Deadly Trap / Un posto ideale per uccidere / The Oasis of Fear / An Ideal Place to Kill

Dick und Ingrid machen Urlaub in Italien und finanzieren ihre Reise durch den Verkauf von pornografischen Bildern, die sie von sich selbst während des Liebesspieles machen. Sie geraten mit dem Gesetz in Konflikt und müssen hastig fliehen, doch ihrem Auto geht das Benzin aus. Sie suchen Zuflucht in einer abgelegenen Villa und bitten die Besitzerin Barbara um Hilfe. Barbara verhält sich ziemlich unberechenbar, in einen Moment begrüßt sie den Besuch des Pärchens und im nächsten droht sie die Polizei zu rufen. Bald befindet sich das junge Paar in einem aufwändigen Mordplan verwickelt…

In diesem unterhaltsamen sowie reißerischen Thriller von Umberto Lenzi erkundet der Regisseur weiterhin die schäbigere, sexuellere Seite des „Genres“. Die Handlung wurde clever gestaltet, wobei das kleine Ensemble als durchaus attraktiv beschrieben werden kann, was den Film zu einem der liebenswertesten Beiträge des Regisseurs zu einem filone macht, den er Ende der 60er Jahre geholfen hatte ins Leben zu rufen. Die Geschichte kann soziopolitisch gelesen werden: Dick und Ingrid repräsentieren den drohenden Schatten der Ereignisse vom Mai 1968, als der Aufstand der Jugend dank der Studentenproteste in Paris gewalttätig und tragisch wurde. Die Auswirkungen dieser Ereignisse gingen weit über die Grenzen Frankreichs hinaus und signalisierten eine Veränderung in der Welt insgesamt. Einige Menschen sahen diesen rebellischen Geist als niederträchtig und korrupt an, was die offiziell sanktionierten Institutionen der älteren Generationen untergrub.

Mit ihrer freigeistigen Haltung und ihrem äußeren Erscheinungsbild (das sich bis auf den knalligen Sportwagen erstreckt, der mit Blumen geschmückt ist) können Dick und Ingrid als Bedrohung für alles angesehen werden, was in der bürgerlichen Gesellschaft als „richtig“ und „normal“ bewertet wird. Im Gegensatz dazu kann Barbara als Symbol einer korrupten und dekadenten Oberschicht erkannt werden. Sie ist ebenso manipulativ und gerissen, wie die beiden anderen schwach und leicht zu manipulieren sind, was darauf hindeutet, dass Lenzi wenig Vertrauen in beide Seiten der Gleichung hat. Während sich die Erzählung entfaltet, wird das Einfühlungsvermögen des Publikums kräftig durcheinander gerüttelt und wenn die beiden Seiten allmählich damit beginnen sich gegenseitig zu überbieten, wird es zu einer Frage des Durchhaltens, um zu sehen, wer letztendlich die Nase vorn hat. Die Auflösung ist jedoch als recht hohl zu bezeichnen und trägt zum bitteren Zynismus bei, der im gesamten Film deutlich zum Ausdruck gebracht wird. Lenzi lässt eine Menge Energie in das Material einfließen, auch wenn er es, wie gewohnt, mit dem Zoomobjektiv übertreibt.

Die Kinematographie präsentiert sich klar sowie professionell und während dem Film der Stil und der Glanz seiner früheren Gialli wie Orgasmo (1969) und Così dolce… così perversa (So Sweet … So Perverse, 1969) fehlt, erscheint er immer noch als eine ansehnliche und gut inszenierte Produktion. Lenzi begann sich in den 70er Jahren mehr auf poliziotteschi und Schockhorror zu konzentrieren, doch seine frühen Gialli zeigen ein Gespür für das „Genre“, das von Fans oder Kritikern nicht immer richtig geschätzt wird. Die Besetzung wird von der griechischen Schauspielerin Irene Papas angeführt, die als Barbara eine großartige Leistung abliefert. Dem Betrachter fällt es längere Zeit schwer, ihre Absichten zu durchschauen, wobei sich Papas‘ gewandte Vorstellung als Schlüssel zur Täuschung erweist. 1926 geboren trat sie Ende der 40er Jahre in die Welt der Filme ein. Zu ihren frühesten Auftritten gehörte eine Nebenrolle in Riccardo Fredas Peplum Teodora, imperatrice di Bisanzio (Theodora – Kaiserin von Byzanz, 1954), berühmt wurde sie dann mit Filmen wie Die Kanonen von Navarone (1961) und Alexis Sorbas (1964).

Sie spielte in den 60er und 70er Jahren weiterhin in großen Filmen, darunter Elio Petris A ciascuno il suo (Zwei Särge auf Bestellung, 1967) und Costa-Gavras‘ Z (Z – Anatomie eines politischen Mordes, 1969), und kam zu Un posto ideale per uccidere nach einer saftigen Rolle im Kostümdrama Anne of a Thousand Days (Königin für tausend Tage, 1969) mit Richard Burton. Sie sollte in einem weiteren Giallo auftreten, Lucio Fulcis Non si sevizia un paperino (Don’t Torture a Duckling, 1972). Papas zog sich Anfang der 2000er Jahre aus dem Filmgeschäft zurück. Das jugendliche und sorglose Paar wird von Ornella Muti und Ray Lovelock recht gut verkörpert. Lovelock wurde 1950 als Sohn einer italienischen Mutter und eines englischen Vaters geboren. Berichten zufolge gab er sein Debüt mit einer nicht im Abspann aufgeführten Rolle in John Schlesingers Darling (1965), sicherte sich jedoch seinen ersten bemerkenswerten Auftritt als der unglaublich engelhafte junge Mann, der in Giulio Questis bizarrem Italo-Western Se sei vivo spara (Töte, Django!, 1967) mit einer Bande homosexueller Banditen Ärger bekommt.

Bei den Dreharbeiten zu diesem Film freundete er sich mit dem Schauspieler Tomas Milian an, der seinen Einfluss nutzen würde, um ihm Rollen in Filmen wie Banditi a Milano (Die Banditen von Mailand, 1968) und anderen Streifen zu verschaffen. Lovelock war auch als Sänger aktiv und bot manchmal Lieder dar, die in seinen Filmen zu hören waren, einschließlich diesem. Er trat in einer Reihe von Gialli auf – Macchie solari (Autopsy, 1975), Play Motel (1979), Murderock – Uccide a passo di danza (Murder Rock, 1984) usw. – sowie in Kultfavoriten wie Jorge Graus No profanar el sueño de los muertos (Das Leichenhaus der lebenden Toten, 1974) und Ruggero Deodatos Uomini si nasce poliziotti si muore (Eiskalte Typen auf heißen Öfen, 1976).

Ornella Muti wurde 1955 geboren und debütierte in Damiano Damianis La moglie più bella (The Most Beautiful Wife, 1970). Der Erfolg dieses Films machte aus Ornella Muti über Nacht einen Star. Mit ihrem außergewöhnlichen Aussehen und ihren echten schauspielerischen Fähigkeiten konnte sie von Genre zu Genre wechseln und trat in einigen sehr eklektischen Filmen auf, von Mike Hodges‘ Flash Gordon (1980) und Marco Ferreris Storie di ordinaria follia (Ganz normal verrückt, 1981) bis zu Sergio Corbuccis ulkigen Giallo Giallo napoletano (Leichen muß man feiern, wie sie fallen, 1979). Zuletzt spielte sie eine kleine Rolle in Woody Allens To Rome with Love (2012). Deadly Trap gehört zu ihren frühesten Rollen und sie behauptet sich recht gut in dem Film, indem sie in einigen Szenen Stärke vermittelt und in anderen eine beinahe berührende Verwundbarkeit. Sie stellt eine durchweg berauschende Präsenz dar, doch ihre Nacktszenen wurden hier wohl mit einem body double aufgenommen.

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  • Darsteller: Ray Lovelock, Ornella Muti, Sal Borgese, Carla Mancini, Irene Papas
  • Regisseur(e): Umberto Lenzi
  • Format: Import, PAL, Director’s Cut, Breitbild
  • Sprache: Englisch (Dolby Digital 2.0)
  • Untertitel: Englisch
  • Region: Region 2
  • Bildseitenformat: 16:9 – 2.35:1
  • Anzahl Disks: 1
  • FSK: Freigegeben ab 16 Jahren
  • Studio: Shameless
  • Produktionsjahr: 1971

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Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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