Der unerbittliche Vollstrecker / La polizia sta a guardare / Ransom! Police Is Watching / The Great Kidnapping

Eine völlig neue Dimension des organisierten Verbrechens erschüttert Mailand in seinen Grundfesten. Kriminelle Banden, die Entführung und Geiselnahme für sich entdecken konnten. Die Linie der Justizbehörde trägt ihren Teil zum Erfolg dieser Verbrechensdimension bei, indem auch sie die Forderungen der Geiselnehmer kurzerhand zum Schutz der todesgefährdeten Opfer erfüllen. Als Opfer werden Kinder reicher Eltern auserkoren, welche versuchen, unter allen Umständen die Polizei außer Spiel zu lassen und bereitwillig hinter deren Rücken zahlen. Als eines Tages Kommissar Jovine (Lee J. Cobb) völlig unverhofft sein Amt niederlegt, tritt der als kompromisslos und knallhart geltende Kommissar Cardone (Enrico María Salerno) an seine Stelle. Cardone gilt als Hardliner seines Fachs, der sich jeden Forderungen krimineller Subjekte gegenüber völlig renitent zeigt und dadurch ganz bewusst das Leben der Entführungsopfer aufs Spiel setzt. (Cineploit Records)

Kurzinhalt inkl. Spoiler !!!

Kommissar Cardone (Enrico Maria Salerno) wird in eine norditalienische Stadt versetzt, um das Amt des ehemaligen Polizeichefs Jovine (Lee J. Cobb) zu übernehmen, der zurückgetreten ist, weil er die Bekämpfung der steigenden Kriminalität für unmöglich hält. Cardone ist hingegen bereit mit eiserner Faust gegen die Kriminalität vorzugehen und sich nicht aufgrund legalistischer Skrupel die Hände binden zu lassen. Um eine Bande von Bankräubern zu fassen, riskiert er das Leben derer Geiseln und verhindert danach die Lösegeldübergabe bei der Entführung des Sohnes eines reichen Industriellen mit Hilfe von illegaler Telefonüberwachung. Die Kriminellen rächen sich, indem sie den Entführten ermorden und Cardones eigenen Sohn Maurizio (Giambattista Salerno als Giovan Battista Salerno aufgeführt) entführen. Cardone ist zunächst bereit aufzugeben, doch nachdem er am Telefon mit Maurizio gesprochen hat, entscheidet er sich dazu nichts an seinen Methoden der Verbrechensbekämpfung zu ändern. Er findet schließlich heraus, dass es sich bei dem Chef des Entführungsrings um den arglosen Jovine handelt, der plant, das Lösegeld für einen Staatsstreich zu verwenden. Cardone verhaftet seinen Vorgänger und lässt das Haus, in dem sein Sohn gefangen gehalten wird, belagern. Die Entführer können zunächst entkommen, doch nach einer langen Verfolgungsjagd – bei der ein Fahrrad fahrender Junge getötet und Maurizio schwer verletzt wird, nachdem er aus dem Auto der Entführer geschleudert worden ist – werden sie von der Polizei gestellt bzw. erschossen.

Achtung Spoiler !!!

Der unerbittliche Vollstrecker stellt Roberto Infascellis Versuch dar, den kommerziellen Erfolg von Stefano Vanzinas (auch bekannt als Steno) La polizia ringrazia (Das Syndikat, 1972, den er gemeinsam mit Dieter und Peter Geissler produziert hatte) noch zu toppen, indem er wieder Enrico Maria Salerno (hier mit dünnem Schnurrbart und Perücke) in der Hauptrolle besetzte und selbst die Regie übernahm. Die Eröffnungsszenen gestalten sich sehr vielversprechend und geben die Stimmung der verschlafenen Provinzstadt im Norden Italiens (in der die Geschichte spielt) perfekt wieder: eine Sequenz, die in einem Polizeiauto gedreht wurde, das den Hof der Polizeistation verlässt und durch die fast menschenleeren Straßen der Stadt fährt, um den Protagonisten am Bahnhof abzuholen, während die Polizisten an Bord (unter den Klängen von Stelvio Ciprianis denkwürdiger Musik, die Quentin Tarantino in Death Proof, 2007, treffend wiederverwerten sollte) einem Fußballspiel lauschen (was allerdings nur auf der italienischen Tonspur zu bemerken ist). Der Rest des Films vermittelt jedoch den Eindruck, als wäre er in Eile geschrieben und gedreht worden. Zunächst einmal erweist sich das Setting – die lombardische Provinz – als recht originell, wird aber kaum skizziert, Nebenfiguren (wie Luciana Paluzzi und Jean Sorel) gestalten sich uninteressant und die Action beschränkt sich auf die letzten fünfzehn Minuten des Streifens. Das Drehbuch – von Infascelli und Augusto Caminito verfasst – ist mit Hinweisen auf aktuelle Ereignisse gespickt, wie zum Beispiel Bombenanschläge; während der entscheidende Plot-twist (Cardone entdeckt, dass das Lösegeld zur Finanzierung subversiver Komplotte verwendet wird und dass der ehemalige Polizeichef Jovine den Drahtzieher hinter all dem repräsentiert) den aus Das Syndikat ohne viel Elan recycelt (wie auch große Teile von Ciprianis Musik).

Darüber hinaus ebnet die oben erwähnte Wendung den Weg für eine pedantische Szene voller Anspielungen auf die „Strategie der Spannung“, die einmal mehr beweist wie unbeholfenen sich die Versuche des Filmemachers gestalten, die Geschichte mit einem interessanten Hintergrund auszustatten. Ein aufschlussreicher Dialogaustausch hört sich so an: „Mit all diesen neuen Gesetzen haben die Verbrecher viele Vorteile, das ist sehr ungerecht, man kümmern sich zu wenig um die Sicherheit der Bevölkerung. 99% der Verhafteten sind vorbestraft, die spielen mit dem Gesetz. Ziemlich paradox, es werden eher die Verbrecher beschützt.“ Auch Cardone selbst repräsentiert einen unausgegorenen Helden, denn trotz seiner wütenden Proklamationen („Aber das ist die vierte Entführung in diesem Jahr. Wenn wir die Lösegeldzahlung durchgehen lassen wird es eine fünfte geben, eine sechste, siebente, zehnte und dann!?“), fehlen ihm die typischen Merkmale eines Actionhelden. Außerdem wirbt er darüber hinaus nie um die Empathie des Publikums, trotz Salernos fachmännischer Bildschirmpräsenz. Sogar die Beziehung zwischen dem Helden und seinem eigenen Sohn (gespielt von Salernos echtem Sohn Giovan Batista) kommt klischeehaft rüber.

Trotz des Erfolgs von Der unerbittliche Vollstrecker an den Kinokassen machte Salerno bald Platz für jüngere, energiegeladenere Stars wie Franco Nero, Luc Merenda und Maurizio Merli. In den folgenden Jahren spielte er wieder Kommissare in eigenwilligen Filmen wie Un uomo, una citta (City Under Siege, 1974) und Fango bollente (Fango Bollente – Die grausamen Drei, 1975), während er entweder den Antagonisten in eher stereotypen Genredarbietungen wie Sergio Martinos La città gioca d’azzardo (Hetzjagd ohne Gnade, 1975, wo er den verkrüppelten älteren Chef eines Glücksspielrings in Mailand mimt) verkörpert oder kurz in „Gaststar“-Rollen auftaucht, wie in La polizia interviene: ordine di uccidere! (Die linke Hand des Gesetzes, 1975).

Ausstattung:

  • Weltweit 2K Blu-Ray Premiere!
  • Featurette „Lee J. Cobb“ von Mike Malloy (Eurocrime Dokumentation – 18 min.)
  • Internationale Bildergalerie
  • Separat abspielbarer Score
  • Hardcover Mediabook mit partieller Veredelung
  • 28 Seiten Booklet mit einem Essay von Udo Rotenberg auf Deutsch und Englisch, veredelt mit internationalem Werbematerial.
  • Doppelseitiges Poster mit italienischem und französischem Plakatmotiv.

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  • Seitenverhältnis:‎ 16:9 – 2.35:1
  • Alterseinstufung: Nicht geprüft
  • Regisseur:‎ Infascelli, Roberto
  • Medienformat: Breitbild
  • Laufzeit:‎ 1 Stunde und 34 Minuten
  • Darsteller:‎ Salerno, Enrico Maria, Cobb, Lee J., Sorel, Jean, Belli, Laura, Paluzzi, Luciana
  • Untertitel: ‎Deutsch, Englisch
  • Sprache: ‎Italienisch (DTS-HD 2.0), Deutsch (DTS-HD 2.0), Englisch (DTS-HD 2.0)
  • Studio:‎ Cineploit Records

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Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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