Das Geheimnis von Schloß Monte Christo / Il castello dalle porte di fuoco / Scream of the Demon Lover

Anfang des 20. Jahrhunderts geschehen in einer kleinen Gemeinde mehrere grausame Morde. Die Dorfbewohner verdächtigen den verschrobenen Baron Janos Dalmar, da die Morde erst seit dem Tod seines Bruders Igor begannen. Dalmar selbst hat sich ein Labor in seinem Schloss eingerichtet und lädt die wunderschöne Chemikerin Ivanna Rakowsky ein, für ihn zu arbeiten. Schon bei ihrem Eintreffen vermittelt ihr die ablehnende Haltung der Dorfbewohner und der Angestellten des Barons ein ungutes Gefühl. Doch der Baron überredet die engagierte Chemikerin zu bleiben, indem er ihr von seinem Plan erzählt, seinen toten Bruder wieder zu reanimieren. Doch schon bald quälen Ivanna Alpträume von einer verbrannten Gestalt, die sie in einer Folterkammer quält. Der Fakt, dass es in dem Schloss einen Flügel gibt, den sie nicht betreten darf und die weiterandauernde Mordserie, lassen jedoch in Ivanna den Verdacht aufkommen, dass der Baron ihr das wahre Ziel seiner Experimente verheimlicht. Als sie selbst Nachforschungen anstellt, stößt sie auf das grausame Geheimnis des Schlosses… (VZM)

Die schöne Wissenschaftlerin Ivanna Rakowsky (Erna Schurer) reist zu einem abgelegenen Landsitz, um eine Stelle als Labor Assistentin bei Baron Janos Dalmar (Carlos Quiney) anzunehmen. Nur wenige Augenblicke nach ihrer Ankunft erfährt sie, dass ein Monster in der Gegend hübsche Mädchen ermordet, wird von einem perversen Kutscher fast vergewaltigt und von Janos‘ hochmütigen Haushälterin Olga (Cristiana Galloni) als Prostituierte betitelt. Es war ein genauso langer, wie harter Tag für die arme Ivanna, doch ein Blick auf den gutaussehenden Baron reicht aus, um sie davon zu überzeugen, dort zu bleiben. Nicht, dass Janos ihr Engagement für die Wissenschaft schätzen würde. Abgesehen davon, dass er Ivanna in den nächsten Tagen ständig beschimpft, verbietet er ihr zusätzlich noch das Labor im Obergeschoss zu betreten, in dem sein Bruder Igor (Enzo Fisichella) einst während eines mysteriösen Experiments verstarb. Außerdem zeigt Janos mehr Interesse an dem jungen sexy Dienstmädchen Cristiana (Agostina Belli), als an Ivanna. Eines Nachts geschehen wirklich seltsame Dinge, denn als Ivanna im Bett zusammenbricht, ist sie sich sicher, dass man sie unter Drogen gesetzt hat. Sie wacht auf und findet sich splitternackt an ein Gestell gefesselt wieder, während ein scheußlich entstelltes Monster ihren Körper streichelt. Am nächsten Morgen erwacht Ivanna in Sicherheit in ihrem Bett, überzeugt davon, dass es nur ein Traum gewesen ist. Doch in der nächsten Nacht wiederholt sich dieser Albtraum.

Der italienisch-spanisch Co-produzierte Il castello dalle porte di fuoco, auch bekannt als Blood Castle, repräsentiert einen schwach getarnten Aufguss von Antonio Margheritis La vergine di Norimberga (Das Schloss des Grauens, 1963). Roger Cormans New World Pictures brachte den Streifen in die amerikanischen Grindhouse-Kinos, wo er mit Stephanie Rothmans auf künstlerisch machenden The Velvet Vampire (1971) in einer Doppelvorstellung lief. Der spanische Filmemacher José Luis Merino (der bis weit in die Neunzigerjahre aktiv gewesen ist) war eigentlich eher im Action-Adventure-Genre zu Hause. Er drehte Tarzan-Filme (Tarzán en las minas del rey Salomón / Tarzan in King Solomon’s Mines, 1973), Zorro-Streifen (Zorro il cavaliere della vendetta / Zorro, Rider of Vengeance, 1971), Italo-Western (Réquiem para el gringo / Requiem für Django, 1968) und Eurospy-Thriller (Colpo sensazionale al servizio del Sifar / Crime Story, 1968), mit La orgía de los muertos (Der Totenchor der Knochenmänner, 1973) jedoch nur einen weiteren Horrorfilm, in dem er Carlos Quiney mit der spanischen Horrorikone Paul Naschy a.k.a. Jacinto Molina aufeinandertreffen ließ. Merino wirft schon ziemlich bald nach dem Vorspann so etwas wie Subtilität weit aus dem Fenster, indem er gespenstische Orgelmusik, krachenden Donner sowie ein Gothic-Labor voller sprudelnder bunter Flüssigkeiten zum Einsatz bringt und somit (Szene für Szene) ein kreischendes Vollblut-Melodrama kreiert. Die Charaktere bespucken sich gegenseitig entweder mit Gift oder köcheln in überhitzter lateinamerikanischer Leidenschaft vor sich hin, wobei sogar unserer süßen Heldin Ivanna ein paar Zutaten zu fehlen scheinen, um eine volle Schüssel Müsli aufbieten zu können. All das veranlasst das Publikum den im Englischen enorm reißerisch betitelten Scream of the Demon Lover unmöglich ernst nehmen zu können, macht den Streifen für Fans des groovigen Euro-Horror aus den Siebzigern allerdings unwiderstehlich.

Die Handlung vermischt ausgewählte Zutaten von Frankenstein (1931), The Wolf Man (Der Wolfsmensch, 1941) und überraschenderweise Jane Eyre (Die Waise von Lowood, 1943) zu einem berauschenden Gebräu, das je nach Vorliebe entweder nach klassischem Gothic-Horror oder hoffnungslosem Kitsch schmeckt. Wie man es von einem Produkt zweier Kulturen mit bekanntermaßen weniger als aufgeklärten Einstellungen gegenüber Frauen erwarten könnte, ist die psychologische Argumentation des Films gelinde gesagt, als schlichtweg falsch zu bezeichnen. Das Publikum wird gebeten zu glauben, dass selbst nach etlichen Morden noch immer viele hübsche Mädchen ihr Leben bereitwillig für einen One-Night-Stand mit dem großen, starken und sexuell attraktiven Baron riskieren. Darüber hinaus entschuldigt das Drehbuch (von Merino und interessanterweise einer Frau, seiner Stammautorin Maria del Carmen Martinez Roman mit verfasst) unseren „Helden“ (der unschuldige junge Bauernmädchen sexuell ausbeutet) ziemlich unbekümmert und lässt ihn letztendlich mit Ivanna sesshaft werden. Sie ist so dermaßen in ihn vernarrt, sodass sie seine vielen Verbrechen, denen er sich schuldig gemacht zu haben scheint, auf glückliche, wenn auch unerklärliche Art und Weise vertuscht. Erfreulicherweise glättet eine Politur aus Kitsch die zwielichtige Geschlechterpolitik und sorgt für einen liebenswürdigen Gothic-Horror Film. Zur Ehre der Filmemacher wird der Charakter unserer Heldin Ivanna mutig und sympathisch angelegt. Ihre Brüste mögen zwar ständig aus ihren dünnen Nachthemden schlüpfen (wie auch Lars Dreyer-Winkelmann während des sehr interessanten sowie informativen Audiokommentars mehrmals erwähnt), doch sie legt bewundernswerte Stärke an den Tag, um dem finsteren Misogyn Janos die Stirn zu bieten.

Trotz ihres deutsch klingenden Namens war Erna Schurer eine waschechte Italienerin. Das als Emma Costantino geborene Model, arbeitete als Fernsehmoderatorin und Bühnenschauspielerin, bevor sie einen Vertrag mit dem Superproduzenten Alberto Grimaldi unterzeichnete und in zahlreichen Genrefilmen auftrat. Heutzutage ist sie unter Italienern jedoch weniger bekannt, als die schmerzhaft schöne Agostina Belli. Belli arbeitete sich durch die üblichen Exploitation-Rollen, um schließlich ein großer Star zu werden. Sie arbeitete mit ernsthaften Autoren wie Lina Wertmüller und Dino Risi zusammen und spielte neben internationalen Stars wie Oliver Reed in Revolver (Die perfekte Erpressung, 1973), Kirk Douglas in Holocaust 2000 (Inferno 2000, 1977) und Marcello Mastroianni in Doppio delitto (Vom Blitz getroffen, 1977). Eine ihrer denkwürdigsten Rollen verkörperte sie in Risis italienischer Originalfassung von Der Duft der Frauen (Profumo di donna, 1974).

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  • Seitenverhältnis: 16:9 – 1.66:1
  • Alterseinstufung: Freigegeben ab 16 Jahren
  • Regisseur: Merino, Jose Luis
  • Medienformat: Breitbild
  • Laufzeit: 1 Stunde und 37 Minuten
  • Darsteller: Schurer, Erna, Belli, Agostina, Fantini, Giancarlo
  • Untertitel: Deutsch
  • Sprache: Italienisch (Dolby Digital 2.0), Deutsch (Dolby Digital 2.0)
  • Studio: VZM

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Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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