Das Antlitz des Todes / El ojo del huracán / The Fox with a Velvet Tail

Die schöne und reiche Ruth hat sich frisch von ihrem Gatten Michel getrennt. Mit dem neuen Liebhaber Paul will sie sich ein paar schöne Wochen an der Meeresküste machen. So richtig zufrieden ist Michel mit dieser Entscheidung nicht, räumt aber dennoch das Feld. Was paradiesisch beginnt, endet mit seltsamen Unfällen und Todesfällen. Trachtet jemand nach Ruths Leben? (X-Rated)

Obwohl der italienische Titel La volpe dalla coda di velluto (US-DVD Titel: The Fox with a Velvet Tail) eindeutig von den extravaganten, oft verwirrenden Namen aus Dario Argentos richtungsweisender Tier-Trilogie und ihren Nachahmern inspiriert zu sein scheint, stellt diese spanisch-italienische Koproduktion eher einen sexy, sonnigen Einstieg in die Reihe der wendungsreichen, weniger expliziten aber dafür gehobenen Thrillern aus den 60er Jahren (Orgasmo, A Quiet Place to Kill, So Sweet…So Perverse, Der schöne Körper der Deborah usw.) dar. In diesen sogenannten psycho-gialli fokussieren sich die plot-twists nicht nur auf die Morde oder die Entlarvung des Mörders, sondern sehr viel eher auf das langsame zutage fördern von komplexen Beziehungsgeflechten – oftmals von sexueller Natur – zwischen den Hauptcharakteren, die der obersten Klasse angehören und ein luxuriöses Leben führen. Die Plots porträtieren verschachtelte Intrigen über Sex, Leidenschaft und Geld, die scheinbar nur durch Mord aufgelöst werden können.Tatsächlich ist der exzellente französische Schauspieler Jean Sorel, ein Fixpunkt in einigen dieser Filme, auch hier beschäftigt, um eine weitere Geschichte über Ehebruch, Täuschung und Mord im europäischen Jetset zu erzählen.

Die neue Ehe zwischen Ruth (Analia Gadé aus Das Haus im Nebel) und Michel (Tony Kendall aus Der Dämon und die Jungfrau, hier mit einer wirklich schrecklichen Frisur) scheint für eine Katastrophe vorherbestimmt zu sein – nicht wegen ihrer Tendenz passende goldene Outfits zu tragen, sondern weil sie verkündet sich vor zwei Monaten in einen anderen Mann verliebt zu haben, als er gerade nicht in der Stadt war. Michel protestiert, sie sollte zweimal darüber nachdenken ihren Bund aufzulösen, da sie unmöglich jemanden so schnell kennenlernen konnte, doch pünktlich taucht der neue Geliebte in der Person von Paul (Jean Sorel) auf. Ein verärgerter Michel wehrt sich nicht besonders stark, als Ruth und Paul ans Meer fahren, wo ihre romantische Idylle schon bald durch offensichtliche Mordversuche mit manipulierten Autobremsen und frisierten Taucherausrüstungen, der Anwesenheit des exzentrischen Militärkumpels Roland (Maurizio Bonuglia), einer schwelenden Nachbarin (Rossana Yanni) und der unerwarteten Ankunft Michels unterbrochen wird. Es scheint klar zu sein, dass in diesem scheinbar ruhigen Paradies etwas sehr Zwielichtiges vor sich geht, als Gevatter Tod schließlich zuschlägt.

Prächtig anzuschauen und wunderbar besetzt, gestaltet sich Das Antlitz des Todes nur wenig gewalttätig (das meiste geschieht off screen), hat aber viel ordinären Nervenkitzel und glühende Sexualität zu bieten, auch wenn sich die Nacktheit auf einen Grad der 60er Jahre Zurückhaltung beschränkt. Gadé und Sorel bilden ein interessantes Paar, wobei es von Anfang an als eine elegante, jedoch etwas seltsame Erfahrung zu bezeichnen ist, wenn die animierten Eröffnungssequenzen die Verwendung eines Schwans ausspielen (der sich später als ungewöhnliches Haustier herausstellt). Einen wertvollen Aspekt des Films repräsentiert die üppige, einprägsame Musik des großartigen Piero Piccioni, der hier (kurz nach Kameliendame 2000 und Der Sohn des Spartakus) noch in seiner Blüte stand und einen häufig verwendeten Titelsong abliefert, der von der eigentlichen Sängerin (und einmaligen Giallo-Schauspielerin) Shawn Robinson aufgeführt wird. Die Riege der Nebendarsteller besteht ebenfalls aus einem faszinierenden Haufen, mit der in Argentinien geborenen Euro-Horror-Queen Rossana Yanni (Küss mich, Monster; El gran amor del conde Drácula), die einen starken Eindruck hinterlässt und einem sehr jungen Maurizio Bonuglia (Das Parfüm der Dame in Schwarz) der hier die farbenfrohste Rolle im zweiten seiner drei Gialli spielen darf (zwischen Die Mühle der Jungfrauen und Ein schwarzer Tag für den Widder).

Dieser Film war in den 80er und 90er Jahren ein recht beliebter Titel auf der Eurocult-VHS-Tausch-Strecke und wurde unter verschiedenen Titeln wie Lusty Lovers, Suspicion und El ojo del huracán sowie am häufigsten unter In the Eye of the Hurricane in Umlauf gebracht.

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Darsteller: Analía Gadé, Jean Sorel, Rosanna Yanni, Tony Kendall, Maurizio Bonuglia
Regisseur(e): Jose Maria Forque
Format: Limitierte Auflage
Sprache: Italienisch (DD), Deutsch (DD)
Untertitel: Deutsch
Region: Region B/2
Bildseitenformat: 16:9 – 1.77:1
FSK: Nicht geprüft
Studio: X-Rated Kult DVD
Produktionsjahr: 1971
Spieldauer: 100 Minuten

Das 20-seitige tenebrarum-Booklet von Filmanalytiker Martin Beine ist wieder einmal enorm lesenswert !!!

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Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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