Der Sizilianer / Torino nera / Black Turin

Ein Mafia-Mord im Turiner Fußballstadion bildet den Ausgangspunkt. Rosario Rao stand zufällig in der Nähe des Erschossenen, noch dazu trug er eine Waffe bei sich. Das reicht dem Staatsanwalt, um den unschuldigen Rosario als Sündenbock in den Knast zu stecken. Rosarios dreizehnjähriger Sohn Mino glaubt nicht an die Schuld seines Vaters und spürt den Killern auf eigene Faust nach. (Amazon prime)

Kurzinhalt inkl. Spoiler !!!

Turin. Während eines Fußballspiels erschießt der Bauunternehmer Tommaso Fridda (Marcel Bozzuffi) einen Mann namens Santorro (Gianni Milito), der ihm zuvor als Leibwächter gedient hatte. Fridda plant auch, Rosario Rao (Bud Spencer) loszuwerden, einen Fabrikarbeiter, der sich für die ausgebeutete Arbeiterklasse einsetzt. Der verheiratete Rao ist außerdem Vater von zwei Kindern, Mino (Domenico Santoro) und Lello (Andrea Balestri). Fridda beschuldigt Rao des Mordes an Santorro und lässt ihn verhaften. Es existiert jedoch ein Foto, das Raos Unschuld beweist, welches der Fotograf Cammarata (Vittorio Duse) seinem Cousin Ferrara (Marcello Di Martire) schenkte. Als die Zeugen bei vorgetäuschten Selbstmorden oder Unfällen ums Leben kommen, beginnt der junge Anwalt Mancuso (Nicola Di Bari) mit der Suche nach dem Foto. Mino und Lello unterstützten ihn dabei, doch Fridda und seine Männer versuchen Mancuso und die Kinder um jeden Preis aufzuhalten. Als Mino von einem von Friddas Handlangern schwer verwundet wird, entkommt Rao aus dem Gefängnis und rächt sich, indem er Fridda tötet, bevor er sich der Polizei stellt.

Mit Der Sizilianer versuchte Carlo Lizzani sich den Themen Immigration und Urbanisierung innerhalb einer Genrestruktur zu nähern. Turin, Pietmon – der größte Industriepol Norditaliens – konnte vielen aus dem Süden stammenden Familien und Arbeitern eine Heimat sowie Arbeit bieten. Diese hatten ihre Heimatstädte verlassen, um für einen Job beim Autohersteller Fiat nach Norden zu ziehen. Die Stadt war gerade Gegenstand der Ereignisse des sogenannten „Heißen Herbstes“ von 1969 gewesen, als Arbeiter während einer Reihe von Streiks und Protesten bessere Löhne und Arbeitsbedingungen forderten.

Lizzanis Film hat eine recht ungewöhnlich zusammengestellte Besetzung zu bieten, um es gelinde auszudrücken. Die Kinderdarsteller Andrea Balestri und Domenico Santoro spielten in der enorm erfolgreichen TV-Version von Pinocchio unter der Regie von Luigi Comencini mit, die Comedy-Western-Ikone Bud Spencer bekommt eine eher ungewöhnlich dramatische Rolle als Fabrikarbeiter spendiert, während Nicola Di Bari den kleinen Anwalt mimt, der versucht genügend Beweise zu finden, um Spencer zu entlasten. Dabei wurde der dünne, bebrillte Sänger entgegen seines Typus besetzt, da er nicht einmal die Physis mitbringt, um irgendeine Art von Helden zu spielen.

Lizzanis Versuch eines soziologischen Diskurses über die Widersprüche einer komplexen und oft degradierten urbanen Umwelt scheitert jedoch zumindest teilweise, vor allem an einem eher grob konzipierten Drehbuch. Der Blick auf Mafia sowie Auswanderung ist als oberflächlich zu bezeichnen und mit melodramatischen sowie populistischen Ausschweifungen gespickt, während sich der Höhepunkt nicht weit vom viel effektiveren Vigilante-Subgenre entfernt. Allerdings spricht der Streifen mit seinen Verfolgungsjagden (wo die Guten einen kleinen Fiat 500 fahren, während die Bösewichte in Limousinen sitzen), dem Einsatz von Charakterdarstellern wie Guido Leontini, Elio Zamuto sowie Marcel Bozzuffi und ganz zu schweigen von seinem Originaltitel, Torino nera, bereits die Sprache der aufkeimenden poliziotteschi. Lizzanis Film war ein mittelmäßiger Kassenerfolg beschieden, hauptsächlich aufgrund der Anwesenheit von Spencer in der Hauptrolle, doch die Rezeption der Kritiker war eher negativer Natur.

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Regie: Carlo Lizzani
Hauptdarsteller: Andrea Balestri, Domenico Santoro, Françoise Fabian
Genre: Drama
Untertitel: Keine verfügbar
Wiedergabesprachen: Deutsch

Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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