Der Mann mit der Stahlkralle (Rolling Thunder)

Rolling Thunder

Rolling Thunder ist ein Thriller von John Flynn (Lock Up, The Outfit) aus dem Jahr 1977 mit William Devane (Payback, Marathon Man), Linda Haynes (Brubaker) und Tommy Lee Jones (Auf der Flucht) in den Hauptrollen. Das Drehbuch stammt von Heywood Gould (The Boys from Brazil) und Paul Schrader (Taxi Driver).

Ich werde hier nicht mehr zu weit ausholen, da ich den Titel vor etwa zehn Jahren auf diesem Blog schon mal ausführlich besprochen habe, also gerne erstmal nochmal dorthin rüber hüpfen, und dann nochmal hier zurück und weiter unten weiterlesen…

Willkommen zurück. Viele Jahre sind also seither vergangen als ich den Film zuletzt gesehen hatte. Ganz neue Relevanz bekommt der Film durch dessen Vorführung erst neulich auf den Filmfestspielen in Cannes, wo Quentin Tarantino ihn überraschenderweise vorstellte. Er arbeitet derzeit an einem neuen Film für den er angeblich auch Szenen dieses Films nachdrehen möchte (wozu er wohl das OK von Schrader hat, so dass man vermuten könnte, Tarantino betrachtet vielleicht ein Szenario wie der Film ausgesehen hätte wenn er nach Schraders Originaldrehbuch umgesetzt worden wäre). Für Kenner nicht ganz überraschend, widmet er doch dem Film zwei Kapitel in seinem letzten Buch Cinema Speculation (das man übrigens gelesen haben sollte). Als einer der wichtigsten Filme der späten 70er ist Rolling Thunder, wie in meiner alten Besprechung schon erwähnt, schlichtweg ein Film den man gesehen haben muss und der auch heute noch begeistert und unterhält.

Rolling Thunder

Filme über Vietnamkriegsveteranen gibt es viele, nicht zuletzt Schraders Taxi Driver selbst, aber auch First Blood oder Coming Home. Flynns Film lässt die Story schnell vom PTSD-Drama zum Rachefilm mutieren, nicht zuletzt Grund für die Popularität des Films, der zwar viele ernste Themen berührt aber am Ende in einem The Wild Bunch artigen Shootout endet der legendär ist. Was mir beim wieder sehen nach all den Jahren auffällt ist die delikate Beziehung zwischen Rane und Johnny, gespielt von dem super jungen Lee Jones, die fast einen homoerotischen Hauch hat. Außerdem ist es spannend zu sehen wie abgeklärt Rane ist, und wie er nur in ganz wenigen Momenten kurz die Contenance verliert. Viele coole Sprüche verleihen dem Film zudem Kultstatus („I’ll just get my gear“). Der Film, der eigentlich für John Milius (Apocalypse Now, Red Dawn, Dillinger, Extreme Prejudice) vorgesehen war, ist grimmig, brutal, schlicht und doch ergreifend. Er kommt mit wenig Dialog aus, und ist ein geradliniger Rachefilm ohne viel Schnörkel, aber auch ohne Plattitüden. Rolling Thunder ist eine Wucht von einem Film.

Explosive Media bringt den Film nun auf BluRay erneut auf den Markt. Nach einer neuen Abtastung sieht das leider nicht aus. Zwar fehlt mir die Erstveröffentlichung von 2012 aktuell zum direkten Vergleich, aber das Bild sieht nicht auf höhe der Zeit aus. Zwar ist es insgesamt schon total in Ordnung, mit ausreichend Details, Schärfe und passablen Farben, aber es ist auch äußerst blass (und etwas zu hell), mit schwachen Kontrasten, starken Kompressionsartefakten und viel DNR. Da hatte ich mir etwas mehr erhofft, aber ist eben nicht mehr als eine Neuauflage.

Rolling thunder

Der Ton (Englisch getestet, eine deutsche Synchronfassung gibt es auch) klingt okay, aber leidet unter schlechter Dialogverständlichkeit so dass man sich die Untertitel (Deutsch oder Englisch) anmachen muss, um etwas zu verstehen, auch bei hoher Lautstärke. Es ist etwas schade dass bei älteren Filmen die Tonspuren immer so hemdsärmelig restauriert werden (meist werden die Sprechpassagen einfach hervorgehoben oder lauter gemacht, was dann auch zu Rauschen führt). Insgesamt okay aber ebenfalls nicht prima.

Hier sind einige Extras mit dabei. Zum einen der US-Kinotrailer (der hier restauriert oder vermutlich sogar nachgebaut aussieht), der US TV-Spot und die deutsche Kinoversion (die in einigen Stellen, auch Dialogpassagen, gekürzt war). Das Highlight sind die beiden Audiokommentare. Der von Co-Autor Heywood Gould und Roy Frumkes war schon bei bisherigen Veröffentlichungen dabei. Er ist ein sehr spannender Einblick in den Hintergrund des Films, nicht zuletzt weil das Drehbuch verschiedene Väter hat. Neu ist der deutschsprachige von Leonhard Elias Lemke und Benedikt Wilken. Der gibt insbesondere für deutschsprachige Ohren einen wunderbaren Rundumschlag zum Film und seinen Hintergründen, und nicht zuletzt haben die beiden auch kürzlich erst Tarantinos Buch gelesen und waren durstig danach, den Film zu sehen. Also zwei super Kommentare, so dass man den Film gut und gerne dreimal hintereinander ansehen kann. Das Trailers from Hell Segment, das auf der vorherigen Veröffentlichung von Koch Films dabei war, fehlt hier leider ebenso wie das Interview mit Linda Haynes.

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Der Mann mit der Stahlkralle - Rolling Thunder BluRay
Die BluRay wurde uns zur Verfügung gestellt.

Sebastian

Gründer und Inhaber von Nischenkino. Gründer von Tarantino.info, Spaghetti-Western.net, GrindhouseDatabase.com, Robert-Rodriguez.info und FuriousCinema.com

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