Der Boxer

The Boxer ist ein Drama von Jim Sheridan (Brothers) aus dem Jahr 1997 mit Daniel Day Lewis, Brian Cox und Emily Watson in den Hauptrollen. Die Handlung: Danny Flynn (Lewis) wird nach vierzehn Jahren Haft aus dem Gefängnis von Belfast entlassen. Als Jugendlicher hatte er sich von der IRA überzeugen lassen, und für seine Kumpels die Schuld für einen Anlag übernommen. Jetzt will er damit nichts mehr zu tun haben und einfach nur in Frieden legen. Es ist 1992, der Konflikt schwelt nach wie vor, sein alter Boxtrainer Ike (Ken Stott) musste seine Schule längst schließen. Der IRA Mann Harry (Cox), für den Danny damals den Kopf hinhielt, ist mittlerweile Politiker und verhandelt mit den Engländern über Frieden, zum Unmut der Radikalen in seinen Reihen. Als Danny die Boxschule wieder aufmacht, und sich in seine alte Freunding Maggie (Watson) verliebt, gehen wieder Bomben hoch…..

Der Boxer

Der Nordirlandkonflikt liefert bis heute Stoff für unzählige Dramen rund um Schuld, Konflikt, Terrorismus, Hass und Wiedergutmachung. Da er bis heute nicht endgültig behoben ist, wird das auch noch weiter andauern. 1997 waren viele Wunden noch frischer als sie es heute sind, und so muss man den Film natürlich auch ein wenig mehr aus dem Blick der späten 90er begutachten. The Boxer ist ein melancholisches Portrait eines geläuterten Mannes, der Loyalität zu seinen Leuten bewies (und im Gefängnis nicht ausgepackt hat), aber gleichsam mit „der Sache“ nichts mehr zu tun haben möchte und eigentlich ein Aussteiger ist. Doch die Umstände haben sich während er einsaß nicht gebessert, und so wird er unfreiwillig wieder hineingesogen in die Rivalitäten, die Angst, den Hass und die Gewalt. Ein interessantes Drama-Kino rund um einen, der am liebsten ausgeblendet hätte, was passiert ist, aber die Augen nicht verschließen kann von der Verschlechterung die um ihn herum passiert ist, und die offenen Wunden die bestehen. Besonders bitter ist, dass wie auch er damals, junge Kids schon in diesen Konflikt instrumentalisiert und radikalisiert werden…. bzw. wurden.

Der Boxer

Schauspielerisch ist der Film astrein, lediglich kann ich mit Emily Watsons Rolle kaum was anfangen, ein wenig wirkt sie wie eine Dreingabe. Zwar wird das zunehmend relevant dass sie die Tochter des großen Honchos ist und für Danny eigentlich Off-Limits, aber für das Drehbuch ist das kaum von Bedeutung und bleibt bis zum Schluss Zierwerk. Aus Cox‘ Rolle hätte man auch noch mehr machen können, um den Film etwas mehr zu einem Politthriller zu machen, stattdessen konzentriert es sich auf Danny, der aber leider ebenfalls nach meinem Empfinden als Charakterfigur den Film nicht gut genug transportieren kann. Am spannendsten ist eigenlich ein Gegenspieler des IRA-Politikers, der Rivale in den eigenen Reihen, um den sich in dem Film eigentlich doch irgendwie alles dreht. Als Drehbuch-Lehrer hätte ich jetzt als Schlaumeier gesagt: da ist der interessante Konflikt, das wäre der bessere Film gewesen. Aber nein, der Film ist gut, The Boxer weiß zu überzeugen, wenn auch nicht als wichtigster oder bester Film zu diesem Konflikt.

Der Boxer

Die BluRay von Explosive Media sieht ziemlich gut aus und präsentiert den Film in solider Bildqualität. Zwar keine superscharfe Referenzqualität aber für die Verhältnisse völlig in Ordnung. Ein Problem an der Scheibe ist der Ton. Der Originalton liegt nur in einem 5.1 Upmix vor, der eine seltsame und störende Abmischung bei der Musik aufweist. Diese kommt sehr laut aus dem linken hinteren Speaker, und übertönt auf nervige Art und Weise den Film, die Dialoge sind dann leise und man hat daher das Gefühl dabei, dass man die Musikspur hier nicht originalgetreu eingebaut hat. Wenn man den Audiokommentar an macht, erkennt man wie der Film eigentlich klingen müsste. Seltsamerweise scheint bei der Deutschen Spur, die nur in Stereo vorliegt, die Musik teilweise ganz zu fehlen, so dezent ist sie zu vernehmen (auch völlig komisch). Ich werde daraus nicht schlau. Zur Sicherheit auf zwei BluRay-Playern getestet. Es ist ingesamt auszuhalten, aber eine Freude ist es leider nicht. Man muss zwar sagen dass Musik hier ein wichtiges Stilelement ist, das auch mal in den Vordergrund tritt, aber irgendwas stimmt hier ganz und gar nicht. Ich habe leider keine ältere Fassung dieses Films irgendwo um zu vergleichen wie der Film „eigentlich“ klingen müsste. Es gibt Untertitel auf Deutsch und Englisch.

Jede Menge Extras liegen der Scheibe bei. Da wären zunächst ganze zwei Audiokommentare, einer mit Jim Sheridan (ohne Untertitel), einer mit Producer Arthur Lappin (ebenfalls ohne Untertitel). Wer viel von dem Film hält, und vielleicht auch ein klein wenig von seinem historischen Kontext, zieht hier viel raus. Ich fand aber beide Kommentare nicht sonderlich unterhaltsam, und bin von dem Film auch nicht genug angefixt um so derart tief in dessen Entstehung einzusteigen. Aber schön dass es diese Option gibt. Des weiteren findet man noch den Trailer, eine Bildergalerie und etwa 15min Outtakes auf der Scheibe (letztere aber in schlechter Qualität). Interessanter, und für alle passend, ist die Dokumentation (23min) „Fighting for Peace – inside The Boxer“ eine Art Making-Of das eine gute Balance zwischen Kontext und Dreharbeiten findet. Das alternatives Ende (1min) ist auch dabei. Hier hätte der Film auf eine sentimentaleren Note geendet und Danny nimmt das Boot, das er schon zu Beginn des Films nach der Entlassung aus dem Knast hätte nehmen könnten. Insgesamt ein sehr rundes Paket, wenn die Probleme beim Ton nicht wären, eigentlich astrein.

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Die BluRay wurde uns zur Verfügung gestellt.

Sebastian

Gründer und Inhaber von Nischenkino. Gründer von Tarantino.info, Spaghetti-Western.net, GrindhouseDatabase.com, Robert-Rodriguez.info und FuriousCinema.com

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