldauer: 87 Minuten

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(4) Black Mama, White Mama (1972) – Opening Credit – YouTube

Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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