Die Klette / Un detective / Tracce di rossetto e di droga per un detective / Macchie di belletto / Detective Belli / Ring of Death / Exécutions

Stefano Belli, Kommissar der Fremdenpolizei, lässt sich von Rechtsanwalt Fontana gut dafür bezahlen, das britische Fotomodell Sandy Bronson möglichst schnell abzuschieben. Sie hat sich bei Fontana unbeliebt gemacht, weil sie sich an dessen Sohn Mino herangemacht hatte, der sie zu heiraten beabsichtigt. Zudem soll Belli noch den Musikproduzenten Romanis überprüfen, in dessen Geschäfte Fontanas Frau Vera eine größere Summe investieren will. Für Belli eine Routineaufgabe, jedoch erwartet ihn eine böse Überraschung, als er Romanis tot in seiner Wohnung auffindet. Die Polizei sucht nach Erklärungen und Belli befindet sich in einem gefährlichen Katz-und Mausspiel, das ihn am Ende den Kopf kosten kann… (filmArt)

Kurzinhalt inkl. Spoiler !!!

Kommissar Belli (Franco Nero), ein Polizist in Diensten des Auswärtigen Amtes in Rom, wird von dem renommierten Anwalt Fontana (Adolfo Celi) mit ein paar Millionen Lire bestochen, damit er das europäische Modell Sandy Bronson (Delia Boccardo) – die Geliebte von Fontanas Sohn Mino (Maurizio Bonuglia) – des Landes verweist. Außerdem soll Belli den Musikproduzenten Romanis (Marino Masé) unter die Lupe nehmen, den Fontanas Frau Vera (Florinda Bolkan) finanziell unterstützen möchte. Belli muss jedoch herausfinden, dass der Mann ermordet wurde. Das Bild einer nackten Frau (deren Gesicht abgeschnitten worden ist), das er im Haus des Opfers findet, lässt Belli vermuten, dass der Mord entweder von dem Model – das er letztendlich doch nicht des Landes verwiesen hat – einer Popsängerin oder sogar Vera Fontana begangen wurde. Weitere Morde folgen, als u.a. Mino tot aufgefunden wird. Die Polizei verdächtigt Belli, doch letztendlich gelingt es ihm seinen Ruf zu wahren, indem er mit Vera Fontana die wahre Mörderin entlarvt. Allerdings muss Belli auf die Millionen des Anwalts verzichten, um dem Gefängnis zu entgehen.

Gangsters ’70 (Gangster sterben zweimal) aus dem Vorjahr stellt nicht den einzigen Versuch dar Film Noir-Themen in ein italienisches Setting zu übertragen. Doch während Mino Guerrini sowohl auf französische Polar- als auch auf US-Heist-Klassiker von Houston und Kubrick anspielt, so erweist sich Romolo Guerrieris Die Klette von 1969 (eine filmische Adaption von Ludovico Dentices Roman Macchie di belletto aka Make-Up Stains) als ein verworrener Hybrid. Guerrieris Arbeit mischt das sexy Thriller-Sub-Genre (an dem sich der Regisseur gerade erst mit Il dolce corpo di Deborah / Der schöne Körper der Deborah versucht hatte) mit einem whodunit-Plot, dessen Charaktere und Stimmung definitiv an French Noir erinnern. Die Atmosphäre von Die Klette ist eher als zynisch, denn als elegisch zu bezeichnen, wobei sich Franco Neros Kommissar Belli wie jemand kleidet, der einem von Raymond Chandlers Romanen entsprungen zu sein scheint, allerdings nichts von Philip Marlowes romantischem Idealismus innehat.

Im Gegenteil, er ist ein korrupter Polizist, ein Söldner, ein Hurensohn, der die Schwachen schikaniert und sich den Reichen sowie Mächtigen sklavisch unterwirft. Er ist opportunistisch, gierig, skrupellos und bewegt sich (stets mit einem Lächeln im Gesicht) für gewöhnlich auf einem Grenzgebiet zwischen Legalität und Illegalität. Während des gesamten Films handelt Belli auf äußerst egoistische Art und Weise: Nachdem er von einem wohlhabenden Anwalt (Adolfo Celi, in einer dieser Rollen, die er im Schlaf meisterte) unrechtmäßig engagiert worden ist, findet er sich alsbald in einer bösen Geschichte von allerlei kriminellen Aktivitäten und Mord wieder, in der Belli versucht sich ein großes Stück vom Kuchen abzuschneiden, indem er Leute verprügelt und sie erpresst, wann auch immer sich die Gelegenheit dazu bietet. Er hält sich für viel klüger als alle anderen, doch am Ende hat er zwei Kugeln im Bauch und muss die so hart erkämpften Schecks verbrennen, um nicht von seinem ehrlichen Kollegen Baldo (Renzo Palmer) belastet werden zu können.

Guerrieri zeigt hier deutlich, dass er ein recht versierter Regisseur ist. Das Ende des Streifens an den römischen Fiumicino-Docks könnte man als Stilisierung a la Jean-Pierre Melville preisen, mit der kalten, jedoch emotional aufgeladenen Konfrontation zwischen dem halb korrupten, halb sauberen Franco Nero und Florinda Bolkan, mit stilistischen Zügen des mythologisierten Film Noir, was in Italien ziemlich selten und bemerkenswert war. Die Klette wurde in den 1970er Jahren während des Booms der poliziotteschi als Tracce di rossetto e di droga per un Detective (was ungefähr so viel bedeutet wie Spuren von Lippenstift und Drogen für einen Detektiv) neu aufgelegt. Obwohl der Streifen das Eurocrime-Genre des folgenden Jahrzehnts bereits teilweise voraus datiert, ist es als ziemlich ironisch zu bezeichnen, dass Nero im Film Belli heißt, genauso wie der Held aus Enzo G. Castellaris La polizia incrimina la legge assolve (Tote Zeugen singen nicht / Straße ins Jenseits, 1973), obwohl die beiden Charaktere nicht weiter voneinander entfernt sein könnten.

Mit der Nummer zwanzig ihrer Polizieschi Edition Die Klette ist filmArt mal wieder eine klasse Veröffentlichung gelungen. Der Film ist zu den frühen Vertretern seiner Art zu zählen und kommt als ansprechend gestaltete Blu-ray Edition (auf 1000 Stück limitiert) mit Wendecover daher. Die technischen Daten wissen auch zu überzeugen, befinden sie sich doch auf recht hohem Niveau (Bild: 1,85:1 / 16:9 und Ton: Deutsch und Englisch Dolby Digital 1.0). Deutsche sowie englische Untertitel sind ebenfalls zuschaltbar. Als Extras wurden der deutsche Kinotrailer; ein internationaler Trailer; das deutsche Ende (HD und VHS) und ein Artbook zum Film auf die Scheibe bzw. in die Edition gepackt.

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Seitenverhältnis:‎ 16:9 – 1.85:1
Alterseinstufung: Nicht geprüft
Regisseur: Guerrieri, Romolo
Medienformat: ‎Letterbox
Laufzeit:‎ 1 Stunde und 42 Minuten
Darsteller: Nero, Franco, Bolkan, Florinda, Celi, Adolfo, Boccardo, Delia, Martinkova, Susanne
Untertitel: ‎Deutsch, Englisch
Sprache:‎ Italienisch (Dolby Digital 1.0), Deutsch (Dolby Digital 1.0)
Studio:‎ filmArt

Diese Edition wurde uns freundlicherweise von filmArt zur Verfügung gestellt.

Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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