Die Killermeute / Napoli spara! / Weapons of Death

Mitten am Tag überfällt der Gangster Santorro eine Polizeistation und raubt einen Geldzug aus. Kommissar Belli ist machtlos gegen den Schwerverbrecher, der unter dem Schutz des Mafiabosses „Don Alfredo“ steht und ein astreines Alibi hat. Seine einzige Chance: Den Mob mit seinen eigenen Waffen schlagen. Und die gehen nicht immer konform mit den Methoden des Gesetzes… (Koch Media GmbH)

Kurzinhalt inkl. Spoiler !!!

Neapel wird vom Banditen Santoro, der unter dem Schutz des Paten Don Alfonso operiert, einer Reihe von Bombenanschlägen ausgesetzt. Der junge Kommissar Belli kann den Banditen trotz der Unterstützung eines Spezialteams (bestehend aus einem fingierten Taxifahrer, einem Motorradfahrer, zwei Landstreichern und dem Straßenkind Gennarino), nicht daran hindern, einen Zug zu entführen sowie auszurauben, Banken zu überfallen und dabei eine Spur von Toten zu hinterlassen. Als nächstes versucht Belli eine rivalisierende Gang gegen Santoro aufzubringen, doch das Ergebnis fällt nicht besser aus. Santoro wird schließlich gefangen genommen und ins Gefängnis gesteckt, doch er entkommt dank der Intervention des älteren Paten, während Belli von seinen Vorgesetzten sogar verdächtigt wird, mit eben diesem Don unter einer Decke zu stecken. Letztendlich sieht sich der Kommissar gezwungen dem Kriminellen eine tödliche Falle zu stellen.

Wohl als eine Art Fortsetzung von Umberto Lenzis Napoli violenta (daher der Titel Napoli spara!) veröffentlicht, bemüht sich Mario Caianos Film sehr stark seinem Publikum zu präsentieren, was es erwartet. Der obligatorische „Eiserne Kommissar“, wie er hier von Leonard Mann verkörpert wird, hat sogar einen ähnlichen Namen wie Maurizio Merlis Figur in Lenzis Film (er heißt Belli anstatt Betti), während sein Co-Star, das ehemalige Fotoroman-Model Jeff Blynn, sehr wahrscheinlich genau deswegen ausgewählt wurde, weil er Merli ziemlich ähnlich sah. Zu guter Letzt hat der Film auch noch den Charakter des humpelnden Straßenkindes Gennarino aus Napoli violenta (Camorra – Ein Bulle räumt auf, 1976) übernommen, der auch von demselben Kinderdarsteller Massimo Deda verkörpert wird. Der beinahe identische Nachname (Betti/Belli) sowie Jeff Blynnes Anwesenheit (der allerdings nicht Belli, sondern die Nebenfigur Guidi spielt) sollen die (zugegebenermaßen umständlich arrangierte) Imitation vervollständigen.

Blynn, als nicht gerade sehr plausibel rüberkommender „Spezialagent“ Giudi, der als Taxifahrer verkleidet durch Neapel fährt, steht dann wohl auch beispielhaft dafür, warum Die Killermeute nicht in allen Teilen richtig funktioniert, es sei denn, man betrachtet den Streifen nur als ein im Comic-Stil übertriebenes Aktionsfest. Obwohl Caiano mit interessanten Ergebnissen beweist, dass er es bestens versteht das neapolitanische Setting ausnutzen und überzeugende Actionsequenzen drehen kann, wirken Handlung sowie Charaktere oberflächlich entwickelt, wobei der charismatische Henry Silva als Bösewicht des Films verschwendet wird. Im Vergleich zu zeitgenössischen poliziotteschi wird auch der Moralkodex des Films etwas anders dargestellt, da die hassenswerteste Figur – ein Pädophiler, gespielt vom schmierigen Adolfo Lastretti – weder vom Gesetz (das sich, wie immer innerhalb des Genres, als nutzlos erweist) noch vom Kommissar / Rächer, sondern von den Kriminellen selbst für seine Verbrechen bestraft wird, da sie ihn als Fremdkörper innerhalb ihrer Welt ansehen.

Die Killermeute stellt einen schizophrenen poliziotteschi dar, in dem Gore und Grand-Guignol durchaus vorhanden sind – ein Polizist wird mit einem Stahldraht enthauptet, während man dem Pädophilen im Gefängnis dessen Genitalbereich verstümmelt – und mit peinlich komischen oder melodramatischen Zwischenspielen vermischt werden. Zu diesem Anlass wechseln sich Szenen selbstzufriedenster Brutalität mit rührend tränenreichen Sequenzen ab, als Hommage an die neapolitanische Kulisse. Manche Szenen, die anscheinend als Beispiel für den Erfindungsreichtum der Neapolitaner dienen sollen, drehen sich hauptsächlich um Gennarino. Der Junge taucht in vielen Sequenzen auf, in denen er jedes Mal einer anderen, oft skurrilen Arbeit nachgeht (wie dem Verkauf von Zeitungen an Paare, die in ihrem Auto Liebe machen möchten, damit sie die Fenster des Fahrzeugs abdecken können und von außen nicht zu sehen sind), wobei er in einer Szene sogar einen neuen Lancia klaut und damit nur so zum Spaß durch die Stadt düst. Gennarino rettet sogar das Leben des Kommissars, bevor er Santoros Kugeln zum Opfer fällt.

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  • Seitenverhältnis:‎ 16:9 – 1.85:1, 16:9 – 1.77:1
  • Alterseinstufung: Freigegeben ab 18 Jahren
  • Regisseur:‎ Mario Caiano
  • Medienformat: Dolby, HiFi-Sound, PAL
  • Laufzeit: 1 Stunde und 24 Minuten
  • Darsteller:‎ Henry Silva, Leonard Mann, Ida Galli, Adolfo Lastretti
  • Untertitel: ‎Deutsch
  • Sprache: ‎Italienisch (Dolby Digital 2.0), Deutsch (Dolby Digital 2.0)
  • Studio: ‎Koch Media GmbH

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Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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