Der City Hai / Raw Deal

Chicago wird von der Mafia kontrolliert. Bei einem hinterhältigen Mordanschlag gibt es zahlreiche Opfer. Der Chef des FBI, dessen Sohn bei dem Attentat ebenfalls ums Leben kam, holt seinen kaltblütigsten Mann zurück: Kaminski (Arnold Schwarzenegger) – ein stahlharter Agent, so stark wie eine Armee. Vor einigen Jahren wurde Kaminski wegen allzu harten Ermittlungsmethoden vom Dienst suspendiert. Jetzt erhält er eine neue Chance. Als Gangster getarnt, schleust sich der Einzelkämpfer in die Organisation ein. Hilfe von außen kann er nicht erwarten, denn sein Auftrag ist Top Secret. Noch ahnt der Unterweltboss nicht, dass der schwache Punkt in seinem Syndikat der gefährlichste Mann ist, den das FBI aufbieten kann. Doch Kaminskis gewagtes Spiel fliegt auf. (StudioCanal)

Beginnt ein Film mit Maschinengewehr-Geballere, Motorboot-Getöse, Zeugenschutzprogramm und Synthie-Rock-Grooves, so dürfte die einzige Reaktion des geneigten Zuschauers ein breites Lächeln sein. Der City Hai von 1986 gehört heutzutage nicht unbedingt zu den beliebtesten Schwarzenegger-Flicks, repräsentiert aber definitiv einen lohnenden Eintrag in der Filmografie des Österreichers. Während dieser Streifen neben den anderen, die Arnold um diese Zeit gedreht hat (Terminator, Phantom Kommando und Predator), „nur“ als ein relativ „kleiner“ Film bezeichnet werden kann, liefert Der City Hai dennoch eine Menge an großartigen Arni-Momenten und exzellenter 80er-Action ab. Arnold Schwarzenegger spielt Mark Kaminsky, einen ehemaligen FBI-Agenten, der sich derzeit als Sheriff einer Kleinstadt verdingt. Marks Frau grämt sich, dass sie seit fünf Jahren auf dem Land festsitzt und als ein ehemaliger FBI Kollege Kaminskys ihm einen Undercover-Job anbietet, um die Chicagoer Mafia zu infiltrieren, ergreift er natürlich sofort die Chance, um u.a. auch seine Frau wieder glücklich zu machen. Oder um einfach nur von ihr wegzukommen..? Solch kleine Details gehören nicht gerade zu den Stärken von 80er Jahre Actionfilmen. Wie auch immer … als nächstes bekommt man eine Montage präsentiert, in der Mark sein pomadiges Haar nach hinten kämmt und bevor man Halleluja sagen kann, ist man auch schon mit ihm unterwegs, um eine illegale Lokalität für Glücksspiele hochzunehmen.

Der City Hai stellt für Arnold (besonders an diesem Punkt seiner Karriere) einen ziemlich bodenständigen Actionfilm dar, wobei er es sehr gut versteht mit dem Material umzugehen. Die Rolle ist zwar nicht wirklich darauf zugeschnitten, um aus ihm einen Giganten unter Männern zu machen, doch er bekommt mehr als ein paar Chancen seine Größe unter Beweis zu stellen (was ihm selbstverständlich auch gut gelingt). Allerdings ist Der City Hai als ein subtilerer und geerdeterer Film zu bezeichnen, als seine übrigen Filme dieser Periode, weswegen man verstehen kann warum er unter den Schwarzenegger-Klassikern ein wenig untergeht. Neben der „Kämm die Haare zurück“ – Montage hat Der City Hai auch eine fantastische „Bereite Dich vor“ – Montage zu bieten. Etwas, von dem moderne Actionfilme viel mehr gebrauchen könnten. Die meisten Actionfilme der 80er Jahre und jede Folge vom A-Team hat solch eine Montage in petto, weil den Verantwortlichen bewusst war, dass sie das Publikum damit immer wieder abholen konnten. Die Kraft einer einfachen Nahaufnahme einer Patrone, die in die Kammer einer Schrotflinte eingeführt wird, ist im heutigen CGI-Gewitter weitgehend in Vergessenheit geraten. Die vielen bunten, blinkenden Lichter haben das Publikum so dermaßen geblendet, sodass es aus den Augen verloren hat, was wirklich zu begeistern versteht. Man lege nur etwas an cooler Rock ’n‘ Roll Musik auf und überprüfe die Trommel seines Revolvers! Einfache Bilder gestalten sich eben am effektivsten, während sich eine Ansammlung dieser innerhalb einer Montage als das erweist, worauf die Träume einer gesamten Generation einst aufgebaut wurden.

Mark scheint sich dieser Tatsache bewusst zu sein, denn in einer der besten Szenen des Streifens bereitet er sich darauf vor auf eine Baustelle zu fahren, um dort alles zu verwüsten, was ihm in die Quere kommen könnte. Doch bevor er ordentlich Gas gibt, legt er eine Rolling-Stones-Kassette ein, damit sein Schicksalsritt von Satisfaction untermalt werden kann. Sollte er bei seinem Vorhaben draufgehen und keine Satisfaktion durch Rache bekommen können, wird er verdammt noch mal auf einer hohen Note sterben, während er einem der besten Songs lauscht, den Rock ’n‘ Roll zu bieten hat. Das einzige, was Der City Hai wirklich runterzieht, sind die Szenen ohne Schwarzenegger, in denen es um das Zusammenspiel der Gangster geht. Denn wenn die einen von ihnen einen Bastard nennen, weiß man immer gar nicht genau wen sie damit meinen. Doch das stellt eigentlich nur einen kleinen Mangel am Rande dar, denn egal, wen die Mafia-Typen für einen Bastard halten, Mark weiß, dass sie alle Bastarde sind. Wobei dem Publikum sowieso bewusst ist, dass er ihnen allen in den Hintern treten wird. Es wäre natürlich noch schön, wenn der Plot an manchen Stellen mehr Sinn ergeben würde, doch bevor man beginnt zu sehr darüber nachzudenken, wird etwas coole Rockmusik aus den 80ern eingespielt und Arnold schlägt ein paar Typen die Köpfe ein. Problem gelöst! Der City Hai ist bei Schwarzenegger-Fans eher verpönt, doch der Film ist auf jeden Fall mehr als nur einen Blick wert. Der Streifen macht viel Spaß, wenn man das Wissen über Arnolds bessere Filme einfach ausblendet und außerdem handelt es sich hier um den ersten Film, in dem er Motorrad fährt und seine typischen Zigarren raucht. Das sollte doch auch etwas zählen, oder?

Der City Hai ist ein amerikanischer Actionfilm aus dem Jahr 1986 unter der Regie von John Irvin, nach einer Geschichte von Sergio Leones Drehbuchautoren Luciano Vincenzoni und Sergio Donati. In den Hauptrollen zu sehen sind Arnold Schwarzenegger, Kathryn Harrold, Darren McGavin und Sam Wanamaker. Präsentiert wurde der Actionkracher von Hollywood-Produzenten-Legende Dino de Laurentiis, der Arnold Schwarzenegger in den Jahren zuvor mit der Besetzung in den Conan Filmen zu seinem Durchbruch in Hollywood verholfen hatte. (StudioCanal)

Bonusmaterial:

  • Featurette: Arnold Schwarzenegger – der Mann, der Hollywood auf den Arm nahm
  • Featurette: Raw Deal – ein echter Gangster-Film

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  • Seitenverhältnis: 16:9 – 2.35:1
  • Alterseinstufung: Freigegeben ab 16 Jahren
  • Regisseur:‎ Irvin, John
  • Medienformat:‎ 4K
  • Laufzeit:‎ 1 Stunde und 46 Minuten
  • Darsteller:‎ Schwarzenegger, Arnold, Harrold, Kathryn, Wanamaker, Sam, Shenar, Paul, Baker, Blanche
  • Untertitel: ‎Deutsch, Englisch, Französisch
  • Studio: StudioCanal

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  • Seitenverhältnis:‎ 16:9 – 2.35:1
  • Alterseinstufung: Freigegeben ab 16 Jahren
  • Regisseur:‎ Irvin, John
  • Medienformat: Breitbild
  • Laufzeit:‎ 1 Stunde und 46 Minuten
  • Darsteller: Schwarzenegger, Arnold, Harrold, Kathryn, Wanamaker, Sam, Shenar, Paul, Baker, Blanche
  • Untertitel: ‎Deutsch, Englisch, Französisch
  • Studio: ‎StudioCanal

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Die Blu-ray Disc zu dieser Edition wurde uns freundlicherweise von StudioCanal zu Verfügung gestellt.

Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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