Das Grauen auf Black Torment / The Black Torment / Man stirbt nur zweimal

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts: Sir Richard Fordyke kehrt nach der Hochzeit mit seiner zweiten Frau auf den Landsitz seiner Familie zurück, wo ihm die Ablehnung der restlichen Bevölkerung entgegenschlägt. Ein Mädchen ist ermordet worden und die letzten Worte des Opfers wiesen auf den Adeligen. Da seine erste Frau ebenfalls unter mysteriösen Umständen starb – sie stürzte aus einem Fenster –, gibt es bald viel Gerede und noch mehr Opfer, darunter Sir Richards Vater. Eine weiße Frau erscheint mehrmals und verfolgt den Hausherrn mit Schuldzuweisungen. Droht ihm das Verderben? (Wicked-Vision)

Sir Richard Fordyke (John Turner) ist ein englischer Adliger, der nach einigen Jahren mit einer neuen Braut, Lady Elizabeth (Heather Sears), nach Hause in sein Landhaus zurückkehrt. Er freut sich sehr darauf zurück zu kommen und alle wieder zu treffen, mit denen er aufgewachsen ist. Lady Elizabeth findet seine Begeisterung ansteckend, nur scheint es ein Problem zu geben, denn als sie auf ihrem Weg durch das angrenzende Dorf fahren, wird Sir Richard von seinem alten Freund, dem Schmied (Francis De Wolff) auf unerklärliche Art und Weise ziemlich kalt „begrüßt“. Sir Richard ist verblüfft, reist aber weiter zum Haus, nur um festzustellen, dass ihm seine Angestellten mit der gleichen Kälte entgegenkommen. Erst als der Hausmeister Seymour (Peter Arne) ihn zur Seite nimmt und erklärt, dass es in letzter Zeit zu Vergewaltigung und Mord gekommen ist, beginnt er zu verstehen.

Abgesehen davon, ergibt eine Sache für ihn keinen Sinn: Als das Opfer im Sterben lag, gelang es ihr, einen Namen zu stottern, Sir Richards Namen, was ihn in den Augen der Einheimischen schuldig macht, obwohl er ein gusseisernes Alibi hat, da er zum Zeitpunkt des Vorfalls Hunderte von Meilen entfernt gewesen ist. Der mysteriöse Blickwinkel ist der stärkste Aspekt, den The Black Torment aufzuweisen hat. Dies schien ein Versuch gewesen zu sein, sich in Hammers Ding des britischen Gothic-Horrors einzumischen und zwar mit einer Kombination aus dem lokalen Exploitation-Filmer Robert Hartford-Davis sowie den Brüdern Donald und Derek Ford. Das Brüderpaar sollte schon bald seine Spuren in der wachsenden Sphäre der Sex-Komödien hinterlassen, die in den siebziger Jahren aufblühten. Bei Das Grauen auf Black Torment entschieden sie sich allerdings für eine bewährte Formel.

Von Anfang an scheint The Black Torment ein wenig zu ruhig und wenig bemerkenswert für einen vermeintlichen Horrorfilm zu sein, mit einer Vielzahl von Szenen mit Charakteren, die herumstehen, um die Details des Mysteriums miteinander in Beziehung zu setzen. Man bleibe jedoch am Ball, denn die Handlung dreht im Folgendem die Schrauben der Spannung an, wobei die Stimmung gegen Ende ins positiv Wütende wechselt, wenn Sir Richard den Druck verspürt – versucht jemand ihn wahnsinnig zu machen, oder führt er wirklich ein Doppelleben? Die Antwort darauf liegt auf der Hand, wenn man die Erklärung akzeptieren möchte und davon ausgeht, dass die Handlung ernsthaft zu diesem Schluss kommen würde. Doch der Film endet nicht mit einem ernsthaften Gesicht, sondern mit einem Gesicht, das in einem Schrei verzerrt ist. Oder zwei, oder drei Schreien.

Zur Besetzung gehört Joseph Tomelty als Sir Richards inzwischen behinderter Vater, der seit einem Schlaganfall gezwungen ist in Gebärdensprache zu kommunizieren, die nur Diane (Ann Lynn) die Schwester von Sir Richards verstorbener erster Frau verstehen kann. Außerdem tauchen Raymond Huntley als der örtliche Colonel, der Sir Richard verdächtigt nicht nur einen, sondern gleich zwei Morde begangen zu haben und Patrick Troughton (was für Doctor Who Fans garantiert interessant sein sollte), der sich um die Pferde kümmert, ansonsten allerdings nicht viel zu tun hat, leider. Während Heather Sears als verständnisvolle Ehefrau ein top-billing erhielt, stellte dieser Streifen in Wirklichkeit ein Schaufenster für John Turners besonderen Thespianismus dar, was seine Art erklärt, die Rolle am Genick zu packen.

Oder viel eher an der Kehle, angesichts der offensichtlichen Angewohnheit seines Alter Ego seine Opfer mit bloßen Händen zu erwürgen. Als würde dies den Verdacht des Publikums bestätigen, die Aristokraten des Landes wären wahnsinnig geworden, spielt der Film mit Sir Richards sich stetig verschlechterndem geistigen Zustand und allen anderen, die sich ihm auf der Abwärtsspirale in Richtung Manie anschließen, da sich die Fakten einfach nicht aufaddieren lassen, besonders als er tatsächlich an zwei Orten gleichzeitig anwesend zu sein scheint. Gibt es eine übernatürliche Erklärung dafür, oder könnte ein Fluch auf der Familie liegen? Das wäre ungefähr als so vernünftig anzusehen, wie die Erklärung, die man bekommt, aber das sollte wohl ein Teil des Spaßes sein. Man kann diesen Film keineswegs als Klassiker bezeichnen, doch wenn man das gotische Kino des 20. Jahrhunderts als attraktiv empfindet, kann man es sich nicht leisten Das Grauen auf Black Torment zu verpassen, selbst wenn der Flick mit beiden Augen eher auf die Abendkasse, als auf die Kunst an der Sache schielte. Turners Reaktion, als er mit dem Schrecken seiner Situation konfrontiert wird, ist eine, die man schätzen sollte, und er erweist sich im großen Finale des Films (der es wert ist, durchgehalten zu werden), als kein gemeiner Prahlhans.

Wicked-Vision veröffentlicht Das Grauen auf Black Torment als Nummer 35 ihrer Collector’s Edition im Mediabook (BluRay und DVD), mit drei verschiedenen Cover-Motiven, die jeweils auf 333 Stück limitiert sind. Bild (1,66:1 /1080p) und Ton (Deutsch + Englisch DTS-HD Master Audio 2.0 / Dolby Digital 2.0) bewegen sich auf zufriedenstellendem Niveau, da kann man sich kaum beschweren. Deutsche oder englische Untertitel können zugeschaltet werden. Insgesamt handelt es sich bei Das Grauen auf Black Torment wieder einmal um eine äußerst gelungene Mediabook-Edition mit nettem Bonusmaterial, die bei Liebhabern und Freunden von Gothic-Horror Filmen recht gut ankommen sollte. Allerdings mit Sicherheit nicht jedermanns Sache sein dürfte.

Extras:
Audiokommentar mit Filmhistoriker Dr. Rolf Giesen & Dr. Gerd Naumann; Featurette: „Gothic Cinema: Eine Einführung von Filmwissenschaftler Prof. Dr. Marcus Stiglegger; Featurette: „Return to Black Torment“ – Ein Interview mit Annette Whiteley und Roger Croucher; Deutscher Kino-Vorspann; Deutscher Kinotrailer sowie eine Bildergalerie.

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  • Darsteller: Heather Sears, John Turner, Raymond Huntley, Annette Witheley, Peter Arne
  • Regisseur(e): Robert Hartford-Davis
  • Untertitel: Deutsch, Englisch
  • Bildseitenformat: 16:9 – 1.77:1
  • FSK: Freigegeben ab 16 Jahren
  • Studio: Wicked-Vision
  • Produktionsjahr: 1964
  • Spieldauer: 86 Minuten

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Diese Edition sowie das Bildmaterial wurde uns freundlicherweise von Wicked-Vision zur Verfügung gestellt.

Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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