Das Kindermädchen

Das Kindermädchen (The Guardian) ist ein Horrorfilm von William Friedkin (The Exorcist) aus dem Jahr 1990 der auf einer Romanvorlage von Dan Greenburg basiert.

Ein junges Paar zieht nach Los Angeles um neue berufliche Horizonte zu erschließen. Das Familienglück lässt auch nicht lange warten, und da die beiden sich den neuen Lifestyle aber nur dann leisten können, wenn sie auch beide arbeiten, suchen sie für das Neugeborene ein Kindermädchen. Nach einem längeren Casting entscheiden sie sich für ein junges Mädchen, das aber bei einem Fahrradunfall tragisch verunglückt. Daher zieht bei ihnen die Engländerin Camilla (Jenny Seagrove) ein, eine sympathische, gut aussehende junge Dame mit einem sehr guten Händchen für Kinder. Kate (Carey Lowell) ahnt erstmal nichts, aber ihr Mann Phil (Dwier Brown) schöpft plötzlich einen grausigen Verdacht, als sein Kumpel Ned, ein Architekt der ihr Haus entworfen hat, verschwindet nachdem er mit Camilla angebandelt hatte. Das Pärchen ahnt nicht, dass ihr Kindermädchen einem Druidenkult angehört, der Kinderblut an eine Art Baumgott opfert…..

Der Film ist nun fast 30 Jahre alt, und er kam fast 20 Jahre nach The Exorcist, er liegt also was schrägen Horror anbelangt irgendwo auf halber Strecke. William Friedkin versuchte hier mit etwas semi-retro Horror Material nachzulegen, und trat gleichermaßen in die Fußstapfen des Kollegen Sam Raimi, dessen The Evil Dead das Genre des splatterreichen Natur-Horror zu seiner Spezialität gemacht hat. Diese Brücke ist nicht völlig arbiträr. The Guardian ist ein seichter Psychothriller wie er in den 90ern am Fließband produziert wurde, und hätte genauso ohne das Fantasy-Element auskommen können. Auch solche Filme gab es genug, das Kindermädchen das die Ehe ruiniert und Eifersüchtigkeiten führen zu Mord und Totschlag. Alles schon gehabt.

Friedkin geht einen anderen Weg, und verknüpft Fantasy mit Neuzeit. Dieses traute Familienleben wird von einem uralten Kult brutal zerstört, wie schon viele vorher. Das erlaubt es Friedkin, den kühlen LA Vorstadt Chique mit kreativen Natureffekten zu kombinieren, die eben an Raimi erinnern. Erstmals völlig ungekürzt offenbart The Guardian in dieser Version wie krass brutal dieser an manchen Stellen wird – Kettensäge inklusive. Splatter Fans werden an den wenigen graphischen Szenen somit ihre Freude haben.

Ansonsten ist der Film – wirklich bis auf ein paar wenige Momente – ziemlich zahm, und eigentlich gar etwas langweilig. Unterm Strich war ich dann auch eigentlich enttäuscht, denn das große Finale blieb bei all dem Spannungsaufbau ein wenig hinter den Erwartungen zurück. Gute Musik (sehr stimmig und eingängig teilweise), gute Schauspieler, gute Effekte, gute Story, aber irgendwie stimmte die Balance nicht, und vor allem fühlte es sich etwas weit hergeholt, wenig erklärt und etwas zu flach. Auch das war aber typisch 90er: böse ist halt böse. Punkt.

Die Special Edition von Koch Media präsentiert den Film ungekürzt auf BluRay. Der Film liegt auf Englisch und Deutsch vor, gleiches gibt es auch als Untertitel. Der Ton klingt ziemlich gut, die Räumlichkeit hält sich aber in Grenzen. Das Bild sieht sehr gut aus, es schwächelt nur an einigen Stellen ein wenig, insgesamt eine sehr solide Präsentation des Films.

An Extras gibt es in erster Linie eine ganze Reihe Interviews. Das erste, „Return to the Genre – An Interview with William Friedkin“ (17min, OmU), ist sehr aufschlussreich und Friedkin gibt einen motivierten Einblick in den Film. „The Nanny – Interview with Jenny Seagrove“ (13min, OmU) erinnert sich an den Film, und auch an die Schwierigkeiten des Drehs. Das Interview mit Dwier Brown (21min) ist nochmal viel neuer, und wohl von einer Neuaufführung. Er erinnert sich zurück, auch an die Kollegen, die Effekte und so weiter. Mir ist der Mann nicht so vertraut, insofern ein recht interessanter Monolog. Natalija Nogulich (11min), ebenfalls sehr aktuell, erinnert sich ebenfalls an den Film. Die hatte allerdings nur eine sehr kleine Nebenrolle, naja sagen wir mal, ihre Rolle ist quasi ja teil des Prologs. Gary Swanson (10min) kommt ebenfalls zu Wort, der neben Nogulich im Prolog den Vater spielt. Mit dabei ist dann auch noch Drehbuchautor Stephen Volk in „Don’t Go in the Woods“ (21min, OmU), das Interview ist aus der gleichen Zeit wie das mit Friedkin. Makeup-Macher Matthew Mungle kommt in 13min auch zur Sprache, das ist wieder ein etwas aktuelleres Interview. Seine Arbeit ist ja sehr zentral für den Film. Jack Hughes äußert sich in 6min ebenfalls relativ kürzlich zum Film, dessen Soundtrack ich wie oben kurz erwähnt ziemlich stimmig finde, eingängig auch und natürlich als BluRay Menümusik verwendet. Das Interview kommt von der Shout Factory BluRay des Films.

Dann gibt es noch ein TV Making of aus den 90ern (6min) im Stil einer Promo, das allerdings recht stimmig ist. Cast and Crew Profiles (8min) ist ebenfalls eine TV Promo von damals, geht aber auf die Schauspieler und Charaktere ein. Finde es gut dass mal auf einer BluRay einige der alten Features und Werbematerialen wieder verwendet werden. Ich finde es sollte viel mehr Anstrengungen gemacht werden, um all die TV Archive und das Internet zu durchkämmen bei Heimkino Releases, naja das ist eine andere Geschichte.

Den Abschluss bildet der Originaltrailer, einige TV Spots und eine Bildergalerie. Einen Audiokommentar gibt es nicht. Angesichts der fast zwei Stunden Interviews gibt es dann aber auch kaum mehr Aspekte die nicht behandelt wurden.

Ingesamt also eine sehr üppig ausgestattet Scheibe eines doch guten Friedkin Films. Gute Qualität, gute Unterhaltung, wenn auch der Film nicht jeden völlig vom Hocker reißen wird.

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Die BluRay wurde uns freundlicherweise von Koch Media zur Verfügung gestellt.

Sebastian

Gründer und Inhaber von Nischenkino. Gründer von Tarantino.info, Spaghetti-Western.net, GrindhouseDatabase.com, Robert-Rodriguez.info und FuriousCinema.com

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