Das schreckliche Geheimnis des Dr. Hichcock / L’orribile segreto del Dr. Hichcock / The Horrible Dr. Hichcock

London im Jahre 1885. Versehentlich tötet der bekannte Londoner Arzt Dr. Bernard Hichcock seine Frau Margaret mit Chloroform. Nach diesem Vorfall verlässt er London und kehrt nach 15 Jahren mit seiner neuen Frau Cynthia dorthin zurück. Sie ziehen in das gleiche Haus, in dem damals das Unglück geschah, und bereits nach kurzer Zeit hat Cynthia das Gefühl, vom Geist der toten Frau überall verfolgt zu werden. Neben diesen Erscheinungen hat sie den fürchterlichen Verdacht, dass ihr Ehemann versucht, sie zu vergiften. (Ostalgica)

Riccardo Fredas Das schreckliche Geheimnis des Dr. Hichcock liefert genau das ab, was man von einem italienischen Gothic-Horrorfilm der frühen 60er Jahre erwartet – eine unglaublich dichte Atmosphäre. Der Film basiert auf einer originellen Geschichte und einem Drehbuch von Ernesto Gastaldi, der später zu einer Reihe ebenso atmosphärischer gialli beitrug, die heute als Kultklassiker gehandelt werden (zum Beispiel La coda dello scorpione, Tutti i colori del buio, Il tuo vizio è una stanza chiusa e solo io ne ho la chiave). Der angesehene Anästhesist Dr. Bernard Hichcock (Robert Flemyng, Das Quiller Memorandum – Gefahr aus dem Dunkel, 1966) benutzt seine schöne Frau Margaret (Maria Teresa Vianello) als Versuchskaninchen im Keller seines prächtigen viktorianischen Herrenhauses. Sie stört sich jedoch nicht daran, nein, denn tatsächlich genießt sie die „Experimente“, weil die sich routinemäßig zu Fetischspielen entwickeln, die ihre Ehe spannend gestalten.

Eines von Dr. Hichcocks Experimenten geht allerdings schrecklich schief, weswegen Margaret in seinen Armen stirbt. Am Boden zerstört und verängstigt sperrt Dr. Hichcock ihren kalten Körper dann im Keller weg und verlässt das Anwesen. Mehr als ein Jahrzehnt später kehrt Dr. Hichcock mit seiner neuen Frau Cynthia (Barbara Steele, La maschera del demonio, 1960) nach Hause zurück, der wenig über seine Vergangenheit bekannt ist. Die gruselige Haushälterin Martha (Harriet Medin, La frusta e il corpo, 1963) lässt sofort erkennen, dass sie den Ersatz für Margaret nicht leiden mag, doch Dr. Hichcock versichert Cynthia, dass Martha mit der Zeit aufwärmen wird und die beiden gut miteinander auskommen werden.

Kurz darauf bringt eine Reihe seltsamer Ereignisse Cynthia an den Rand eines schweren Nervenzusammenbruchs. Zuerst vernimmt sie einige gruselige Stimmen und Geräusche, dann erspäht sie eine in weiß gekleidete Person im Garten und entdeckt schließlich, dass Dr. Hichcock sie heimlich mit einem starken Narkotikum betäubt. Unsicher, ob sie nun droht richtig verrückt zu werden oder etwas wirklich Seltsames auf dem Anwesen vor sich geht, bittet Cynthia den jungen und gutaussehenden Assistenten ihres Mannes, Dr. Kurt Loewe (Silvano Tranquilli als Montgomery Glen gelistet), um Hilfe. Man kann schon ziemlich einfach vorhersehen wohin die Geschichte führen wird, sobald Dr. Hichcock mit Cynthia auf sein altes Anwesen zurückkehrt, was sich jedoch nicht negativ auf das auswirkt, was der Film zu erreichen versucht. Was hier zählt, ist die historische Atmosphäre, wobei der gesamte Aufbau im Grunde eine große Darstellung von Spezialeffekten und Sounds repräsentiert.

Viele der Visuals dürften Bewunderer von Mario Bavas Frühwerk ansprechen, obwohl der aktuelle Transfer für diese Veröffentlichung leider nicht als ganz optimal bezeichnen werden kann, weswegen Kameramann Raffaele Masciocchis einzigartige Auswahl von Beleuchtung und Vorliebe für Farben tatsächlich darunter leiden. Dennoch erweist sich das Filmmaterial aus dem Herrenhaus als ziemlich spektakulär und selbst mit den Quellenbeschränkungen kann der Film sicherlich einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Barbara Steele war genau die richtige Wahl für diesen Film, weil sich ihre Mimik weitaus wirkungsvoller gestaltet, als die gruseligen Geräusche, die im Hintergrund zu hören sind. Auch Flemyng und Medin vermögen es beide zuweilen sehr gut verwirrt und/oder gestört dreinzuschauen. Die passend stimmungsvolle Orchestermusik des Films wurde von Roman Vlad (Der Pakt mit dem Teufel, Wo der heiße Wind weht) komponiert.

Ricardo Fredas Werk ist als ziemlich beeindruckend zu bezeichnen, so dass Fans europäischer Genrefilme keine Empfehlung brauchen dürften sich seinen Film L’orribile segreto del Dr. Hichcock anzusehen. Der Streifen ist einigen frühen Filmen von Mario Bava recht ähnlich, erweist sich vielleicht sogar noch besser als diese, während Barbara Steeles attraktive Erscheinung darin mal wieder blendend rüberkommt. Sollte man also auf Gothic-Horror-Filme aus dieser Periode stehen, so darf man Das schreckliche Geheimnis des Dr. Hichcock auf gar keinen Fall verpassen, da der Film zu den besten des Genres zu zählen ist.

Bonusmaterial:

  • Featurette: Merkmale der Gotik am Beispiel von L’orribile segreto del Dr. Hichcock mit Lars Dreyer-Winkelmann —> genauso interessant, informativ und unterhaltsam wie der AK
  • Audiokommentar von Lars Dreyer-Winkelmann
  • Trailer
  • 14seitiges Booklet mit den Texten Nomen est omen – Riccardo Freda und der italienische Suspense von Christopher Klaese und „Der Tod wird dich im Schlaf ereilen!“ Zur deutschen Synchronisation von „Das schreckliche Geheimnis des Dr. Hichcock“ von Bodo Traber —> beide Texte erweisen sich als enorm lesenswert!
  • Ostalgica Trailer
  • DVD-Version
  • Soundtrack auf CD

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  • Seitenverhältnis: 16:9 – 1.85:1, 16:9 – 1.77:1
  • Alterseinstufung: Freigegeben ab 12 Jahren
  • Regisseur: Freda, Riccardo
  • Medienformat: Limitierte Auflage
  • Laufzeit: 1 Stunde und 27 Minuten
  • Darsteller: Steele, Barbara, Flemyng, Robert, Medin, Harriet
  • Untertitel: Deutsch
  • Studio: Ostalgica
https://www.youtube.com/watch?v=LDHoZ0fsqPA

Die Screenshots stammen NICHT von dieser Edition !!!

Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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