Blutrausch (Senza Ragione)

Redneck Blutrausch Senza Ragione

Blutrausch aka Redneck (UK) aka Dreckige Woelfe aka Senza Ragione ist ein britisch-italienischer Kriminal- bzw. Actionfilm von 1973. Trotz der diversen Anleihen aus dem Polizio Genre ist es eher ein räudiger Verbrechens-Porno damaliger Machart, der sich aber nicht ganz zwischen bierernst und leichtherzig entscheiden kann, dazu gleich mehr. Da Kollege Bluntwolf vor geraumer Zeit diesem Nero-Savalas Werk schon eine umfangreichere Besprechung gewidmet hat, verweise ich auf diese als Lektüre und fasse mich hier einigermaßen kurz, nachdem ich Dank der guten Leute von Pidax auch mal die DVD dieses von mir bislang noch nie gesehenen Films in die Exploitation-Griffel bekam.

Redneck Blutrausch Senza Ragione
Redneck Blutrausch Senza Ragione

Moskito (Franco Nero) und Memphis (Telly Savalas) bringen bei einem Raubüberfall den Verkäufer um und sind fortan auf der Flucht, die Frau und den Sohn eines Diplomaten als Geisel. Die beiden kaltblütigen Killer scheren sich wenig um ihre eigene Zukunft oder das Leben derer, die ihnen über den Weg laufen. Doch als Moskito mit dem Jungen wegrennt, fangen sie an sich anzufreunden. Memphis holt sie allerdings ein, und so geht der Horror an unschuldigen Opfern weiter….

Szenen von einigermaßen Klamauk (wie am Anfang bei der Flucht im Mercedes) wechseln sich ab mit Szenen von unfassbarer Brutalität, wie dem direkt sich daran anschließenden Mord an einem Kind. Man könnte diesem Kontrast eine gewisse Absicht unterstellen, unterm Strich ist es aber eine klare Schwäche des Films, nicht so recht zu wählen zwischen düsterem Drama und leichtherziger Krimiklamotte. Was nicht hilft ist, dass beide der Gangster irgendwie Spinner sind und das ohne echten Hintergrund. Das macht sie nicht glaubwürdig. Savalas‘ Figur ist noch verrückter. auch dass Mosikito eine Messerspitze mehr Skrupel hat, kauft den beiden daher niemand ab. Vergewaltigungen, erschossene Kinder, kaputtes Eigentum, die beiden Anarchisten sitzen hier moralisch nicht auf einem millimeter Sympathie.

Blutrausch ist ein Film ,der wie wenige andere volle Kanne in das anarchistische Kerbholz schlägt, und das unverholener als andere. Das ist leider ein oft wiederkehrender Aspekt von Filmen der Zeit: Kriminalität sei eine Krankheit, Menschen die das Gesetz brechen seien krank, oder gar Psychopathen, sie würden das genießen, usw. In gewisser Weise hatte die Filmindustrie damals völlig versagt, der Gesellschaft ein wenig mehr den Spiegel vor zu halten und darzustellen was Menschen denn dazu treibt. Dass Kriminalität Ursachen hat die komplexer sind als einfach nur pathologischer Faktor, sollte erst Jahre später im Mainstream-Kino populärer zu werden.

Redneck Blutrausch Senza Ragione

Als der Film herauskam, war das für Savalas noch vor seinem Erfolg als Kojak. Silvio Narrizzano verarbeitet hier ein wenig die bekannte Getty Entführung. Der Film bietet nicht den gnialsten Schnitt, und verschenkt durch die oben skizzierten Schwächen ein wenig sein Blockbuster Potential.

Redneck Blutrausch Senza Ragione

Anders als Kollege Bluntwolf würde ich wenig gute Worte über diese DVD verlieren, außer dass man so brav war, sowohl die britische bzw. internationale Exportversion (englisch – mit der Originaltimme von Nero und zumindest vermutlich auch Savalas die wegen des übertriebenen südstaatlerischen Akzents aber eh fake klingt – oder die deutsche Synchronfassung aus den 80ern) als auch die etwas anders geschnittene italienische Version (Italienisch mit eingebrannten englischen Untertiteln) mitzuliefern. Das Bild ist – auch für eine DVD – mies, und das zugrunde liegende Material ist auch sichtbar nicht irgendwie neu abgetastet oder remastered. Der Film, schlecht wie er ist, würde eine ordentliche Präsentation verdienen – dies ist nicht so eine. Die beiden Fassungen unterscheiden sich auch visuell, schlecht sind sie aber beide, schwankend von erträglich bis unter aller Sau. Der Pixelbrei ist natürlich bei einer DVD vorprogrammiert, aber wenn das Material und die Abtastung obendrein schon rotz sind, hilft auch die handelsübliche hochskalierung nix mehr, man muss teilweise froh sein, zu erkennen was vor sich geht. Die italienische Fassung verbirgt sich unter Bonus, ebenso wie ein Interview mit dem damals sehr jungen Mark Lester (11min, dessen Vater den Film produziert hatte). Dark Force Entertainment in den USA hat sich mit verbliebenen 35mm Materialien übrigens letztes Jahr an eine HD Abtastung gewagt und eine BluRay veröffentlicht (gibts nicht bei Amazon), wenn man wollte könnte man also auch so einem Film etwas mehr Liebe spendieren, aber gut.

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Blutrausch

Sebastian

Gründer und Inhaber von Nischenkino. Gründer von Tarantino.info, Spaghetti-Western.net, GrindhouseDatabase.com, Robert-Rodriguez.info und FuriousCinema.com

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