Colors

Colors ist der Titel des legendären Gang-Krimis von Dennis Hopper aus dem Jahr 1988 mit Robert Duvall und Sean Penn in den Hauptrollen. Der Film erzählt von dem übereifrigen Polizei-Neuling Danny (Penn), der in dem unter Gang-Kriminalität leidenden Zentral- und Süd-Los Angeles dem erfahrenen Cop Hodges (Duvall) zur Seite gestellt wird. Sie sind Teil von CRASH, einer kleinen Einheit die sich auf die Befriedung der Gang-Kriege spezialisiert. Langsam lernt Danny verstehen, dass er nicht wie ein Rambo in die komplexen Sozialstrukturen der Nachbarschaft eindringen kann, und Hodges merkt auch, dass Danny auch nicht auf den Kopf gefallen ist. Gemeinsam versuchen sie einen Mord aufzuklären, der den zaghaften Frieden zwischen den Gangs gefährdet. Viele möchten nicht reden, und als sich Danny in Luisa (Maria Conchita Alonso) verliebt, verschwimmen die Grenzen zwischen der Polizei und den Gangs völlig, und auf beiden Seiten werden die Kooperationswilligen in die tödliche Spirale an Gewalt gezogen…..

Lange vor Training Day zeigt Dennis Hopper, bekannt aus Filmen wie Easy Rider, in einem Film über seine eigene Nachbarschaft (seine Residenz war in Venice Beach, aber er galt als LA-Kenner und hielt dies u.a. in seinen Fotografien auch fest), dass man einen ausgezeichneten und komplexen Film über ein komplexes sozio-ökonomisches Problem drehen kann ohne daraus ein politisches Lehrstück zu machen, und ohne in technischen Firlefanz abzudriften wie bei der HBO-Serie The Wire (das war zwar auch hervorragend, taugt aber nicht für das 90-minütige Format des Kinos).

Gangkriminalität ist keine Frage von Guten und Bösen, keine Frage von ob die Polizei genug Leute hat, sondern es geht um gesellschaftliche und wirtschaftliche Chancen von ganzen Stadtteilen und den jungen Menschen die darin aufwachsen. Welche Möglichkeiten haben diese Kids, wer sind ihre Vorbilder, auf wen richtet sich ihre Wut, mit welchen Methoden kann die Stadtverwaltung zur Besserung beitragen? Ein Film wie Colors zeigt eindrucksvoll wie schnell der giftige Mix vor Ort zur explosiven Situation werden kann in der jede Aktion eine delikate Überreaktion auslöst, in der die Polizei meist überfordert, die Auswege für die Anwohner meist gering sind und die Verbitterung groß. Die Situation in LA mag sich in den letzten Jahrzehnten stark gebessert haben, aber es gibt in den USA noch genügend Landstriche und Städte in denen es noch viel schlimmer aussieht als im South-LA der 80er, man denke da an Chicago.

Colors ist ein Buddy-Cop Film in erster Linie, so wie man sie nicht mehr so oft sieht. End of Watch ist ein sehr positives Beispiel, War on Everyone ein abstruses, Bright ein sehr schlechtes. Okay zurück zum Thema. Der Film bietet hervorragende schauspielerische Leistungen, mit einem Hauch von 80er-Jahre Lächerlichkeit und Überzeichnung, sehr gute kontemporäre Musik und ein unglaublich gutes Gespür für Look and Feel der Locations, das macht den Film auch so speziell: das sind keine Kulissen, das ist mitten drin, und auch mit echten Gang Mitgliedern (laut Wikipedia starben einige der beratenden Kids noch während des Drehs und erlebten daher den Film nie, an dem sie mit ihren Erfahrungen mitgewirkt hatten).

Colors ist ein kleines und feines Meisterwerk in seinem Genre, und in Teilen bis heute unübertroffen. Dennis Hopper, der 2010 verstarb und ein unglaublich wildes und buntes Leben führte, der Nachwelt ebenso viel hinterließ und eine Legende ist, spielte in über 200 Filmen und Serien mit, drehte selbst aber nur eine Handvoll Filme. Robert Duvall, die mittlerweile graue Eminenz, ist immer noch aktiv und gilt als einer der besten Charakterdarsteller. Sean Penns Lebenswerk ist durchwachsen, aber Colors leitete seinen Einstieg in die große Liga ein. Kurz darauf leistete er mit Die Verdammten des Krieges seine wohl kontroverseste Leistung ab. Die unzähligen Nebendarsteller runden den Film ab und geben ihm den plastischen, realistischen und familiären Touch, dazu gehören Don Cheadle, Randy Brooks, Damon Wayans und Trinidad Silva, der kurz darauf ums Leben kam.

Zu den Versionen des Films lässt sich sagen, dass die paar Minuten keine nennenswerten Qualitätsunterschiede ergeben. Im Detail hat Schnittberichte das auch gut analysiert. Es gibt eine Verschiebung in der Szenenreihung, da bin ich mir selbst etwas unschlüssig wann das nun besser war, betrifft das Verhältnis zischen Danny und Luisa. Das andere Material ist unwichtig. Von dem diese Fassung stammt ist unklar. Der Veröffentlichung liegen sowohl die ursprüngliche Kinoversion als auch der Extended Cut den ich hierfür geguckt habe, separat auf BluRay bei.

Die BluRay bekommt man in zwei unterschiedlichen Mediabooks, das schönste ist denke ich das in dem Retro Cover (siehe unten), in rauem Kartonpapier. Sieht echt hübsch aus. Überhaupt hat Capelight bisher was das Design der Mediabooks anbelangt gutes Händchen bewiesen. Bei den Extras sieht es dafür leider wieder etwas dünner aus, aber der Anspruch der Mediabook-Reihe scheint auch tendenziell mehr in Aufmachung und Qualität als bei Extras zu liege (wobei das unterschiedlich ist). BluRay 1 ist der Unrated Cut, auf DVD gibt es diesen ebenfalls. Die Bonus BluRay 2 enthält die Kinofassung.

Das Bild der BluRay sieht sehr gut aus. Da gibt es Stellen die wirken ein klein wenig stärker verdreckt als andere, aber insgesamt hat man hier einen erstaunlichen Bildtransfer vor sich der sich wenig Schwächen leistet. Das Grieseln ist teilweise aber etwas stark, da hätte man bei der digitalen Nachbearbeitung etwas mehr Zurückhaltung walten lassen können, aber dafür sieht der Film mit etwas Sitzabstand aus wie von gestern.

Der Ton (Englisch getestet) liegt vor in DTS HD MA 5.1 (Deutsch), PCM 2.0 (Deutsch) und PCM 2.0 (Englisch) und klingt – da damals explizit in Stereo aufgenommen – sehr ordentlich, mit einem guten Ansatz von Räumlichkeit in der Front, guter Dynamik und echtem Krach. Leider ist die Dialogverständlichkeit nicht die allerbeste, da hat man teilweise auch viel am Pegel rumgespielt wobei man teilweise dann ein wenig Rauschen vernehmen kann. Die deutsche Spur ist, da Synchronfassung, da etwas besser, aber Synchronfassungen vermeide ich. Es gibt deutsche und englische Untertitel. Auf der Bonus BluRay enthält die Kinofassung keine 5.1 Tonspur. Qualitätsunterschiede (Bild und Ton) kann ich subjektiv keine feststellen.

An Extras liegt Disc 1 das relative aktuelle 31-minütige Interview mit Michael Schiffer (Drehbuch) bei, das einen wirklich guten Einblick in die Entstehung des Films gibt. Außerdem gibts ein ebenfalls aktuelles Interview (16min) mit Dennis Fanning (der polizeitechnischer Berater war) in dem man mehr über den kriminalistischen Hintergrund lernt, und der Kinotrailer. Auf der DVD ist nur der Trailer enthalten, die beiden Interviews sind auf der BluRay übrigens in HD. Auf der Bonus BluRay sind keine weiteren Extras mehr enthalten. In der hübschen Verpackung steckt letztlich noch ein verklebtes, aber schönes Booklet mit Hintergrundtexten von Christoph Kellerbach.

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Die BluRay wurde uns freundlicherweise von Capelight zur Verfügung gestellt.

Sebastian

Gründer und Inhaber von Nischenkino. Gründer von Tarantino.info, Spaghetti-Western.net, GrindhouseDatabase.com, Robert-Rodriguez.info und FuriousCinema.com

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