Coming Home

Coming Home

Coming Home ist ein Antikriegsfilm von Hal Ashby mit Bruce Dern, Jane Fonda und Jon Voight aus dem Jahr 1978.

Bob Hyde (Bruce Dern) ist beim Marine Corps in Kalifornien und freut sich fast schon auf einen Einsatz in Vietnam. Seine Ehe mit Sally (Jane Fonda) leidet schon eine Weile darunter, doch sie unterstützt seine Entscheidung und beide wissen es ist für Bobs Militärkarriere wichtig. Als Bob ausrückt, bleibt Sally alleine zurück während der Vietnamkrieg weitere eskaliert Auch sein Kamerad Bill Munson (Robert Carradine) rückt mit aus und lässt seine seine Frau Vi (Penelope Milford) zurück. Die beiden Arrmeefrauen halten zusammen, aber hin und hergerissen zwischen Patriotismus und wachsenden Misstrauen gegenüber dem Krieg, auch angesichts dessen was sie erleben: Vi erzählt Sally vom Veteranenkrankenhaus in dem sie arbeitet und in dem auch ihr Bruder behandelt wird wegen psychischer Problem. Dort liegt auch Luke Martin (Jon Voight) als Querschnittsgelähmter, der mit seiner Situation umzugehen lernt, eher schlecht als recht. Sally und Luke lernen sich kennen als sie als Krankenschwester voluntiert. Sie waren auf der gleichen Highschool, und sie beginnt sich dem Sturkopf anzunähern und zu helfen. Über ihn lernt sie auch mehr über den Krieg. Just als sich die beiden näher kommen, kann sie wegen des Fronturlaubs von Bob und Bill nach Hong Kong fliegen und Luke wird aus dem Krankenhaus entlassen. Bob ist nicht happy darüber, dass Sally im Krankenhaus arbeitet, und Bill ist enttäuscht dass Vi nicht mitkam. Bob tut sich schwer über die Greuel des Kriegs mit Sally zu sprechen, er ist schwer PTSD gezeichnet. Als sie zurück kommt, erfährt sie, dass Vis Bruder sich das Leben genommen hatte. Luke kettet sich ans Tor der Rekrutierungsstelle und wird Aktivist…. und als Bob endgültig vom Krieg nach Hause kommt, mit einer Beinverletzung, steht die Welt für alle Beteiligten Kopf…

Coming Home

„Out of Time“ von den Rolling Stones (leider nicht auf dem Album enthalten aber Teil des Soundtracks auch von Once Upon a Time in Hollywood) spielt den Film ein und ab, ein Kriegsdrama das ich nach all den Jahren mit Freude wieder gesehen hab. Ich finde es heute besser als vor all den Jahren. Der schöne Soundtrack mit den Stones, Beatles und Co, hat sicher auch zur Popularität des Films und seiner Zeitlosigkeit beigetragen hatte. Immerhin war der Krieg hier noch sehr frisch, die meisten Kriegsgefangenen noch nicht zurück und das Thema alles andere als verdaut. Heute blickt man mit einem viel abgeklärteren und aufgeklärteren Blick auf diesen Film, der demnach nicht mehr so kontrovers ist und viel mehr auf der charakterlichen Ebene wirkt.

Coming Home

Die aus der Fonda-Schauspielerdynastie stammende Jane Fonda spielt mit Sally sowas wie ein All-American-Girl, die Bob, dem braven Patrioten, unterschütterlich zur Seite steht – das bürgerliche Vorbild einer Soldatenfamlie. Der Film stellte aber schon für damalige Verhältnisse vieles in Frage und auf den Kopf, und im Kopf der Zuschauer natürrlich erst recht, und zwar schon alleine deshalb, weil die Sally auf der Leinwand dort nicht von der Jane zu trennen war, die für Pressefotos in Hanoi auf einen Panzer kletterte und gegen den Krieg demonstrierte. Im Film macht die Frau einen Wandel durch, sowohl wegen der Fernsehbilder als auch durch ihre Beziehung zu Luke.

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Es gab damals sehr viel aktive Verdrängung und Überheblichkeit, sowohl auf Seiten der US-Öffentlichkeit, die den Veteranen damals unglaublich viel Abneigung entgegen brachte (dafür dass sie ihren Mitbürgerinnen und Mitbürgern – wie gemein – vor Augen geführt haben dass der Krieg Opfer bringt), aber auch auf Seiten von Soldaten wie Bob, die krampfhaft von ihrer Überlegenheit ausgingen und ihre Angst vor Tod und Verwundung ebenfalls mit einer Abneigung kaschierten. Verletzung, Krüppel werden, PTSD haben – das konnte ja nur Schwächlingen passieren. Schon alleine mit dem offenen Umgang mit diesen Themen ist Coming Home einer der zentralen Filme des Heimkehrer-Films im Kontext des Vietnamkriegs.

Coming Home

Der Film gewann (nur) drei Oscars, hat eine schöne, etwas dokumentarisch anmutende Kameraführung von Haskell Wexler (Medium Cool) und positionierte Ashby endgültig in den Olymp des New Hollywood. Ich würde fast sagen noch viel mehr als einige andere seiner Filme ist es der, der am meisten nachhallt, jedenfalls in meinem persönlichen Empfinden. Die Zeiten haben sich aber so oder so gewandelt. Während Fonda quasi Maskottchen der Antikriegsbewegung war (heute ist sie noch im Geschäft und z.B. auf Netflix in Grace and Frankie zu sehen) ist John Voight eine schwierigere Figur – vom zentralen Star des New Hollywood zum wirren alten Reaktionär verkommen fällt er heute als Trump-Unterstützer auf und ist eher bekannt für wirre Tweets – angeblich redet seine Tochter Angelina nicht mehr mit ihm. Dern ist immer noch im Geschäft, zuletzt unter anderem in Once Upon a Time in Hollywood zu sehen, und eines der wenigen Urgesteine von damals die wie ein Fels in der Brandug das Banner des Indiekinos hochhalten.

Coming Home

Die BluRay von Koch Films ist nun schon über zwei Jahre alt, mal wieder so ein Fall wo sich ein Titel sehr lange auf meinem Stapel halten konnte, bis er für die Besprechung dran war. Den Film hatte ich zuletzt zu Schulzeiten gesehen als ich einen Aufsatz schrieb fürs Abitur über den Vietnamkrieg im amerikanischen Kino (zu dem Thema gibts übrigens hier ein gutes Buch). Das Bild der Bluray sieht ziemlich in Ordnung aus, etwas grieselig und vermutlich wäre heute mehr drin, aber das sieht völlig OK aus und passt gut zur Ära. Der Ton ist ebenfalls solide, mit nicht der allerbesten Dialogverständnlichkeit (engl. getestet) aber insgesamt zufriedenstellendem Eindruck. Es gibt übrigens zwar englische, aber keine deutschen, Untertitel. Aber natürlich noch die deutsche Synchronfassung.

Es gibt einige Extras ,die mehr hergeben als es die Standard-Aufmachung der Scheibe vermuten lässt, nur hat man sich hier das Mediabook wohl gespart. Da wäre zum einen der Audiokommentar mit Jon Voight, Bruce Dern und Haskell Wexler, die dann auch bei den anderen beiden, vermutlich damals für die DVD produzierten Extras erscheinen, die deutsche Untertitel haben (der Audiokommentar selbst aber nicht). Es ist ein schöner, unterhaltsamer und wichtiger Audiokommentar für diesen Film. „Coming Back Home“ Featurette (25min) hat schon etliche Jahre auf dem Buckel, ist aber eine sehr gut gemachte Auseinandersetzung mit dem Film und den dadurch aufgearbeiteten Themen. „Hal Ashby: Man out of time“ Featurette (15min) über den 1988 verstorbene Legende. Dann gibts noch den Trailer und Bilder.

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Die BluRay wurde uns zur Verfügung gestellt. Screenshots entstammen der Eureka Scheibe.

Sebastian

Gründer und Inhaber von Nischenkino. Gründer von Tarantino.info, Spaghetti-Western.net, GrindhouseDatabase.com, Robert-Rodriguez.info und FuriousCinema.com

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