Der Meister und Margarita

Der Meister und Margarita („Il Maestro e Margarita“) von 1972 ist eine italienisch-jugoslawische Literaturverfilmung von Regisseur Aleksandar Petrović (Gruppenbild mit Dame) basierend auf dem Bestseller gleichen Namens von Mikhail A. Bulgakov. Der im ehemaligen Jugoslawien gute 20 Jahre verbotene Film vermischt Systemkritik und Horrorgroteske und gilt bei vielen Kritikern als Meilenstein.

Der Theaterautor Nikolai (Ugo Tognazzi) erwartet im Moskau der späten 20er hahre gespannt auf die Uraufführung seines Werkes „Pontius Pilatus“, dass im lokalen Theater geprobt wird. Es handelt sich um eine brisante Thematik: Fragen von Gut und Böse, Wahrheit und Unwahrheit, und letztendlich um Macht und Legitimation. Das wird den linientreuen Intellektuellen, allen vorran dem Vorsitzenden der Autorenvereinigung Berlioz (Fabijan Sovagovic), zu heikel. Während Nikolai sich stückweise in die Assistentin Margarita (Mimsy Farmer) verliebt, arbeiten Belioz, der Regisseur dest Stücks, und die anderen Autoren der Stadt daran, Nikolai dazu zu bewegen, das Stück freiwillig zurück zu ziehen. Interessanterweise kommt ihm ein sehr ungewöhnlicher Unterstützer zur Hilfe. Der Teufel (Alain Cuny) kommt in die Stadt und beginnt, den Atheismus der kommunistischen Ideologen, und die Systemgläubigkeit der Autorenvereinigung, auf die Proble zu stellen. Zusammen mit seinen Handlangern setzt der den Leuten zu, und sorgt für Morde, Skandale und Selbstzersetzung……

Meister und Margarita

Regisseur Aleksandar Petrovic verwebt die drei Handlungsstränge aus Autor Michail Bulgakows gleichnamigem Klassiker der Weltliteratur zu einer scharfsinnigen wie bitterbösen Satire auf die Arroganz der Eliten und die Fallstricke der Macht. Nicht zuletzt, weil der Regisseur auch die Zustände im Jugoslawien der 70er Jahre mit ins Visier genommen hat, war DER MEISTER UND MARGHERITA dort über zwanzig Jahre lang verboten. – Koch Media

Petrovic inszeniert mit Der Meister und Margarita einen sehr eigenartigen Film. Zum einen zeigt der Film Ambitionen die an Dr. Zhivago erinnern, zum anderen trägt er viele Charakterzüge des italienischen B-Genrekinos. Während die Verfilmung einerseits eine bitterernste Abrechnung mit dem System darstellt und ein Drama um Ideologie, Kunstfreiheit und Lügenstaat, ist es andererseits eine lockerherzige Satire mit Splattereffekten, experimentieller Mythendarstellungen und grotesken Genrevermischungen. Man könnte einerseits behaupten der Film wüsste nicht so recht was er sein will, und scheitere daran. Andererseits könnte man konstatieren, dem Regisseur wäre ein Geniestreich gelungen, indem er diese ernsthafte politische Kritik in eina abstruses Faust-artiges Horrordrama verwandelt hat.

Meister und Margarita

Ich bin mir da selbst nicht ganz schlüssig. Jedenfalls merkt man dem Film seine Grandesse deutlich an, auch wenn in regelmäßigen Abständen die launische B-Natur des Films hervorkommt. Die zum Scheitern verurteilte Liebe zwischen Nikolai und Margarita ist dabei eigentlich nur Nebenschauplatz, genauso wie das Wüten des Satans unter den Leuten der Theaterszene. Vielmehr rückt das Schicksal Nikolais und sein letztendliches Dahinscheiden im Irrenhaus – die wohl ernsteste Aussage des Films über das Schicksal wohl sehr vieler Regimegegner die so endeten – in den Vordergrund, auch wenn das letzte drittel des Films fast ganz ohne ihn auskommt. Es ist ein mitreissender Film, aber auch ein anstrengender. Zumal man aus heutiger Perspektive noch ganz andere Filme mit diesen Themen gewohnt ist. Man merkt aber wie delikat und brenzligt das Sujet ist und wie der Regisseur versucht haben muss, bei all der Deutlichkeit seiner Kritik, dem ganzen einen vagen und künstlerischen Rahmen zu geben.

Meister und Margarita

Ein Wort muss auf jeden Fall zu den Versionen des Films gesagt werden. So macht es einen enormen Unterschied, ob man den Film auf Italienisch oder Deutsch sieht. Mehr als zwei Stichproblen bestätigen, dass Ennio Morricones wunderbar melodramatische Musik in der Deutschen Spur durch eine Art russisch-orthodoxe Chormusik ersetzt wurde. Welche nun besser passt ist vielleicht Geschmacksache, aber wessen Entscheidung war das? Auch die Untertitel – soweit meine sehr limitierten Italienischkenntnisse das erlauben – sind nicht völlig akkurat. Hier hätte mich durchaus Hintergrundmaterial interessiert, wie es zu diesen Versionen gekommen ist. Vielleicht kann jemand in den Kommentaren mitteilen ob das Booklet sich dazu äußert. Ich denke hier hat auch Politik eine Rolle gespielt. Sowohl die Auswahl der Musik als auch ein leichter „Spin“ beim Untertitel machen den Film mehr oder weniger zum Botschafter der einen oder anderen politischen Überzeugung.

Die BluRay bietet größtenteils hervorragendes Bild, aber leider vor allem bei Musik und lauten Szenen stark rauschenden und nicht mehr pegelfesten Ton. Das ist etwas schade, vor allem für Fans von Ennio Morricone. Als Extras gibt es lediglich Trailer und Bilder. Zur Auswahl stehen die Srachen Deutsch und Italienisch. Der Verkaufsfassung liegt ein Booklet bei, das mir zur Besprechung leider nicht zur Verfügung stand.

Meister und Margarita

Fazit: Ein eigenartiges und höchst interessantes Drama dass Petrovic hier geschaffen hat. In der „Masterpieces of Cinema Collection“ von Koch Media ist dies Film Nr. 20, und 20 Jahre war der Film in der Heimat seines Regisseurs auch verboten. Aus heutiger Sicht nicht mehr revolutionär aber im Kontext seiner Zeit ein herausragender Film, der auf dieser BluRay in schöner Qualität, wenn auch nicht ganz unproblematisch beim Thema Sprache und Tonqualität, eine kleine Auferstehung feiert.

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Die BluRay wurde uns von Koch Media zur Verfügung gestellt. Die Screenshots sind einer Rezension im Filmforum Bremen entliehen.

Sebastian

Gründer und Inhaber von Nischenkino. Gründer von Tarantino.info, Spaghetti-Western.net, GrindhouseDatabase.com, Robert-Rodriguez.info und FuriousCinema.com

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