Der Barbar und die Geisha

Barbar und die Geisha

The Barbarian and the Geisha ist ein Historienfilm von John Huston, mit John Wayne in der Hauptrolle, aus dem Jahr 1958.

Als erster amerikanischer Diplomat überhaupt kommt Townsend Harris (Wayne) im Jahr 1856 nach Japan, als erster Konsul überhaupt, mit dem Mandat von Präsident Pierce, die japanische Regentschaft davon zu überzeugen, sich aus der Isolation an die Welt zu wenden, für Handel in erster Linie aber auch insgesamt. Das eher abgeschottene Shogunat jedoch sieht einen zwei Jahre vorher verhandelten Vertrag anders als die Amerikaner, und so ist Harris erstmal mit seinem Sekretär und Übersetzer Huesken (Sam Jaffe) auf sich allein gestellt, wird als Diplomat nicht anerkannt und lebt erstmal für einige Zeit in einem Küstendorf. Er macht sich mühsam aber stetig beliebter und die kulturellen Barrieren beginnen zu bröckeln. Eine wichtige Rolle spielt dabei auch die Geisha Okichi (Eiko Ando), die man ihm – eigentlich als Spionin- zur Seite stellt.

Barbar und die Geisha

Über Hustons und Waynes einzige Zusammenarbeit gibt es viel (schlechtes) zu lesen. Sie sollen im Laufe der Produktion sich zerstritten haben, der Film floppte, die Kritiken waren böse. Das Drehbuch war wohl zu Beginn des Drehs unfertig, und er als Actionstar sollte nun einen besonnenen Diplomaten spielen in einem Film gänzlich frei von Action und Macho-Attitüden. Er galt in der Fachpresse als Fehlbesetzung, der Film als fad, und Huston war wohl auch über das Endprodukt bestürzt, so die Wikipedia, das wohl auf Waynes Geheiss umgeschnitten wurde. Man kann also nur mutmaßen welche Vision wirklich hinter dem Film stand und ein Director’s Cut ausgesehen hätte. Das Ergebnis kann sich aber dennoch sehen lassen und muss sich nicht verstecken. Zunächst aber zu einem etwas quälendem Aspekt.

Barbar und die Geisha

Es wirklich ein wenig ironisch, dass ausgerechnet John Wayne jemanden spielt, der Veränderung bringt in eine Kultur, die ihre alten Traditionen bewahren will, während Wayne im wahren Leben als erzkonservativer Promi eigentlich nicht gerade für Fortschritt und Veränderung stand. Das macht den Film etwas heuchlerisch, aber Heuchlerei passt ja gut zum amerikanischen Konservativismus – und Rassismus auch, auch wenn er sich hier in einen Versuch eines aufgeklärten Historienfilms kleidet über einen Mann der eine tiefe Verankerung in der japanischen Kultur fand. Und dann darf Wayne einmal den Satz sagen, dass es in allen Ländern Fanatiker gäbe, da muss man schon schmunzeln, das aus dem Munde eines Mitglieds der Birch Society zu hören. Aber alle Seitenhiebe zu trotz war ich von dem Film sehr positiv überrascht. Weder kann ich die Kritik an Waynes Performance teilen noch fand ich den Film oberflächlich, langweilg, zäh oder eindimensional.

Barbar und die Geisha

Der Barbar und die Geisha mit Clavells Shogun oder Tai-Pan zu vergleichen liegt ein wenig nahe. Der Film bietet aber nicht die Finesse und den Tiefgang von Clavells Geschichten, auch wenn das zentrale Thema ein sehr ähnliches ist. Ich fand den Film dennoch sehr solide und und auch gar nicht langweilig. Ja, der ist sehr ruhig und gemächlich, außerordentlich sogar, auch für John Hustons Verhältnisse (Der Schatz der Sierra Madre hat seine ruhigen Momente aber es ist ein wildes Abenteuer). Was mir gefallen hat ist, wie der Film letztlich doch sowohl über Diplomatie als auch kulturellen Austausch lehrt, und welche Rolle dabei Geduld und Ruf spielen, bzw. die Erarbeitung letzterens. Dabei kommt der Film zwar aus einer etwas arroganten Position heraus, und es wird nur an wenigen Stellen der Ursprung und die Qualität der japanischen Position begutachtet, aber rein aus Harris‘ Perspektive heraus punktet der Film mit seiner Besonnenen Interaktion zwischen den Kulturen, spart mit Pathos und verkneift sich gar eine zu dick aufgetragene Liebesstory. Das hätte den Film sehr kitschig gemacht und man darf heilfroh sein, dass außer etwas angedeuteter Romantik nicht viel passiert zwischen dem Barbar und der Geisha.

Barbar und die Geisha

Unterm Strich ein sehenswerter Film wie ich finde, deutlich besser als sein Ruf und nicht so schlimm wie man befürchten könnte. Und das soll schon was heißen für ein interkulturelles Thema aus dem Hause 20th Century Fox mit John Wayne auf dem Plakat.

Die BluRay bietet eine Reihe von Optionen beim Ton, das birgt schon mal die erste Schwierigkeit. Man kann wählen zwischen Deutsch 3.0 und 2.0 sowie Englisch 5.1 und 2.0 – also jeweils die Wahl zwischen der ursprünglichen 2-Kanal Mono-Abmischung (vielleicht war es auch schon stereo) oder der Abmischung mit zusätzlichem Center bei der Synchronfassung oder dem Surround-Mix mit Tieftöner beim Originalton. Das ganze kling so oder so dem Alter entsprechend, aber dafür gut und liefert gute Dialogverständlichkeit. Es ist ein ruhiger, relativ Action-freier Film mit dezenter Musik, da ist es nicht so ganz relevant wofür man sich hier entscheidet. Es gibt Untertitel in Deutsch und Englisch. Das Bild ist ziemlich solide, auch wenn der Kontrast an vielen Stellen schwächelt, was sich vor alle in schlechten Schwarzwerten niederschlägt (schwarz ist dann eher grau). An Extras gibt es Trailer, einen Beitrag der Fox Movietone News und Bildergalerien.

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Die BluRay wurde uns zur Rezension zur Verfügung gestellt.

Sebastian

Gründer und Inhaber von Nischenkino. Gründer von Tarantino.info, Spaghetti-Western.net, GrindhouseDatabase.com, Robert-Rodriguez.info und FuriousCinema.com

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