Diamantenpuppe / L’ultima chance / Stateline Motel / Motel of Fear



Im Dschungel der Großstadt ist die Hölle los! Juwelen im Wert von vielen Millionen Dollar sind verschwunden. Der Polizeiapparat arbeitet auf Hochtouren. Rund um die Uhr. Die Unterwelt scheint unter Starkstrom zu stehen, eine fieberhafte Jagd beginnt. Jeder hat nur ein Ziel, die heißbegehrten Juwelen für sich zu erbeuten. Und dabei ist jedes Mittel recht – wer im Weg steht, muss verschwinden! Nur ein Mann kennt die Wahrheit! Seine Lage wird kompliziert, als er sich in eine Frau verliebt. Schön, verführerisch, aber ohne Skrupel, wenn es um Geld geht. Eine wahre Diamantenpuppe. Zum Schluss nimmt das Geschehen jedoch eine unerwartete Wendung. (Spectrum)

Kurzinhalt inkl. Spoiler !!!
Am selben Tag, an dem er nach sechsmonatiger Haft aus einem kanadischen Gefängnis entlassen wird, inszeniert Floyd Gambino (Fabio Testi) mit seinem Partner Joe (Eli Wallach) einen Juwelenraub, bei dem letzterer jedoch einen Mann tötet. Floyd und Joe gehen nun zunächst getrennte Wege, um sich später in einer kleinen US-Stadt nahe der Grenze wieder zu treffen und die Beute aufzuteilen. Da er Probleme mit seinem Auto hat, muss Floyd – der die Juwelen mit sich führt – einige Tage in einem Motel verbringen, welches von Fred Nolton (Massimo Girotti) und dessen Frau Michelle (Ursula Andress) geführt wird. Die Frau deckt Floyds wahre Identität auf und verführt ihn. Als die Juwelen verschwinden, wird sie sofort von Floyd verdächtigt. Währenddessen kommt Michelles Liebhaber Jacques (Howard Ross) – ein Mechaniker, der einen Plan ausgetüftelt hatte, wie man Floyd am besten über den Jordan schicken könnte – bei einem ungewöhnlichen Unfall ums Leben. Michelle teilt Floyd nun mit, dass sie die Juwelen hat und überredet ihn gemeinsam durchzubrennen. Zwischenzeitlich kommt Joe im Motel an, um seinen Anteil der Beute zu fordern. Er verfolgt Michelle, die in einem Bus unterwegs ist und bringt sie um, wird von ihr vorher allerdings noch schwer verwundet. Floyd kommt zu spät, um Michelle retten zu können, erschießt Joe und findet heraus, dass die Juwelen (die in einer Stoffpuppe versteckt wurden) von Michelles Nichte Emily (Barbara Bach) und deren Freund Albert (Carlo De Mejo) – dem örtlichen Polizisten – durch kleine Steine ersetzt worden sind…

Diamentenpuppe basiert sehr lose auf Franco Ennas Roman L’ultima chance und versucht mit aller Macht ein amerikanischer Film Noir zu sein. Der Prolog, in dem Floyd aus dem Gefängnis entlassen wird, erinnert stark an Sam Peckinpahs The Getaway und Peter Yates’ Vier schräge Vögel (beide 1972), während die kanadischen Drehorte dem Film einen internationalen Look verleihen. Darüber hinaus verfügte Regisseur Maurizio Lucidi über eine recht ansprechende Besetzung (die hauptsächlich für den internationalen Markt zusammengestellt wurde) und inszenierte eine mitreißende Verfolgungsjagd in den ersten zehn Minuten des Films. Unglücklicherweise gerät das Drehbuch danach ziemlich ins Stocken – egal wie sehr es sich auch bemüht – sobald Floyd im Stateline-Motel der Noltons ankommt und schafft es nicht sich davon zu erholen. Was wie eine unausgegorene Nacherzählung von James M. Caines klassischem Roman Wenn der Postmann zweimal klingelt beginnt (interessanterweise hatte ein junger Massimo Girotti die Gegenrolle in Luchino Viscontis Meisterwerk Ossessione – Von Liebe besessen gespielt, welches sich ein wenig von Cains Buch inspirieren ließ), bringt im Laufe der Zeit fast jedes erdenkliche Film-Noir-Klischee zur Anwendung.

Von den ermüdenden doppelt sowie dreifach Kreuzungen bis hin zur Idee, dass die Beute in eine Stoffpuppe gestopft wird (wie in Charles Laughtons Die Nacht des Jägers von 1955), kommt sogar auch noch eine sinnlose Anspielung auf H. G. Clouzots Lohn der Angst (1953) ins Spiel, als Floyd sein Auto nach dem Raub auf ziemlich dumme Art und Weise zu Bruch bringt, während er auf einer verschneiten Autobahn im Zickzack Kurs fährt. Ursula Andress ist wirklich hinreißend, doch ihr gelingt es einfach nicht als Frau zu überzeugen, die ihre besten Jahre sowie ihre Schönheit an einem gottverlassenen Ort vergeudet und ihre Tage damit verbringt, sich alte Zeichentrickfilme im Fernsehen anzusehen. Während Girotti in einer sehr undankbaren Rolle verschwendet wird und Eli Wallach es mit seinem Schauspiel als Testis sadistisch fieser Komplize bis aufs Äußerste übertreibt. Fabio Testi – selbst nicht der begnadetste Schauspieler – schneidet als naiver gutaussehender Gauner etwas besser ab.

Lucidi, ein ehemaliger Cutter, hatte zuvor bei einigen sehr interessanten Filmen Regie geführt, wie dem höhnischen Western La più grande rapina del west (Ein Hallelujah für Django, 1967) und dem exzellenten giallo La vittima designata (Der Todesengel, 1971), selbst eine geniale Nacherzählung von Patricia Highsmiths Der Fremde im Zug, gesegnet mit venezianischen Drehorten sowie kraftvollen Auftritten von Tomas Milian und Pierre Clementi. Abgesehen von der üblichen übermäßigen Nutzung von Zooms – rein und raus – ist seine Regieführung als anonym sowie uninspiriert zu beschreiben und vermag es nicht irgendeine Form von Spannung in das Geschehen einfließen zu lassen, ganz zu schweigen davon, die Charaktere interessant zu gestalten (obwohl die körperliche Anziehungskraft zwischen Andress und Testi auf dem Bildschirm offensichtlich ist, da die beiden damals ein Paar gewesen sind). Die Tag-für-Nacht-Szenen sind auch ziemlich schlecht realisiert worden, was die schlampige Inszenierung des Films weiterhin offenbart. Lediglich Luis Bacalovs wunderschöne Musik entpuppt sich hier als echter Gewinn.



















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