Die Rebellion der lebenden Leichen / Blutrausch der Zombies / La rebelión de las muertas

Im London der heutigen Zeit geschehen Dinge, die einen in das grausamste Mittelalter zurückzuversetzen scheinen. Eine junge Frau, Elvira Irving, geht durch ein Inferno des Schreckens und Unvorstellbaren. Nach dem Besuch einer spiritistischen Sitzung trifft sie in ihrem Hause wiederbelebte Leichen – ZOMBIES – an, die auf Suche nach Nahrung auf schrecklichste Art ihren Vater sowie die Dienerschaft mordeten. Elvira ruft Krishna, einen indischen Freund zur Hilfe, jedoch auch dessen Hilfe versagt, die Zombies jagen, morden – und setzen ihren Blutrausch fort. Kann sich die Menschheit noch retten? (UfA-Video)

Jeder sucht nach einer Sache, die ihn glücklich macht, die ihm den inneren Frieden gibt, den er braucht, um endlich all sein Streben und Kämpfen zu beenden und einfach das Geheimnis des Seins zu genießen. Für einige scheint dieses Ding Geld zu sein. Für andere ist es Liebe. Wieder andere streben nach Errungenschaften in einem ausgewählten Bereich, wie zum Beispiel Voodoo oder östlicher Mystik. Für wieder andere ist das einzige, was sie das Leben wirklich genießen lässt, die Freiheit von der Sorge um den Tod. Im spanischen low budget Horror-Meisterwerk La rebelión de las muertas von 1973 erhalten die Betrachter einen Einblick in all diese unterschiedlichen, jedoch miteinander verbundenen inneren Kämpfe und müssen sich am Ende fragen, was man als Zuschauer wirklich braucht, um glücklich zu sein.

Unsere Geschichte beginnt mit zwei solch armen, kämpfenden Seelen, einem Mann mittleren Alters und seiner Frau, die die Verwalter eines heruntergekommenen Londoner Friedhofs sind. Sie sind nicht glücklich, denn sie sind fälschlicherweise zu dem Schluss gekommen, dass der Weg zum wahren Glück nach Monetary Gainsville führt, während die Straße, die sie gewählt haben, um dort anzukommen, Grabräuberei darstellt. Gebe man ihnen trotzdem Punkte dafür, den ausgetretenen Pfad verlassen zu haben. Wenn sie sich dann in einem sehr gut eingerichteten Speisesaal böse darüber streiten, ob sie das Grab einer kürzlich ermordeten Prominenten (die gerade erst an diesem Nachmittag begraben wurde) ausrauben sollen, kann man feststellen, dass ihre inneren Kämpfe fehlgeleitet sind und Geld sie nicht retten wird, wobei sie eher nur Tragödie, als das wahre Glück kennenlernen werden. Sicher genug, wenn sie in das Grab einbrechen, um die Juwelen der frischen Leiche zu stehlen, sperrt ein mysteriöser Bösewicht sie in der Krypta ein und führt ein seltsames Ritual durch, dessen unmittelbare Wirkung darin besteht, das Diebstahlsopfer für ein wenig posthume Rache an den potenziellen Räubern von den Toten zu erwecken. Keine fünf Minuten nach Beginn des Films hat sich bereits ein Zombie gerächt. Was selbstverständlich Punkte bringt!

Als nächstes lernt man Elvira kennen, eine naive, wenn auch nicht mehr ganz junge Persönlichkeit, die mit der ermordeten und auferstandenen Leiche aus der ersten Szene befreundet ist. Elvira versucht, wie so viele der müßigen Reichen, den tieferen Sinn des Lebens mit verrückter Mystik zu ergründen. Sie und ihr Freund (nennen wir ihn Antonio), ein Psychologe und Experte für das Paranormale, der oft mit Scotland Yard zusammenarbeitet, sind auf dem Weg zu einer Seance, die von einem indischen Guru namens (was sonst!?) Krishna (gespielt vom unnachahmlich bulligen Paul Naschy) gehalten wird. Krishna bietet Elvira inneren Frieden und Glück durch Meditation und dem Umgang mit heißer Kohle an, doch Antonio gibt sich skeptisch. Er hat jedoch keine Zeit, seine Freundin davon abzubringen dem Guru oder Scharlatan zuzuhören, da er dringend außerhalb des Bildschirms benötigt wird. Als Elvira später in dieser Nacht in ihrem Haus von ihrer toten Freundin und einem maskierten Angreifer mit einer Axt angegriffen wird, kommt es zu einem Massaker, bei dem ihr Vater und ihr Butler zu den Verlusten gezählt werden müssen. Der Stress und das daraus entstandene Trauma überzeugen Elvira zu Krishnas Landgut zu reisen, um spirituelle Reinigung zu erlangen und vielleicht das ein oder andere Kapitel des Kamasutra mit dem Guru durchzugehen.

Auf ihrem Weg trifft sie im Zug auf einen hilfsbereiten Bahnangestellten, der ihr mitteilt, dass die Stadt, in die sie reist, als EEEEEVIL zu bezeichnen ist. Sie war einst der Treffpunkt der Satanisten, die ihre schwarzen Messen und Opferzeremonien in dem Haus abhielten, in dem Krishna nun Frieden und Liebe predigt. Bald kommt ein feuervernarbter Handlanger vorbei, um Elvira zu Krishnas Haus und den Ticketverkäufer zum Schweigen zu bringen. Das Geheimnis gestaltet sich dichter als der Madrider … ähm … Londoner Nebel, der im Überfluss vorhanden ist.

Von da an gestalten sich die Dinge immer komplexer. Ein weiterer schrecklicher Mord ereignet sich in London, ein weiterer Prominenter ist das Opfer. Elvira wird von Träumen im Freak-Out-Stil der 70er Jahre geplagt, in denen Krishna-als-Lucifer und ein untoter Bahnangestellter sie mit spitzen Gegenständen bedrohen. Ein Leichenhauswärter wird mit einer Getränkedose (!?) ermordet, während die mysteriöse maskierte Gestalt auftaucht und anscheinend seine eigene Glückseligkeit in einem komplizierten Rache- / Voodoo-Ritual sucht, das ihm irgendwie Unsterblichkeit gewähren soll. Antonio wird von Scotland Yard hinzugezogen, um das Rätsel um dieser Prominenten zu lösen, die immer wieder ermordet werden und deren Körper dann verschwinden. Ein Hausdiener, der Elvira vor etwas warnen will, wird auf grausamste Art und Weise entsorgt. Weitere Zombies tauchen auf. Antonio verfolgt auf dem Weg zu Krishna (um Elvira zu treffen) eine andere fahrradfahrende Dienerin Krishnas und endet später mit ihr am Fluss über den kaputten Überresten ihres Fahrrads. In einer wirklich überraschenden Wendung der Ereignisse spitzt sich alles mit der Einführung einer Motivation zu, die man zugegebenermaßen nie erraten hätte.

An diesem Film gibt es so viel zu mögen, doch der Hauptgrund für seine vielen Vorteile ist der unterhaltsame Jazz-Soundtrack der 70er Jahre, zweifellos einer der Favoriten für den „fröhlichsten sowie unangemessensten Film-Soundtrack aller Zeiten“. Ein früher Axt-Mord gibt bereits einen Vorgeschmack, da ein Schädel zu den Tönen von Wicka-Wicka-Gitarren und Hammond-Orgeln gespalten wird. Es zieht einem die Zehennägel hoch, wobei man sich die Augen zuhält, während es immer besser wird, je länger es dauert. Eine anderer bemerkenswerter Aspekt besteht aus der jenseitigen Atmosphäre, die den Zombies vom Regisseur und der Kinematographie verliehen werden. Zugegeben, das Make-up besteht aus grundlegender weißer Gesichtsfarbe mit dunklen Ringen unter den Augen, wobei die Zombiefrauen einige überzeugende Grimassen schneiden, die sie unglaublich seltsam und mehr als nur ein wenig entnervend aussehen lassen. Darüber hinaus werden die Zombies nur in Zeitlupe gefilmt, was ihren Bewegungen und Interaktionen mit den anderen Charakteren eine einzigartige fremdartige Qualität verleiht.

Das filmische Highlight repräsentiert die Traumsequenz mit Naschy als Teufel, eine Episode, die einen bis in seine Albträume verfolgt. Biblische Dämonen, goldene Hindu Frauen, untote Mitarbeiter des Zugsystems und der Handlanger des Brandopfers sind nur einige der höllischen Bestandteile dieser boschianischen Festlichkeit. Effektiv gruselig und gleichzeitig Grinsen induzierend, weiß man nicht, ob man lachen oder weinen soll, während Naschy mit seiner spitzen Nase, den stechenden Augen und den steinharten Augenbrauen einen sehr überzeugenden Satan gibt, das muss man ihm schon eingestehen. Was die Effekte angeht, so handelt es sich dabei meistens nur um Eimer voll Blut, die über Gesichter geschüttet werden oder aus einem über den Hals gezogenes Prop-Messer spritzen, doch es gibt einen echten Show-Stopping-Effect spät im Film zu bestaunen, der wirklich überrascht. Man wird den Moment erkennen, wenn man ihn sieht. Großartige Kinematografie lässt sich auch in einer Szene in einem Bürogebäude / Lagerhaus / der Fleischverpackungsindustrie, in der ein Wachmann einen langen Flur mit bunt hängendem Fleisch entlanggehen muss, ohne sicher sein zu können, was direkt hinter dem nächsten Kadaver lauert…

Selbstverständlich dürfen die unbeabsichtigten Momente von Komödie nicht unerwähnt bleiben. Neben dem urkomischen, allerdings seltsam überzeugenden Soundtrack lassen sich noch eine Reihe weiterer Momente finden, die man ganz einfach nicht ernst nehmen kann. Zum Beispiel schmückt anscheinend jeder in England seine Häuser mit Plaketten, auf denen echte Waffen abgebildet sind, die ihre Diener rasiermesserscharf geschliffen halten. Das Plündern von Gräbern zahlt sich so gut aus, so dass man ein schönes Haus mit geschmackvollem Porzellanschrank und Gedecken unterhalten kann; Bahnangestellte repräsentieren die Anti-Handelskammer; wenn die Anbetung von Kali gut sein sollte, dann dürften Voodoo UND die Anbetung Kalis UND Satanismus zusammen noch besser sein; Getränkedosen stellen tödliche Waffen dar; Scotland Yard akzeptiert die Existenz von Zombies viel schneller als man denkt; aus Autounfällen ergeben sich großartige Möglichkeiten, um Frauen kennenzulernen – und viele weitere Weisheiten wie diese, sind überall in diesem Streifen zu finden.

Weitere Dinge, auf die man achten sollte:
• Das nachgiebigste Erwürgungsopfer der Filmgeschichte
• Die kürzeste tödliche Strangulation mit Hilfe einer Garrotte, die jemals gefilmt wurde
• Eine blinzelnde Leiche (muss ein Muskelreflex gewesen sein)
• Das „Ihr dachtet, ich hätte Euch gerettet, was? Ihr Narren!” Ende
• Ein Cameo-Auftritt von „V“ aus V wie Vendetta!

Die Rebellion der lebenden Leichen ist ein Film, der wirklich alles bietet, eine Schatzkammer des Genusses, die sowohl Aspekte von „so schlecht, dass es schon wieder gut ist“ als auch von „Hey, das ist wahrhaftig ziemlich gut“ aufweist. Am Ende, wenn man sich dann fragt: „Was macht mich eigentlich wirklich glücklich?“ ist die implizite Antwort unverkennbar: „Mehr Filme wie Die Rebellion der lebenden Leichen!“

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Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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