Das Kabinett des Schreckens

Das Kabinett des Schreckens (The Funhouse) ist ein Horrorfilm von Tobe Hooper (The Texas Chainsaw Massacre) aus dem Jahr 1981.

Zwei Teenager-Pärchen besuchen abends den örtlichen Rummel. Eine von Ihnen, Amy (Elizabeth Berridge) hatte vorher Zoff mit ihrem jüngeren Bruder Joey, der sich dann ebenfalls aus dem Haus schleicht um seiner Schwester nachzustellen. Die Teenies beschließen, in der Geisterbahn zu übernachten, wo sie sicher vor der Moralfuchtel diverser Eltern, machen können was Teenager halt gerne mal machen. Als sie Zeugen werden, wie der entstellte Sohn des Schaustellers eine Prostituiert ermordet, beginnt ein Kampf ums Überleben, in einer Geisterbahn („Funhouse“) die nun mehr als nur Schreckmomente zu bieten hat….

Der Film dauert locker fast eine Stunde, bis er irgendwie zum Punkt kommt. Um es damit vorweg zu nehmen: wer sich einen rasanten Schocker oder Splatter-Film erwartet, ist hier falsch. Hooper, für den The Funhouse der in etwa übernächste Kinofilm nach The Texas Chainsaw Massacre darstellte, lässt hier Atmosphäre und Production Design an Stelle von Mord und Schock stehen. Während er ein paar Jahre später mit dem genialen Lifeforce nochmal einen Kult-Klassiker schuf, finde ich hat seine Karriere nie wieder ein Schaffensniveau erreicht, mit dem er an sein Debut anknüpfen konnte. Auch The Funhouse ist kein Meilenstein in dem Sinne – aber er ist ein sehenswerter Genre-Ausflug der vor Anspielungen, kreativen Ideen und visuellen Eindrücken nur so strotzt.

Besonders schön ist rückblickend dann tatsächlich die Subtilität. Man erwartet verrücktes Zeug, doch erlebt eine Stunde lang sehr viel Atmosphäre, einige Andeutungen, komische Vorahnungen (wie auch Amy sie selbst zu sehen glaubt), schräge Dinge (was man auf dem Rummel halt so zu sehen bekommt) und befindet sich letztlich in einer Geisterbahn wieder, die dann gar nicht so abartig ist. Warum? Weil das drum herum schon eine etwas hässliche Reflektion der Gesellschaft ist. Von der Peepshow mit den älteren Damen bis zu dem entstellten Schausteller-Sohn ist hier nichts wirklich böses auszumachen, und auch nichts gruselig-schreckliches, sondern es ist eine unterschwellige Widerlichkeit – fast so als würde Hooper sagen: Splatter brauchen wir gar nicht, geh nur mal auf den Rummel dann hast Du deinen Horror. Es ist fast schon etwas misanthropisches was er hier auftischt.

Eine ganz wichtige Rolle spielen dabei die vier Teenies, die alle von sehr guten Performances getragen werden und einem zwar nie richtig plastisch erscheinen (dafür erfährt der Zuschauer über sie viel zu wenig), aber dann doch ein wenig ans Herz gewachsen sind. Der hartgesottene Horror-Gucker erwartet also dann ein Schlachtfest, aber es kommt eher wie eine Serie unglücklicher Unfälle daher, dass Amy am Ende als einziges die Geisterbahn lebendig verlassen wird. Als es dann soweit ist, kann man als Zuschauer aufatmen, es bleibt aber ein mulmiges Gefühl, denn das seltsame, eklige, unheimliche dass man schon vorher und außerhalb der Geisterbahn dachte ausgemacht zu haben, ist nach wie vor da…. eigentlich ein recht genialer Move von Tobe Hooper.

Die BluRay im schmucken Mediabook ist im Juli bei Koch Films erschienen. Die Haupt-Bluray (die Bonus-Discs usw. hatte ich nicht zur Verfügung) enthält neben vier (!) Audiokommentaren das Featurette „The Barker speaks“ (11min), indem sich Kevin Conway an den Film erinnert, das Featurette „Something Wicket this way comes“ (8min), indem sich Produzent Mark Lester erinnert, und das Featurette „Carnival Music“ (10min), mit Komponist John Beale, sowie der Originaltrailer, einige TV- und Radiospots, Behind-the-Scenes Fotos und eine Bildergalerie. Die Kommentare sind einmal mit Tobe Hooper und Tim Sullivan, dann einer mit Derek Power (dem Produzent) und Filmexperte Howard S. Berger, dann einer mit Effektemann Craig Reardon und Jeffrey Reddick und letztlich einer mit Calum Waddel und Justin Kerswell. Allesamt enthusiastische, informative und weitgehend unterhaltsame Kommentare zu diesem atmosphärischen Klassiker, die von der Anziehungskraft des Klassikers zeugen, wie er sie auf Fans des Genres nach wie vor ausübt. Richtig tief habe ich nur in den mit Howard reingehört, da ich mit ihm befreundet bin und seine Kommentar sehr schätze. Die Extras dürften alle von Shout Factory, teilweise auch von Arrow Video, übernommen sein. Auf der Bonus Disc müssten sich noch befinden ein Interview „Carnage at the Carnival“ mit Tobe Hooper (16min), eine Interview „Miles of Mayham“ mit Darsteller Miles Chapin (21min), eines namens „A Trilogy of Terror“ mit Effekt-Künstler Craig Reardon, sowie eins das heißt „Masterclass of Horror“ mit Mick Garris, und letztlich ein Audiointerview mit Schauspieler William Finley (3min), außerdem einige geschnittene Szenen (6min) und ein Q&A mit Tobe Hooper (21min). Insgesamt also ein verdammter Berg an Extras. Die BluRay bietet den Film auf Deutsch (2.0) und Englisch (2.0 sowie 5.1, letzteres getestet) und mit optionalen deutschen oder englischen Untertiteln. Das ganze klingt ziemlich solide, mit moderater Räumlichkeit und guter Dialogverständlichkeit. Der Film ist subtil, das gilt dann auch für die Tonspur. Das Bild sieht ziemlich klasse aus, es schwächelt nur stellenweise ein wenig wenn es um die Details in dunklen Szenen geht, insgesamt aber eine recht gute Abtastung die man hier eingekauft hat.

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Die BluRay wurde uns freundlicherweise von Koch Films zur Verfügung gestellt.

Sebastian

Gründer und Inhaber von Nischenkino. Gründer von Tarantino.info, Spaghetti-Western.net, GrindhouseDatabase.com, Robert-Rodriguez.info und FuriousCinema.com

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