Der Biggles Effekt / Biggles

Der Geschäftsmann Jim Ferguson muss entdecken, dass er einen „Zeitzwilling“ hat: Biggles, ein britischer Pilot des Ersten Weltkriegs. Die Zeitebenen wirbeln durcheinander und kontrastreiche Schauplätze tauchen auf. Jim fällt urplötzlich in das Jahr 1917 zurück und muss mit dem Draufgänger Biggles zunächst in der Vergangenheit, dann auch in der Gegenwart etliche Abenteuer überstehen. (Wicked-Vision)

Jim Ferguson (Alex Hyde-White) kehrt eines Nachts nach Hause zurück, nachdem er den Abend mit seiner Freundin Debbie (Fiona Hutchison) verbracht hat. Er ist der Kopf hinter der neuen Reihe von „Celebrity Dinners“, einem Lebensmittelprodukt und muss eine Rede für den Start am nächsten Tag schreiben. Doch da ist jemand an der Tür, ein älterer Herr, der sich als Colonel William Raymond (Peter Cushing) ausgibt und fragt, ob Jim in letzter Zeit etwas Seltsames passiert ist. Jim antwortet, er wisse nicht wovon Raymond spricht und nachdem er nach der Uhrzeit gefragt wurde, verscheucht er den Colonel und arbeitet weiter an seiner Rede. Beinahe sofort darauf beginnt jedoch eine unvorhersehbare Brise zu wehen, Donner sowie Blitz setzen ein und Jim ist schockiert zu sehen, dass er sich nicht mehr in seiner New Yorker Wohnung befindet, sondern irgendwo in Europa auf einem Feld. Ein britisches Kampfflugzeug aus dem Ersten Weltkrieg fliegt tief über seinen Kopf und stürzt in der Nähe ab. Jim rennt schnell hinüber, um dem Piloten zu helfen, der kein anderer als James Bigglesworth (Neil Dickson) ist – für seine Freunde einfach nur Biggles.

Sollte man mit den Biggles-Büchern von Captain W.E. Johns aufgewachsen sein (was im deutschsprachigem Raum wohl kaum der Fall gewesen sein wird), wundert man sich bestimmt darüber, warum der Film, der den Namen des Hauptcharakters trägt, mit einem Manager für TV-Dinner als Hauptdarsteller beginnt? Nun, diese Frage wird tatsächlich nie richtig beantwortet. Johns schrieb eine ganze Fülle von Geschichten über seinen Helden, von denen einige während des Krieges und andere später spielen. So könnte man schon denken, dass sich mit dieser Menge an Stoff eine geeignete Geschichte für die große Leinwand leicht hätte finden lassen müssen. Anscheinend war dem jedoch nicht so, denn was sich die Autoren John Groves und Kent Walwin ausdachten, kann als zeitreisender Science-Fiction Unsinn bezeichnet werden, in dem Ferguson und Biggles „Zeitzwillinge“ sind und daher in die Epochen des jeweils anderen transportiert werden, wenn sich einer von beiden in Lebensgefahr befindet.

Nachdem er Biggles das Leben gerettet hat, landet Ferguson wieder in seiner Wohnung und ist verblüfft darüber, was gerade mit ihm passiert ist. Am nächsten Tag läuft bei seiner Einführung der neuen Serie von Fertiggerichten alles gut, mit Pappaufstellern von Joan Collins, Linda Evans und Arnold Schwarzenegger sowie einem „potentiellen“ Kunden, der konstruktive Kritik übt. Doch plötzlich wird Ferguson wieder ins Jahr 1917 zurück transportiert, diesmal auf den „Beifliegersitz“ von Biggles‘ Flugzeug. Diese Sequenz repräsentiert eine Ausrede für einen Luftkampf mit dem rücksichtslosen deutschen Fliegerass von Stalhein (Marcus Gilbert), wobei das Stuntfliegen besonders gut in Szene gesetzt worden ist, nur gibt es nicht genug davon und zu viel der Handlung spielt in den achtziger Jahren. Raymond (dies war Cushings letzte Rolle, in der er ein wahres Highlight darstellt) erklärt Ferguson die ganze Geschichte, als der ihn in seinem Tower Bridge (!) zu Hause besucht: die Deutschen haben eine geheime Waffe entwickelt, die ihnen helfen könnte, den Krieg zu gewinnen.

Nun, die Idee, Biggles gegen eine Waffe dieser Größenordnung antreten zu lassen, ist überhaupt nicht schlecht. Allerdings scheint es so, als würden die Filmemacher nicht daran glauben er könne die Geschichte alleine tragen, weswegen ein Sidekick aus der Zukunft inkludiert werden musste, um die Schwierigkeiten bei der Identifikation mit dem Protagonisten zu verschlimmbessern. Was eine wahre Schande ist, da sich Dickson als idealer Held erweist, denn er ist einfallsreich, angemessen edel und versprüht Männlichkeit sowie Stärke. Trotzdem wird er in seinem eigenen Film beinahe zu einer Nebenfigur degradiert. Also nichts für die Fans des Originals. Doch es gibt starke Implikationen, dass der Film eine Parodie sein soll, hauptsächlich weil er so lächerlich ist, sodass man sich nicht vorstellen kann, dass er von irgendjemandem ernst genommen wird. Sollte man also in der richtigen Stimmung sein, so kann man sich erlauben über Biggles zu lachen, der in einen Hubschrauber aus den 80er Jahren einsteigt und sich rühmt: „Wer unsere bleiernen Vögel in die Luft kriegt, fliegt jedes Gerät!“ bevor er in den Himmel abhebt. Der Streifen ist absolut albern und wurde vollkommen falsch eingeschätzt, seine Unverschämtheit muss man allerdings bewundern.

Wicked-Vision veröffentlicht Der Biggles Effekt als Nummer 39 ihrer Collector’s Edition im Mediabook (BluRay und DVD), mit drei verschiedenen Cover-Motiven, die jeweils auf 333 Stück limitiert sind. Bild (1,85:1 1080p / 1,85:1 anamorph) und Ton (Deutsch + Englisch DTS-HD Master Audio 2.0 / Dolby Digital 2.0) bewegen sich auf ziemlich gutem Niveau, da kann man sich nicht beschweren. Es gab wohl einige Probleme damit eine ordentliche deutsche Tonspur zu finden, doch dazu gibt Wicked Vision auf der Scheibe eine Erklärung ab. Jedenfalls ist der Film erstmals mit deutschem Ton in Stereo erhältlich. Deutsche oder englische Untertitel können zugeschaltet werden. Insgesamt handelt es sich bei Der Biggles Effekt wieder einmal um eine äußerst gelungene Mediabook-Edition mit enorm umfangreichem sowie interessantem Bonusmaterial. Über den Film muss sich jedoch letztendlich jeder sein eigenes Urteil bilden.

Bonusmaterial:
• 24-seitiges Booklet mit einem Essay von Christoph N. Kellerbach
„My Friends Call Me Biggles“: Interview mit Neil Dickson
„A Matter of Time“: Interview mit Alex Hyde-White
„The Stunts of Biggles“: Interview mit Stuntman Dinny Powell
• TV-Mitschnitt: „Saturday Superstore“ (1986)
• TV-Mitschnitt: „Blue Peter“ (1986)
• Making-of Dokumentation
• Musik-Videos
• Video Game Promo
• Deutscher Trailer
• Originaltrailer
• TV-Spots
• Bildergalerie

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  • Seitenverhältnis : 16:9 – 1.85:1, 16:9 – 1.77:1
  • Alterseinstufung : Freigegeben ab 12 Jahren
  • Regisseur : Hough, John
  • Laufzeit : 1 Stunde und 32 Minuten
  • Darsteller : Cushing, Peter, Hyde-White, Alex, Dickson, Neil, Hutchson, Fiona, Cushing, Peter
  • Untertitel: : Deutsch, Englisch
  • Sprache, : Deutsch (Dolby Digital 2.0 Stereo), Englisch (Dolby Digital 2.0 Stereo)
  • Studio : Wicked Vision Distribution GmbH

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Diese Edition sowie das Bildmaterial wurde uns freundlicherweise von Wicked-Vision zur Verfügung gestellt.

Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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