Born to Win – In der Hölle des Dschungels / Nato per combattere / Born to Fight

1989: In Südost-Asien sucht die fesche Journalistin Maryline Kane den Kriegsveteranen Sam Wood auf, der die Folterhölle Vietnams überlebt hat und nun mit einer beträchtlichen Geldsumme sowie unter dem Vorwand, eine Reportage zu drehen, von der schicken Lady eben dorthin zurück gelockt wird. Vor Ort kommt es dann Knall auf Knall, es fliegen die Handgranaten, es explodieren die Bootsanlegestellen, und plötzlich ist wieder Krieg! Sam und Marylin haben alle Hände voll zu tun, ihr Ableben aufzuschieben. Und es stellt sich heraus, dass immer noch Gefangenenlager existieren! Sam mutiert zur One Man Army! (Cinestrange Extreme)

Sam Wood (Brent Huff) ist ein Vietnamkriegsveteran, der immer noch in ‘Nam chillt, weil er sich dort „freier fühlt“. Als eine Reporterin namens Maryline (kein Tippfehler) Kane (Mary Stavin) auf ihn zukommt, weil er bei einer Dokumentation über Kriegsgefangenenlager in Vietnam mitwirken soll, nimmt er widerstrebend an. Es stellt sich jedoch schon bald heraus, dass die ganze Sache mit dem Dokumentationsfilm nur eine List war, um Wood dazu zu bringen, hinter die feindlichen Linien zurückzukehren, um Marylines Vater zu retten, der sich noch immer in Kriegsgefangenschaft im Gefangenenlager Lu Tan befindet. Maryline suchte ausgerechnet ihn aus, weil er eine Ein-Mann-Armee mit überraschend positiver Einstellung repräsentiert. Sein Motto „Es ist zu schaffen!“ erweist sich während der Befreiungsaktion als geradezu ansteckend, wobei sich die Rettung des lieben alten Herrn Vater nicht gerade wie ein Spaziergang in einem philippinischen Park gestaltet. Wood muss sich mit dem superfiesen Erzbösewicht Duan Loc (Werner Pochath) sowie dessen Verbündetem Alex Bross (Romano Puppo) und einem nicht enden wollenden Strom von nordvietnamesischen Truppen (die dem Begriff „Kanonenfutter“ eine vollkommen neue Bedeutung verleihen) auseinandersetzen! Werden Sam und Maryline die neuen Sam und Diane (aus Cheers, 1982-93) sein? Oder wird er ein für alle Mal beweisen, dass er nur zum Kämpfen geboren ist?

Meine Güte, Bruno Mattei befand sich gegen Ende der 80er Jahre auf einem richtigen Höhenflug. Wenn man bedenkt, dass dieser (eine) Mann in dieser recht kurzen Zeitspanne Filme wie Strike Commando (Cobra Force, 1986), Double Target (Der Kampfgigant, 1987), Cop Game (GI Killer – Die Verräter im Visier, 1988), Robowar (Robowar – Robot da guerra, 1988), Trappola diabolica (Heroin Force / Strike Commando 2, 1988) und den Film, der hier zur Diskussion steht, auf die Welt losgelassen hat, ist einfach Wahnsinn. Klar, er hat hier und da auch ein bisschen Filmmaterial recycelt, aber explodierende Hütten und Helikopter Stock-Footage Szenen zählen nicht. Und bei Born to Fight geht es nur um EINEN Typen! Vergesst all die vielen anderen „Helden“, die zu dieser Zeit Juwelen für die Videotheken-Ära produzierten. Sowohl Brent Huff als auch Mary Stavin hatten in Strike Commando 2 mitgespielt und kehrten für diesen Streifen zu Mattei zurück, obwohl es zwischen ihnen einige Streitereien gab. Nichtsdestotrotz zeigt sich Huff hier von seiner besten und coolsten Seite.

Als eine Art italienische Kreuzung aus Indiana Jones und Sonny Crockett (wenn er nicht gerade Clint Eastwood mit seinem tief sitzenden Cowboyhut und seinem Zigarrenstummel im Mundwinkel kanalisiert) melkt er das Schlangengift einer Cobra in sein Getränk und massakriert unzählige Soldaten des Vietcong (den Bodycount kann man sich in den Extras gesondert anschauen) mit Maschinengewehren und Granaten. Dabei hat er einige lustige Dialogzeilen aufzusagen, hauptsächlich nachdem er einige Bösewichte über die Wupper geschickt hat: „Halt die Klappe!“ oder „Du hast angefangen!“ usw. Trotzdem ist dies hier der Brent Huff, den man sehen will, im Gegensatz zu The Bad Pack (Bad Pack – Sieben dreckige Halunken, 1997, mit Roddy Piper und Ralf Möller), wo sich Huff als Drehbuchautor und Regisseur recht enttäuschend präsentiert. Werner Pochath macht eine annehmbare Figur als böser Schurke namens Duan Loc, der einen fiesen deutschen Akzent verpasst bekommen hat (auf beiden Tonspuren). Für das Publikum hilfreich, lässt er schreienderweise folgende Zeilen heraus: „Sam Wood ist nicht wie andere Menschen. Er denkt, er ist unbesiegbar! Er wurde geboren, um zu kämpfen!“ Es ist auch gut zu wissen, dass sich 1989 noch immer massive Bataillone von Vietcong-Soldaten im Einsatz befanden. Die Angriffsszene auf das Hotel ist als ein absolutes Highlight zu bezeichnen, ebenso wie der Klimax des Streifens, mit einem galaktischen Bodycount und explodierenden Hütten in Hülle und Fülle.

Es ist schon erstaunlich, dass der philippinische Dschungel nach allem, was dort gesprengt bzw. in die Luft gejagt worden ist, überhaupt überleben konnte. Doch das geschah alles nur zu unserer Unterhaltung und selbst mit dem recycelten Filmmaterial (sowohl Dialogsequenzen, als auch Sprengungs-Szenen) summiert sich alles zu einem goldenen Zeitalter des Filmemachens, das nie wiederholt werden konnte. Al Festas Soundtrack wird sicherlich nicht so schnell mit John Williams‘ Musik verwechselt, egal wie sehr er sich hier bemüht. Auf jeden Fall sind die nicht geklauten Synthesizer-Themen zu bevorzugen. In diesen Filmen geht es nun mal um Explosionen, Schießereien und den Wahnsinn zwischendurch. Man muss es eben lieben … oder auch nicht. Der Nachhall der Explosionen aus Born to Win – In der Hölle des Dschungels ist jedenfalls noch heute zu spüren.

Bonusmaterial:

  • 24-seitiges Booklet von Nando Rohner
  • Bildergalerie
  • Alternative Intros
  • Kill Count
  • Trailer
  • 3 Minuten längere Extended Fassung in SD Laufzeit DVD: ca. 86 Minuten

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  • Seitenverhältnis: 16:9 – 1.66:1
  • Alterseinstufung: ‎Freigegeben ab 18 Jahren
  • Regisseur: ‎Mattei, Bruno
  • Medienformat: Breitbild
  • Laufzeit: 1 Stunde und 30 Minuten
  • Darsteller: Huff, Brent, Stavin, Mary, Pochath, Werner, Van Dreelen, John, Puppo, Romano
  • Untertitel: Deutsch
  • Sprache: ‎Italienisch (Stereo 2.0), Englisch (Stereo 2.0), Deutsch (Stereo 2.0)
  • Studio: ‎Cinestrange Extreme

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Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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