Das Netz der tausend Augen / Le secret / The Secret

Was weiß David? Und weshalb ist die Staatsmacht in Form von Polizei und Militär hinter ihm her? Der Mann kann aus einer Anstalt entkommen, muss dafür aber einen Wärter töten. Nun findet er Unterschlupf in einer Berghütte in den südfranzösischen Cevennen: Das Pärchen Julia und Thomas gewährt ihm Unterschlupf. Aber auch ihnen kann David nicht offenbaren, was es genau ist, was er weiß und weshalb er sich bedroht und verfolgt fühlt… (Pidax Film- und Hörspielverlag)

David (Jean-Louis Trintignant) entkommt aus der Gefangenschaft und tötet dabei eine Wache. Er flieht aufs Land, wo er Thomas (Philippe Noiret) und Julia (Marlène Jobert) trifft, die in einem abgelegenen Haus ein ruhiges Dasein führen. David erzählt ihnen, dass er ein Geheimnis kennt, welches er nicht preisgeben darf und dass „sie“ hinter ihm her sind. Obwohl Julia Zweifel hat, stimmen die beiden Aussteiger zu David zu verstecken und versuchen schließlich ihm bei der Flucht nach Spanien zu helfen. Doch Davids Paranoia erweist sich als ansteckend und da die Wahrheit immer im Schatten verborgen liegt, beginnen sie damit sich gegenseitig zu täuschen sowie einander zu misstrauen.

Die USA waren nicht das einzige Land, das in den 70er Jahren paranoide Thriller herausbrachte, wobei sich dieser Streifen des französischen Regisseurs Robert Enrico (der am ehesten für den Kurzfilm La rivière du hibou / Zwischenfall auf der Eulenfluss-Brücke von 1961 bekannt sein dürfte, der später als Twilight Zone-Episode ausgestrahlt wurde) recht spannend gestaltet. Während des gesamten Flicks ist unklar, ob David wirklich das Opfer einer Verschwörung oder einfach nur verrückt ist. „Wenn er verrückt ist, bringt er uns um … wenn nicht, bringen „sie“ ihn um“, meint Julia. Enrico hält Informationen zurück oder verstreut irreführende Hinweise, um die Spannung aufrechtzuerhalten und die Zuschauer im Unklaren darüber zu lassen, in welche Richtung sich der Film entwickeln wird.

Das Netz der tausend Augen repräsentiert auf keine Weise einen außergewöhnlichen, allerdings jedoch einen guten sogenannten Paranoia-Thriller. Trintignant legt seine Rolle nicht rappelig oder zappelig an, sondern spielt sie mit nervöser Vorsicht, weswegen er immer wachsam ist. Noiret kommt umgänglich sowie freundlich rüber, mit einem Hauch von Traurigkeit. So riskant die Situation für ihn und Julia auch sein mag, so beschwingt ihn das „Abenteuer“ doch auch ein wenig. Joberts (die eine verblüffend starke Ähnlichkeit mit Shirley MacLaine aufzuweisen hat) Charakter wurde genauso komplex, wie intelligent gestaltet. Die Gruppendynamik ist interessant zu beobachten, da sie unter dem zunehmenden Druck stark belastet wird. Ennio Morricone liefert keinen seiner besten, aber trotzdem einen ziemlich guten Score ab. Es handelt sich um einen klugen Film, der ein Gefühl von schleichender Angst und Unsicherheit vermittelt. Der einzige schwerwiegende Fehltritt von Le secret stellt eine schreckliche Erklärung für die Koda dar.

Da StudioCanal bei dieser Veröffentlichung seine Finger mit im Spiel hat, geht die Bildqualität von Das Netz der tausend Augen vollkommen in Ordnung. Sie ist jedenfalls als deutlich besser zu bezeichnen, als bei den meisten anderen Pidax Produkten.

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  • Seitenverhältnis: 16:9 – 1.66:1, 16:9 – 1.77:1
  • Alterseinstufung: ‎Freigegeben ab 16 Jahren
  • Regisseur: ‎Robert Enrico
  • Medienformat: ‎Dolby, PAL, Breitbild
  • Laufzeit: ‎1 Stunde und 38 Minuten
  • Darsteller: Jean-Louis Trintignant, Marlène Jobert, Philippe Noiret, Jean-Francois Adam
  • Sprache: ‎Deutsch (Dolby Digital 2.0), Französisch (Dolby Digital 2.0)
  • Studio:‎ Pidax Film- und Hörspielverlag

Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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