Das Haus der Angst / La Casa Della Paura / The Girl in Room 2A

Die junge Margaret wurde soeben aus dem Gefängnis entlassen. Durch die Hilfe ihrer Bewährungshelferin findet sie schnell eine neue Bleibe, doch dort scheinen seltsame Dinge vorzugehen. Ein unheimlicher Mann taucht auf, vermeintliche Blutflecken auf dem Boden, ein seltsamer Selbstmord sowie immer wiederkehrende Alpträume verängstigen die junge Frau zutiefst. Sie entschließt sich eigene Ermittlungen anzustellen und gerät dabei ebenfalls in Lebensgefahr! Welches Geheimnis verbirgt das alte Herrenhaus und was hat es mit dem ominösen Zimmer 2A auf sich? (X-Rated)

La Casa Della Paura ist wohl eher als ein Horrorfilm, denn als ein Giallo zu bezeichnen, enthält jedoch genügend Rätsel-Elemente, um die Aufnahme in diesen Kontext zu rechtfertigen. Ganz gleich, wie man den Film einstuft, die meisten Konsumenten stimmen in diesem grundlegenden Punkt überein: Das Haus der Angst ist einfach nicht sehr gut gelungen. Die Geschichte schwirrt etwas zusammenhanglos umher und die Versuche etwas Geheimnisvolles in den Streifen einfließen zu lassen, sind viel zu hektisch geraten, um sich als erfolgreich erweisen zu können. Es kommt sehr wenig Spannung auf, während die Horrorelemente recht ungeschickt gehandhabt werden. Schlimmer noch, der Film kriecht in enorm langsamem Tempo daher, wobei selbst die Einführung einiger sexy und sadistischer Elemente nicht viel dazu beitragen können, dem Geschehen genug Leben einzuhauchen. The Girl in Room 2A ist einer jener Flicks, in denen die Bösewichte so durchschaubar bösartig sind, sodass man sich über die Heldin ärgern muss, da sie einfach nicht in der Lage ist zu bemerken, dass sie sich in Gefahr befindet. Margaret hat das Zeug zu einem interessanten Charakter, doch leider wird nichts Substanzielles mit ihr veranstaltet. Ihr Hintergrund als unschuldige Frau, die Zeit für ein Verbrechen verbüßen mußte, das sie gar nicht begangen hat, hätte einige zum Nachdenken anregende Details liefern können, dient allerdings nur als Ausrede: Sie wurde vom Glück verlassen und muss nun versuchen, im gruseligen Wohnhaus zurecht zu kommen. Die verschiedenen Bösewichte und „roten Heringe“ sind zusätzlich extrem skizzenhaft gehalten, während die übernatürlichen Elemente alles andere als überzeugend rüberkommen.

Viele Jahre lang glaubte man, der wahre Schuldige für diese filmischen Gräueltaten sei ein italienischer Regisseur gewesen, der sich hinter einem Pseudonym versteckte. Hauptdarstellerin Daniela Giordano hat jedoch bestätigt, dass es sich tatsächlich um einen amerikanischen Regisseur namens William Rose handelte. Roses Regieführung repräsentiert die Definition von oberflächlich par excellence: Er lässt jede Gelegenheit für die Kreation von Spannungs- und Schockwerten aus, wobei sein Gefühl für Tempo und Timing ziemlich daneben ist. Er wurde 1932 in New York City geboren und begann in den frühen 60er Jahren mit Filmen. Rose arbeitete hauptsächlich im „Nackt“-Geschäft, schrieb, inszenierte und fotografierte eine Reihe von Soft-Sexfilmen, manchmal unter dem Pseudonym Werner Rose. Eine Verbindung mit dem legendären Exploitation-Produzenten Dick Randall führte dazu, dass er nach Rom kam, um diesen Film zu inszenieren. Rose schrieb auch am Drehbuch des unbeschreiblichen Terror! Il castello delle donne maledette (Die Leichenfabrik des Dr. Frankenstein, 1974) mit, der ebenfalls von Randall produziert wurde. Es scheint so, als hätte er es nach La Casa Della Paura aufgegeben weiterhin Regie zu führen, arbeitete jedoch sporadisch als Schauspieler weiter. Einer seiner überraschendsten Verdienste ist die Arbeit als Dialogregisseur und Statist bei Werner Herzogs Fitzcarraldo (1982). Rose war hier mit einer durchaus ansprechenden Besetzung gesegnet, gibt dieser allerdings nicht viel zu tun.

Daniela Giordano gibt unter den gegebenen Umständen ihr Bestes als Margaret, denn es ist nicht ihre Schuld, dass ihr Charakter so hoffnungslos schwach wirkt. Sie liefert jedenfalls glaubwürdige Arbeit ab, indem sie es versteht echte Angst auszudrücken, als sie während des letzten Aktes durch den „Fleischwolf“ gedreht werden soll. Giordano wurde 1947 in Sizilien geboren und 1966 zum ersten Mal als „Miss Italien“ ausgezeichnet. Dies führte zu Rollen in Filmen wie Don Taylors Spaghetti-Western Un esercito di 5 uomini (Die fünf Gefürchteten 1969, wo Dario Argento am Drehbuch mitgeschrieben hat) und Mario Bavas problematischer Sex-Komödie Quante volte … quella notte (Four Times That Night, 1969), der von italienischen Zensoren (angeführt von niemand anderem als Riccardo Freda!?) bis 1972 zurückgehalten wurde. In Sergio Martinos Your Vice is a Locked Room and only I Have the Key (1972) spielte sie eine kleine Rolle und sollte auch in Il vizio ha le calze nere (Reflections in Black, 1975) sowie in einer Nebenrolle im borderline Giallo Malocchio (Blutige Magie, 1975) auftreten. Sie blieb bis Ende der 70er Jahre aktiv, um danach einer Karriere als Journalistin nachzugehen. Der distinguierte Raf Vallone ist als einer der gruseligen Mieter auch an Board, doch im Vergleich zu seiner herzerwärmenden Vorstellung als verstörter Vater in La morte risale a ieri sera (Das Grauen kam aus dem Nebel, 1970) stellt diese Rolle wirklich eine Verschwendung seiner beträchtlichen Talente dar. Rosalba Neris Auftritt gestaltet sich minimal, während der zukünftige Hardcore-Star Karin Schubert eines der Opfer gibt und dabei ihren (zugegebenermaßen beeindruckenden) Körper bloßlegen darf.

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Darsteller: Daniela Giordano, Raf Vallone, John Scanlon, Angelo Infantini, Karin Schubert
Regisseur(e): William Rose, Ramiro Oliveros
Format: Letterbox
Sprache: Italienisch (Dolby Digital 2.0), Deutsch (Dolby Digital 2.0)
Untertitel: Deutsch
Region: Region B/2
Bildseitenformat: 16:9 – 1.85:1
FSK: Nicht geprüft
Studio: X-Rated
Produktionsjahr: 1974
Spieldauer: 85 Minuten

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Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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