City of Lies

City of Lies

City of Lies ist ein Krimidrama von Brad Furman (The Lincoln Lawyer, The Infiltrator) aus dem Jahr 2018 mit Forest Whitaker (Zulu) und Johnny Depp (Donnie Brasco) in den Hauptrollen, basierend auf dem kontroversen Buch des Journalisten Randall Sullivan von 2002, das in besonderem Maße auf den Aussagen des ehemaligen Kriminalbeamten Poole basiert, der hier im Film von Depp gespielt wird.

Der Film handelt nämlich von dem Polizisten Russel Poole (Johnny Depp), dessen Ermittlungen eines scheinbar zufälligen Aneinandergeratens eines weißen Undercover-Cops (Shea Whigham) mit einem Gang-Mitglied ihn auf seltsame Querverbindungen zur nur zwei Wochen zurückliegenden Ermordung des Rappers Notorios B.I.G. („Biggie“) hinweisen. Das Gangmitglied war auch bei der Polizeit von L.A., es scheint als ob eine ganze Reihe von Polizisten der Stadt auch für das von Suge Knight geführte Plattenlabel arbeiten, das auch N.W.A. groß machte. Was steckt hinter dem von den Medien sensationalisierten Eastcoast vs. Westcoast Streit? Poole blitzt bei seinen rassistischen Vorgesetzten ab, auch als er zum Morddezernat befördert wird und dort direkt an den Biggie Ermittlungen beteiligt ist. Die Beweise und Indizien stapeln sich, aber immer wenn er zu nahe kommt, bremst man ihn. Das ganze Endet in seinem Ausscheiden aus der Polizei, er verlor seine Familie und lebt seither als paranoider Eigenbrötler. Bis eines Tages der Journalist Jackson (Forest Whitaker) an seiner Tür klopft. Der wiederum gewann damals einen Preis für seine Recherchen, aber seine Theorie, wer Biggie ermordet habe, stellte sich als Ente heraus. In seinen Gesprächen mit Poole wird ihm nun klar, was für eine Verschwörung potentiel hinter den Fällen steckt, und sie versuchen gemeinsam, noch verbliebene Zeitzeugen zu interviewen…. doch wieder stoßen Sie auf eine blau-schwarze Mauer aus Vertuschung.

City of Lies

Der Film, dessen Veröffentlichung sich wohl mehrmals verzögert hat, auch wegen der darin behandelten Kontroversen, zeigt einmal mehr die unrühmliche Vergangenheit der Polizei von Los Angeles in den Folgejahren nach den Unruhen die durch das King Video damals ausgeslöst wurden. Wir erinnern uns (bzw. die jüngeren gehen auf Wikipedia): ein Video, auf dem zu sehen war wie Polizisten einen Schwarzen zu Tode prügeln, sorgt für Furore. Und es ist kein Einzelfalls. Als die Polizisten freigesprochen werden, explodiert die Stadt förmlich und es gab Bürgerkriegs-ähnliche Zustände. Das systemische Rassismusproblem der Polizei, die Verstrickung zwischen Gangs, Polizei, Journalisten und – wie hier angedeutet – Plattenlabeln, wird hier im Film thematisiert. City of Lies hat dabei das gleiche Problem das auch schon das Enthüllungsbuch plagte, auf dem es basiert: viele Indizien, viele Ungereimtheiten, doch die Aussagen und Analysen eines diskreditierten Ex-Cops alleine machen noch keine erdückende Beweislage. Und so endet auch dieser Film, wie auch das reale Leben das es beschreibt, unzufriedenstellend, und ohne wirklichem Ende.

City of Lies

Der Film ist dabei echt gut, wie ich finde. Er schwächelt ein wenig in der Erzählstruktur, dem Tempo, hat einen unnötigen Voiceover (der dem Film einen hier nicht passenden Anschein von Neo-Neoir gibt) – und er lehnt sich wie schon seine Buchvorlage zu sehr auf seinen Protagonisten. Aber – und hier wirds interessant finde ich – der Film versucht das auch zu thematisieren, wenn auch nur implizit. Poole ist nicht über jeden Verdacht erhaben, das fängt schon damit an dass er sich den Job beim Raub- und Morddezernat nicht im klassischen Sinne verdient hatte, sondern das quasi eine Abfindung dafür war, dass er bei einem anderen Fall klein bei gegeben hatte. Er hat also die Klappe gehalten, weggesehen, und seine Karriere hat davon profitiert. Man übersieht das im Film fast, aber das ist ein wichtiger Baustein in dem Bild, das der Film von Poole zeichnet, davon abgesehen ist es bis zum Schluss unklar ob und inwiefern der Fall überhaupt ein Ende nimmt bzw. der Film ein gutes. Es ist ein einigermaßen düsterer, doch recht mitreissender, spannender und gut gespielter Krimi, den man gut und gerne ansehen kann.

City of Lies

Depp spielt auch richtig gut. Klar, das ist nicht der Depp auf der Höhe seiner Zeit (wann war das, bei Blow oder so?), aber seit langem mal wieder eine einigermaßen gute Performance von ihm. Whitaker ist natürlich immer gut. Der Mann ist permanent unterbelichtet und ist dabei einer der aller größten Schauspieler die Hollywood zu bieten hat. Er spielt ja auch alles und jeden. Jackson ist hier ein erfundener Charakter, und damit spielt er sowas wie einen Misch aus Sullivan und Pooles innerem Dämonen. Eine recht spannende Entscheidung auch auf Ebene des Drehbuchs. Und auch Jackson ist ja hier ein Antiheld in gewisser Weise, und ähnlich problematisch wie Poole: er lag schon mal daneben, er Eckt in seiner Redaktion an, und ist charakterlich auch nicht gerade ein Musterknabe (seine Besuche im Gentlemen’s Club sagen wir mal, landeten aber auf dem Schneidetisch) und ist erstmal ja auf die Rettung seines Rufs aus, deswegen klopft er überhaupt bei Poole an. Der echte Poole überigens starb kurz vor Drehbeginn.

City of Lies

Die BluRay klingt sau gut, kann man sagen, mit fetziger Mucke, guten Tiefen, subtilem Surround-Sound und guter Dialogverständlichkeit. Getestet habe ich den Originalton, aber es gibt auch eine Synchronfassung. Deutsche Untertitel sind optional. Das Bild ist sehr okay, aber insbesondere der Kontrast nicht ganz top. Da der Film ein wenig nach überbelichteten 90er Videomaterial aussehen, soll bzw. fast schon etwas dokumentarisches hat, kann man viele Schwächen des Bilds wohl auch unter Stilmittel abbuchen. Das Bild ist scharf und aber sehr überzeugend. Es gibt ein paar sehr spannende Extras. Zum einen etwa 10 Minuted nicht verwendete Szenen, darunter ist auch eine Nebenrolle die damit dem Film völlig fehlte, eine Stripperin gespielt von Natalie Martinez.

Außerdem gibt es einen Audiokommentar mit dem autor Sullivan und Regisseur Furman. Das ist natürlich das Kernstück dieser Extras, aber dafür fand ich den Kommentar teilweise nicht interessant genug für den Zuschauenden, manchmal ist es zu technisch, zu sehr Erlebnisaufsatz, und an anderen Stellen wird es nicht inhaltlich genug, geht nicht genug auf die Kontroversen ein und so weiter. Insgesamt aber erhellend, wenn man ein Faible für das Thema hat. Nicht vergessen: es ist nur ein Film, trotz der wahren Begebenheiten. Letztlich noch ein 12-minütiges Feature mit Interviews über die Charaktere und ein paar Aufnahmen vom Dreh, wie ein kleines Making-Of, sowieTrailer und Teaser.

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Die BluRay wurde uns zur Verfügung gestellt.

Sebastian

Gründer und Inhaber von Nischenkino. Gründer von Tarantino.info, Spaghetti-Western.net, GrindhouseDatabase.com, Robert-Rodriguez.info und FuriousCinema.com

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