Delirium / Psycho Puppet

Eines Abends findet Susan ihre Mitbewohnerin aufs grausigste ermordet, aufgespießt mit einem Speer an der Wohnungstür. Die beiden Detektive Larry und Paul, die mit der Aufklärung des Mordes beauftragt sind, finden eine Spur, die sie zu Charly führt. Er gehört scheinbar einer Organisation an, die Kriminelle verfolgt, die der Justiz entkommen sind. Charly jedoch scheint Amok zu laufen. Seine blutige Spur zieht sich durch die Handlung, während die beiden Detektive mit kriminalistischer Akribie die Enttarnung der Organisationsmitglieder versuchen. (Silwa Video)

Peter Maris‘ Spielfilm-Regiedebüt Delirium spielt 1977 in St. Louis, Missouri, und dreht sich um eine Bande von Vietnamkriegsveteranen, die erst kürzlich wieder auf amerikanischen Boden zurückgekehrt sind. Verärgert über die Richtung, die ihr Land eingeschlagen hat, gründen sie eine Untergrundorganisation, um andere Kriegsveteranen zu rekrutieren, die daran interessiert sind, die Straßen von Verbrechen zu säubern und Kriminelle zu bestrafen, die irgendwie durch Lücken des Justizsystems schlüpfen konnten. Der Mann hinter all dem nennt sich Eric Stern (Barron Winchester), ein Wahnsinniger mit Glatzkopf, der mit eiserner Faust regiert. Als die Mitglieder der Gruppe einen weiteren Nam-Veteranen namens Charlie Gunther (Nick Panouzis) anheuern, müssen sie schnell feststellen, dass sie einen schwerwiegenden Fehler begangen haben.

Charlie leidet nämlich unter einer schweren posttraumatischen Belastungsstörung und tötet keine Kriminellen, die nach Ansicht der Gruppe die Todesstrafe verdient haben, sondern ermordet stattdessen hübsche junge Frauen. Während sich Charlies Amoklauf immer intensiver gestaltet, beginnen Stern und Co. damit, jeden auszuschalten, der sie an die Polizei verraten könnte. In der Zwischenzeit untersuchen zwei Polizisten, Paul Dollinger (Turk Cekovsky) und Larry Mead (Terry TenBroek), die aktuelle Mordserie und beginnen damit (in der Hoffnung, den Morden ein schnelles Ende zu bereiten) die Teile dieses ziemlich komplizierten Puzzles nach und nach zusammenzusetzen. Delirium, auch bekannt als Psycho Puppet, wurde aus Teilen eines unvollendeten urbanen Verschwörungsthrillers zusammengestellt, für den Maris und sein Team neues Material gedreht haben, das dann hinzugefügt wurde. Das Ergebnis gestaltet sich ein wenig willkürlich, doch der Film erweist sich als eine ziemlich „witzige“ Nummer. Hier handelt es sich nämlich um einen Film, der viel eher daran interessiert ist, sein Publikum mit Schund und Nervenkitzel (den es möchte) zu versorgen, als mit sowas wie Logik oder Vorgängen, die wirklich viel Sinn ergeben.

Denn hier gibt’s massive Handlungslöcher und Logiklücken in Hülle und Fülle zu „bestaunen“, doch die werden durch Szenen wie diese doch tatsächlich ausgeglichen: Charly bricht in ein Haus ein (wo eine Frau gerade ein Bad nimmt) nur um sich in der Küche ein herumliegendes Hackbeil zu schnappen und den armen Kerl zu zerstückeln, der der Frau gerade ihre Einkäufe vorbeibringen möchte. Einsprengsel von „entzückender“ weiblicher Nacktheit und blutiger Gewalt helfen Delirium, seine manchmal sehr offensichtlichen Mängel zu überwinden, wobei der Film letztendlich gerade gut genug funktioniert, um wirklich ein wenig zu unterhalten. Der Streifen, der eindeutig mit einem mehr als bescheidenen Budget gedreht wurde, profitiert von einigen schäbigen Drehorten und David Williams‘ wirklich coolen Filmmusik (der später in Hollywood ziemlich produktiv war und an der Musik von zahlreichen B-Filmen wie Shakma, Critters 3 – Die Kuschelkiller kommen und Wishmaster 2 – Das Böse stirbt nie arbeitete).

Das niedrige Budget macht sich auch bei einigen Schauspielern bemerkbar, doch Nick Panouzis (der anscheinend keine weiteren Filme gedreht hat) legt eine so schrullige und seltsame Präsenz (als der allzu ruhige Charlie) an den Tag, sodass man ihm doch zumindest irgendwie ordentliche Arbeit als Mörder des Flicks bescheinigen kann. Barron Winchester, der einen (im Abspann nicht aufgeführten) IMDb-Kredit als Sewer Dweller in John Carpenters Klassiker Die Klapperschlange (1981) innehat, liefert als wahnsinniger Eric Stern eine großartige Vorstellung ab, indem er seinem Auftritt einen sehr energischen sowie emotionalen Touch verleiht, auch wenn das Ganze eher künstlich als natürlich erscheinen mag. Jedes Mal, wenn einer dieser beiden Typen auf der Leinwand erscheint (was ziemlich oft vorkommt), ist der Film Gold wert, oder zumindest Silber, ähm, oder doch vielleicht eher Kupfer! Delirium erfordert mehr suspension of disbelief als eventuell nötig gewesen wäre, erweist sich aber dennoch als eine ziemlich unterhaltsame Mischung aus Horror und Action, die Fans von vintage exploitation und Grindhouse-Cinema auf jeden Fall zu schätzen wissen dürften. Severins Blu-ray sieht so gut aus, wie es wahrscheinlich möglich war, während die Interviews (mit Regisseur Peter Maris und Spezialeffektkünstler Bob Shelley) im Bonusbereich durchaus die Zeit des geneigten Zuschauers wert sein sollten.

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Aspect ratio: 1.85:1
Audio: English Mono
Closed Captions
Region Free
Run time: 88 minutes

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  • Seitenverhältnis:‎ Unbekannt
  • Alterseinstufung:‎ Nicht geprüft
  • Laufzeit: 1 Stunde und 28 Minuten
  • Untertitel: ‎Englisch
  • Sprache: ‎Englisch (Dolby Digital 5.1)
  • Studio:‎ 88 Films
https://www.youtube.com/watch?v=CiW2lnp6z44

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Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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