Der Teufel hat sieben Gesichter / Il diavolo a sette facce

In Amsterdam wird Julie von einem mysteriösen Mann verfolgt. Sie weiß nicht, was vor sich geht, doch schnell stellt sich heraus, dass sie dies ihrer Zwillingsschwester Mary zu verdanken hat, die einem Maharadscha einen Millionen schweren Diamanten abgeluchst hat. Verschiedene Parteien sind hinter diesem Diamanten her – und ihr Weg führt sie alle nach Amsterdam. Ein jeder glaubt, dass Julie den Diamanten versteckt, doch sie hat keine Ahnung was ihre Schwester angestellt hat. Hilfe erhält sie von dem zwielichtigen Anwalt Dave Barton und dessen Freund Tony, doch auch sie können nicht verhindern, dass die Spirale der Gewalt immer mehr auf einen blutigen Showdown hinausläuft…

Der Teufel hat sieben Gesichter scheint so einiges zu versprechen, verpasst es aber abzuliefern. Die Geschichte fängt nie richtig Feuer, während der Film in den Händen von Regisseur Osvaldo Civirani ohne die geringste Energie oder jegliches Gefühl für Dringlichkeit von Szene zu Szene humpelt. Nicht einmal das „Novum“ den Plot in den Niederlanden stattfinden zu lassen, reicht aus, um ihm etwas Farbe zu verleihen. Tatsächlich ist der Film einem konventionellen Krimi näher, als einem Giallo. Ein „Bodycount“ ist so gut wie nicht vorhanden, wobei die verschiedenen Wendungen bereits im Voraus ziemlich leicht zu erraten sind. Sogar die Szenen, die möglicherweise etwas Action erzeugen könnten, sind verpfuscht worden. Civirani verschwendet viel Zeit mit einer Verfolgungsjagd gegen Mitte des Streifens, denn während eine gute, aufregende Autoverfolgungsjagd die Attraktivität des Films hätte steigern können, ist die hier gezeigte als ziemlich traurig zu bezeichnen. Zeitraffer wird in großem Umfang eingesetzt und zwar nicht nur bei den Aufnahmen der vorbeifahrenden Autos – selbst die Aktion im Inneren der Vehikel wird beschleunigt, was den versuchten Trick umso offensichtlicher und erbärmlicher gestaltet.

Während einer sich hinziehenden Sequenz mit Giallo – Veteran Luciano Pigozzi, der die Hauptdarstellerin Carroll Baker in einer Windmühle bedroht, erwachen die Dinge kurz zum Leben. Zumindest in diesem Fall wirkt sich die Nutzung der Drehorte in Holland letztendlich zum Vorteil des Films aus und verleiht ihm eine kurze Injektion lokaler Farben. Jenseits dieses denkwürdigen set-pieces wird der Betrachter jedoch mit einer langweiligen, lustlosen Dialogszene nach der anderen „verwöhnt“, wobei der völlige Mangel an Spannung den Film schon früh tötet. Optisch ist der Streifen als eintönig zu beschreiben. Civiranis Regieführung gestaltet sich nicht stilvoller oder sicherer als bei seiner unglückseligen Franco und Ciccio Giallo-Parodie I due gattoni a nove code… e mezza ad Amsterdam (1972). Seine Abdeckung der Dialogszenen beschränkt sich auf konventionelle Nahaufnahmen/Rückwärtswinkel, während er sich nur eine leicht auffällige Einstellung während einer Szene erlaubt, in der Julie von den Killern „zerzaust“ wird, indem er die Kamera in eine Wanne voller Wasser stellt um eine Aufnahme zu bekommen, wie ihr Gesicht ins kalte Wasser getaucht wird.

Darüber hinaus ist er meistens damit zufrieden mit lethargischer Regelmäßigkeit in die Handlung hinein und hinaus zu zoomen. Die Drehorte sind als langweilig zu bezeichnen und Stelvio Ciprianis Musik (komplett mit vokaler Arbeit der Komponistin Nora Orlandi) lässt sich anständig hören, gehört aber nicht zu seinen erinnerungswürdigeren Werken. Die Besetzung umfasst eine Reihe bekannter Gesichter, von denen die meisten hier auf Autopilot geschaltet sind. Carroll Baker kehrt für eine weitere „Frau in Gefahr“ Rolle zurück und sie scheint sich im Vergleich zu ihrem wesentlich besseren Auftritt in Umberto Lenzis Orgasmo positiv zu langweilen. George Hilton ist zur Stelle, um einen weiteren höflichen, aber möglicherweise zwielichtigen Frauenhelden zu spielen. Es handelt sich dabei um die Art von Rolle, die er im Schlaf spielen konnte, was er hier auch tut. Der mittlerweile verblasste irische Hauptdarsteller Stephen Boyd (Ben Hur, 1959; Der Untergang des Römischen Reiches, 1964) porträtiert den Anwalt Dave Barton und versucht zu seiner Ehre doch tatsächlich ein wenig mehr an Überzeugung in das Verfahren einzubringen. Boyds glorreiche Tage lagen bereits hinter ihm, als ihm dieser Film über den Weg lief und er an diesem Punkt seiner Karriere viel Zeit damit verbrachte, in europäischen B-Filmen aufzutreten. Er blieb jedoch ein Profi und tat was er konnte, um ein wenig Farbe und Begeisterung in seine Rollen einfließen zu lassen. Er würde kurze Zeit später, 1977, im Alter von nur 49 Jahren sterben.

Luciano Pigozzi (diesmal unter seinem eigenen Namen gelistet) scheint sich als sadistischer Killer zu amüsieren, der offensichtlich Freude an seiner Arbeit hat, während der produktive Charakterdarsteller Franco Ressel eine etwas größere Rolle als der Inspektor des Falls spielt. Ressel wurde 1925 in Neapel geboren und trat ab Ende der 50er Jahre in Filmen auf. Manchmal wurde er nicht im Abspann erwähnt, seine Besonderheiten machten ihn jedoch zu einem herausragenden Darsteller für Fans des italienischen Genrekinos. Zu seinen frühesten Auftritten gehörten kleine Rollen in Elio Petris Proto-Giallo L’assassino (Trauen Sie Alfredo einen Mord zu?, 1961) und Mario Bavas farbenfrohem Abenteuer Gli invasori (Die Rache der Wikinger, 1961). Er spielte eine untergeordnete Rolle in Bavas La ragazza che sapeva troppo (The Girl Who Knew Too Much, 1963) und eine viel größere als „roter Hering“ in 6 donne per l’assassino (Blutige Seide, 1964), zusätzlich zu Auftritten in verschiedenen Pepla Il gladiatore che sfidò l’impero (Die Rache des Spartacus, 1965), Science-Fiction La morte viene dal pianeta Aytin (Dämonen aus dem All, 1967), Italo-Western Il mercenario (Mercenario – Der Gefürchtete, 1968) und poliziotteschi The Valachi Papers (Die Valachi-Papiere, 1972). Ressel war auch in einigen Gialli zu sehen, darunter Un omicidio perfetto a termine di legge (Cross Current), Un posto ideale per uccidere (Deadly Trap, beide 1971), A.A.A. Massaggiatrice bella presenza offresi… (A.A.A. Masseuse, Good-Looking, Offers Her Services) und L’occhio nel labirinto (Eye in the Labyrinth, beide 1972). Er starb 1985.

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  • Darsteller: Carroll Baker, Stephen Boyd, George Hilton, Luciano Pigozzi, Lucretia Love
  • Regisseur(e): Osvaldo Civirani
  • Format: PAL, Breitbild, Farbe
  • Sprache: Italienisch (Dolby Digital 2.0)
  • Untertitel: Italienisch
  • Region: Region 2
  • Bildseitenformat: 16:9
  • Anzahl Disks: 1
  • FSK: Unbekannt
  • Studio: CineKult
  • Spieldauer: 86 Minuten

Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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