Die Leute von der Shiloh Ranch – The Virginian (Staffel 1 DVD)

Die Leute von der Shiloh Ranch (der deutsche Titel der Kult-Westernserie The Virginian, der nur im letzten Jahr auch The Men from Shiloh hieß) ist seit geraumer Zeit hierzulande auf DVD erhältlich. Ich habe mir die erste Staffel vorgenommen, mit etwas Verzögerung leider. Das hat auch mit einem großen Makel der DVD zu tun, auf den ich weiter unten eingehe.

The Virginian

Zur Serie

Worum gehts? Die Serie spielt in etwa um 1890 herum in Wyoming, und ist im Gegensatz z.B. zu den Inspirationen für Deadwood völlig fiktiv. In der ersten Folge lernt man unter anderem den Vorsteher der Shiloh Ranch, The Virginian (James Drury) kennen, seine rechte Hand Trampas (Doug McClure) sowie den Richter des Städchens Medicine Bow, Garth (Lee J. Cobb), dem die Ranch gehört, und auf der auch seine Tochter Betsy (Roberta Shore) lebt. Steve Hill (Gary Clarke) ist ein weiterer Mitarbeiter auf der Ranch. Es wird nicht lange gefackelt, schon in der ersten Folge wird jemand erhängt, und man merkt dass man trotz all den sauberen Klamotten und den netten Dorffesten im wilden Westen ist.

In den weiteren Folgen erleben wir verschiedenste Abenteuer in die die Ranch Jungs verwickelt werden, ob Probleme mit Rinderherden, Banditen, Lynchjustiz oder Liebesgeplänkel. Richter  Garth spielt zwar teilweise die moderierende Instanz, aber ist selbst nicht unparteiisch, und so in der Wildnis zählen oft andere Dinge als das Recht der Zivilisation. Es kommt im Laufe der Geschichte zur plastischeren Ausgestaltung der Charaktere, so wird schon nach einigen Folgen klar, dass Betsy zu machen der Rancher eine eher brüderliche Beziehung hat, zu anderen eher eine Romanze. Konkurrenzgerangel auf der Ranch und kleinere Machtspiele im Ort gehören ebso dazu.

Mein Eindruck

The Virginian beginnt erstmal als ernstes Western Setting, mit einigen angedeuteten Spannungen und jeder Menge sehr stark gezeichneter Charaktere. Die Vergleiche zu Bonanza und Rawhide fallen leicht, aber man merkt dass The Virginian einen eigenen Charakter hat. Die Serie ist etwas weniger leichtherzig, behandelt teils ernste Grundsatzfragen, und ist weniger traditionell im Erzählrythmus. Dass es inhaltlich getrennte Episoden sind macht den Einstieg zwar leicht, die Charakterentwicklung setzt aber dennoch ein konstantes Dabeisein voraus. Soweit so typisch. Ich war erst ein wenig abgeschreckt von dem etwas polierten Eindruck der Serie aber das ist völlig normal, ich bin halt eher Italowestern Fan, daher sehne ich mich eher nach Staub, ernsten Mienen, Dreck und zwielichten Gestalten. Der Serie zu folgen ist insgesamt aber eher schwierig, dazu weiter unten.

The Virginian

Trivia

Es entstanden ganze neun Staffeln zwischen 1962 und 1971, damit die dritterfolgreichste Westernserie, nach Bonanza und Gunsmoke. Ähnlich Rawhide setzte die Serie Maßsstäbe und brachte einigen Beteiligten später weiteren Erfolg, nicht nur im Western Genre.

Die 249-Folgen Serie war die erste US Western Serie deren Folgen 90 Minuten lang waren inklusive Werbepause. Dabei war die Serie eigentlich ein Spin-Off der Sommer-Anthologie Decision, auch so eine Obskurität die meines Wissens hierzulande noch nicht im Paket erhältlich ist. Eine Folge von The Virginian wiederum konnte 1965 als verkappte Pilotfolge für die Serie Laredo herhalten, die immerhin zwei Staffeln durchhielt.

Für die Filmfüchse unter euch, hier noch ein paar interessante Fakten. Charles Marquis Warren war einer der führenden Produzenten der Serie. Der Namen könnte einigen von euch irgendwie bekannt vorkommen. Nach ihm ist Samuel L. Jacksons Rolle in Tarantinos The Hateful Eight benannt. Das ist aber auch nicht die einzige Tarantino Connection. In Death Proof brüstet sich Stuntman Mike (gespielt von Kurt Russell) damit, schon als Stunt Double für Gary Clarke in The Virginian gearbeitet zu haben. Ted Post arbeitete schon früh als Regisseur in The Virginian, er machte später unter anderem Hang ‚em High (Hängt ihn Höher) mit Clint Eastwood. Da wären noch eine ganze Reihe weiterer Namen zu nennen, aber so weit steige ich jetzt nicht ein, immerhin machte die Serie einige Veränderungen durch, am Ende war sogar Stewart Granger mit von der Partie. Auch Ricardo Montalban, Aldo Ray, George C. Scott und andere machen scho im Laufe der ersten Staffel klein Aufritte in Medicine Bow.

Die DVDs

Das Material aus dem Hause Universal wurde von Mammut Entertainment in Deutschland ungekürzt veröffentlicht, im Vertrieb von Koch Media. Das heisst wer das synchronisiert sehen muss, wird hin und wieder Untertitel zu sehen bekommen, da es nicht durchgehend deutschen Ton gibt. Das Material ist recht farbenfroh und halbwegs frei von Schäden, allerdings handelt es sich nicht um eine sehr hochaufgelöste Abtastung und es ist sehr viel an Kompressionsartefakten oder Rauschunterdrückung zu sehen. Das schmälert den Genuss etwas auf größeren Geraeten, wo man das doll sieht. Ich empfehle viel Abstand zum Bildschirm.

Etwas komisch ist, dass die Folgen-Anordnung auf der DVD nicht korrekt scheint, zumindest nicht wenn man dem Episodenguide auf der Wikipedia glauben will. Die erste Staffel enthält auf dieser DVD 15 Folgen. Es scheint als fehlten einige (um genauer zu sein die Hälfte). Eine Nachfrage bei Mammut Entertainment (Koch Media ist nur der Vertriebspartner) ergab, dass es sich zwar um die richtige (deutsche) Sendereihenfolge handelt, aber in Deutschland nie alle US Episoden in der urprünglichen Form veröffentlicht wurden. Es sind also nur die Folgen auf der DVD, die in Deutschland als Staffel 1 ausgestrahlt wurden. Das muss keinen Sinn machen, tut es auch nicht, und ist deshalb schade weil es eine vertane Chance ist, und es schon bei der zweiten Folge auffällt dass etwas fehlt. Dass die existierenden erstmals ungekürzt sind, ist dabei nur ein sehr geringer Trost. Zumal es sich um den dritten Anlauf handelt, die Serie in Deutschland zu veröffentlichen, irgendwann könnte man das auch mal Komplett machen.

Die Übersicht über diesen Unsinn gibts hier

Dazu noch ein Zitat aus der Wikipedia

In Deutschland liefen nur 171 der insgesamt 249 Folgen der Serie ab 8. November 1970 bis November 1980 im ZDF in einer Länge von 75 oder – stark gekürzt – in 60 Minuten. Dabei hielt sich die Reihenfolge der Ausstrahlung nicht bzw. nicht immer an die amerikanische Reihenfolge

Fazit

Die Leute von der Shiloh Ranch, The Virginian, ist ein Klassiker des amerikanischen Western Fernsehens, und eine Freude das erstmals neu zu erleben, vor allem für Leute wie mich, die damals noch nicht auf der Welt waren. Sehr schade zum einen dass die Qualität in wenig hinter den Erwartungen an heutige Veröffentlichung liegt, und noch viel fataler, dass es sich nicht um die komplette Serie handelt, was einfach verschwiegen wird. Warum man nicht wirklich die komplette Serie veröffentlicht, ist mir schleierhaft. Aktuell gibt es vier „Staffeln“ auf DVD, aber für echte Fans ist möglicherweise ein Griff zu vollständigen Importfassungen eine Erwägung wert.

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Diese DVD wurde uns von Koch Media zur Verfügung gestellt

Sebastian

Gründer und Inhaber von Nischenkino. Gründer von Tarantino.info, Spaghetti-Western.net, GrindhouseDatabase.com, Robert-Rodriguez.info und FuriousCinema.com

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