Der Navigator

The Navigator: A Mediaeval Odyssey ist ein Fantasyfilm von Vincent Ward (What Dreams May Come) aus dem Jahr 1988.

England im 14. Jahrhundert. Die Pest breitet sich aus, und die abergläubische Landbevölkerung berät voller Angst wie sie sich schützen kann. Ein neuer Kirchturm muss her, oder eine Opfergabe? Der kleine Griffin (Hamish Gough) berichtet von seinen ständigen Träumen von einer weißen Kirche mit einem Kreuz und einem dunklen Schacht tief in der Erde. Er und sein Bruder Connor (Bruce Lyons) der eben erst aus der Stadt zurückkam und von schlimmen Zuständen berichtet, sind sich einig dass es eine Prophezeihung ist. Zusammen mit einigen Kumpanen gehen sie deren Weisungen nach, und bohren sich durch einen Schacht, um auf der anderen Seite hoffentlich ein großes Kreuz errichten zu können um die Pest fernzuhalten. Der Junge scheint recht zu haben…. am anderen Ende des Schachts befinden sie sich jedoch im Neuseeland des Jahres 1988 wieder….

The Navigator ist ein interessantes Filmerlebnis. Bereits die diversen Kritiken auf Letterboxd machten mich natürlich mega neugierig. Der Film schwankt wohl zwischen Kunstfilm-Meisterwerk, verkanntem Kultfilm und Mindfuck. So oder so ähnlich präsentierte er sich dann tatsächlich. Der Film ist ein Misch aus Zeitreise-SciFi, Fantasyfilm und Eggers-artigem Aberglaube-Spuk. Er beginnt unglaublich bildgewaltig, in satten schwarz-weiß Bildern und düsteren Szenen mit einer subjektiv hyperrealistischen Darstellung des Lebens 13-hundert-irgendwas. Dann wir es sehr schnell sehr schräg, doch man ist längst über den Punkt hinweg, an dem man eigentlich fast abgebrochen hätte. So schräg und eigenwillig der Film auch ist, so sehr ist er von sich überzeugt und mit sich im Reinen. Man wird hinein gesogen und verliert erst wieder die Konzentration, als der etwas nervige Wettlauf um die „Kirchturmspitze“ beginnt und die Magie des Films ein wenig abhanden kommt.

Dank der Untertitel versteht man sogar einigermaßen die auf Mittelalter getrimmten Dialoge am Anfang. Ich bleibe bei der Meinung, dass der Film eingangs etwas schwer zu folgen ist, aber dennoch und vor allem weil er so absurd und irgendwie faszinierend ist, dann recht fesselt. Die Idee ist ja auch abgedreht, aber letztlich nicht konsequent zu Ende gemacht. Die Truppe um den jungen Griffin kommt in der Neuzeit viel zu gut zurecht irgendwie. Die Glaubwürdigkeit des Films beginnt da für mich als Zuschauender innerhalb der filmeigenen Logik zu bröckeln. Dennoch: es ist ein faszinierender Film voller interessanter Details, mit Hingabe gemacht und voller Vorstellungskraft. Ich bin froh ihn gesehen zu haben.

Die BluRay von Plaion Pictures ist in seiner Umsetzung vermutlich der von Arrow Video recht ähnlich. Es handelt sich um eine wunderbare Restauration des Kultklassikers mit satten Kontrasten, scharfen Bildern und meist guten Farben. Das Bild sieht wirklich sehr gut aus. Auch der Ton klingt recht gut (Englisch getestet, es gibt auch eine deutsche Synchronspur), mit minimaler Dynamik und guter Dialogverständlichkeit. Viel Surroundkulisse oder dergleichen darf man sich zwar nicht erwarten bei dieser Stereospur, aber das ganze klingt total solide. Es gibt Untertitel auf Deutsch oder Englisch.

Ein paar interessante Extras machen die Edition besonders relevant. „Path of the Navigator“ ist ein Interview mit Autor und Regisseur Vincent Ward (38min) indem er die Genese des Films aufarbeitet und seine Einflüsse. Das ist ein aufschlussreiches und interessantes Referat. „Kaleidoscope“ ist eine Doku über Vincent Ward (29min) die schon etliche Jahre auf dem Buckel hat. Es ist ein TV Beitrag der den Regisseur etwas feiert, und das noch Jahre vor seinen Hollywood-Beiträgen. Hinzu kommen Trailer und eine Bildergalerie. Der Film kommt in einem schmucken Mediabook daher (das mir ebenso wie das enthaltene Booklet nicht vorlag) in dem auch eine DVD Version des Films enthalten ist.

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Der Navigator
Die BluRay wurde uns zur Verfügung gestellt.

Sebastian

Gründer und Inhaber von Nischenkino. Gründer von Tarantino.info, Spaghetti-Western.net, GrindhouseDatabase.com, Robert-Rodriguez.info und FuriousCinema.com

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