Die Sklavenhölle der Mandingos / Drum

Der Mischling Drum wird, Anfang des 19. Jahrhunderts, zusammen mit dem Kampfsklaven Blaise auf die Menschenzuchtfarm von Hammond Maxwell verkauft. Hier fungieren sie als Hausburschen und „Deckhengste“ oder dienen der Tochter Maxwells als sexuelles Spielzeug. (Cineclub Classics)

In Kuba während des 18. Jahrhunderts: Gesellschaftsdame Marianna (Isela Vega) bringt Schande über sich, als sie sich in einen Sklaven verliebt und dessen Kind gebärt, obwohl sie auch mit ihrer Zofe Rachel (Paula Kelly) liiert ist. Zusammen fliehen sie nach New Orleans, wo Marianna zu einer erfolgreichen Puffmutter aufsteigt. Zwanzig Jahre später ist das Kind zu dem jungen Mann Drum (Ken Norton) herangewachsen, der wie sein Vater als Sklave fungiert, allerdings arbeitet er für Marianna und glaubt, dass Rachel seine wirkliche Mutter ist. Eines Nachts findet im Bordell eine Party statt, wo Drum Getränke serviert, bis einer der Gäste, ein mächtiger französischer Sklavenhalter namens DeMarigny (John Colicos), plötzlich verlangt, dass ein sogenannter Mandingo-Kampf zwischen Drum und einem anderen Sklaven, Blaise (Yaphet Kotto), ausgefochten werden soll. Eine schicksalhafte Begegnung nimmt ihren Lauf.

Sollte man den starken Vorgängerfilm Mandingo für etwas zu gemäßigt halten, so dürfte einem die Fortsetzung sehr wahrscheinlich gefallen, die im Original nach seiner Titelfigur benannt ist. Obwohl es sich hier um eine zwei Jahrzehnte verspätete Fortsetzung handeln soll, hat der Streifen mit seinem Vorbild (außer dem historischen Setting und der Atmosphäre) nur sehr wenig gemein, erwies sich jedoch als nicht weniger umstritten. Burt Kennedy, der ursprüngliche Regisseur des Films, wurde durch Steve Carver (dem Inbegriff von Sensibilität) ersetzt und der von Dino de Laurentiis produzierte Film wurde von United Artists veröffentlicht, nachdem er von dem Studio, das ihn in Auftrag gegeben hatte, verleugnet worden war. Mandingo könnte auf lange Sicht als mutiger Versuch angesehen werden, die beschämende Zeit des Antebellum South angegriffen zu haben, auch wenn er das Publikum hauptsächlich aufgrund seiner reißerischen Elemente in die Kinos gelockt hat. In Die Sklavenhölle der Mandingos regieren die sensationslüsternen Aspekte den gesamten Film, wobei die Zuschauer entsetzt die Hände über dem Kopf zusammenschlagen sollen, während sie der „trashigen“ Vorführung heuchlerisch frönen.

Wie Mandingo (von Norman Wexler) basiert Drum auf einem Roman von Kyle Onstott, der nicht mit der Würde von Alex Haleys Roots (1977) daher kommt. Obwohl Warren Oates auf dem Filmposter ganz oben aufgeführt wurde, fragt man sich vielleicht, wo er in der ersten halben Stunde geblieben ist, da diese Drums unangenehme Begegnungen mit DeMarigny (ein enorm ätzender Widerling, der von John Colicos ziemlich übertrieben dargestellt wird) in den Vordergrund stellen. Als Drum den (weiter oben erwähnten) Kampf gegen Blaise gewinnt, darf er sich als Belohnung eine eigene Frau aussuchen, doch er sollte es sich mit ihr nicht allzu bequem machen, denn der aggressiv homosexuelle DeMarigny hat es auf ihn abgesehen und schwört Rache, sollte er verschmäht werden. Dies bedeutet für Drum (der recht passend vom hölzernen Ex-Boxer Ken Norton verkörpert wird, als ob er sich viel lieber woanders aufhalten würde), dass er von Marianna (zu seinem eigenen Schutz) an Oates‘ Plantagenbesitzer Hammond Maxwell verkauft werden muss, insbesondere nachdem Rachel von dem Franzosen ermordet wurde.

Zumindest kann man Die Sklavenhölle der Mandingos nicht nachsagen, er habe die Afroamerikaner der Besetzung ausgebeutet, die werden nämlich hauptsächlich als sympathische „Menschen“ dargestellt. Schade, dass man das nicht auch von den Frauen behaupten kann, denn die werden leider so behandelt, als ob sie nur dazu da wären, um sich für den Streifen auszuziehen. Mehr als die Hälfte der Schauspielerinnen (darunter auch Pam Grier, als Sklavin Regine) zieht vor der Kamera blank, was die wahren Absichten der Filmemacher auffliegen lässt. Die undankbarste Rolle geht dabei an Cheryl Rainbeaux Smith, als Maxwells Tochter Sophie, die fest entschlossen zu sein scheint, auch wirklich jeden ihrer Sklaven ins Bett zu zerren. Doch auch Fiona Lewis als zukünftige Mrs. Maxwell bekommt eine überflüssige Badeszene spendiert. Wer also auf einen Einblick in die letzten Jahre des Sklavenhandels in den Südstaaten Nordamerikas aus ist, wird bitter enttäuscht werden (und sollte sich lieber an Mandingo halten), doch wer nach Sexploitation sucht, ist hier genau richtig, denn darum dreht es sich in Drum hauptsächlich. Der Film hat letztendlich einen Höhepunkt zu bieten, der an Die Nacht der lebenden Toten (1968) erinnert, nur mit rebellierenden Sklaven anstelle von Zombies und genauso heikel inszeniert, wie man es sich nur vorstellen kann. Ansonsten erweist sich Die Sklavenhölle der Mandingos, abgesehen von billigen Lachern, als ziemlich ermüdend und kann der Wucht seines Vorbilds Mandingo noch nicht einmal im Entferntesten das Wasser reichen.

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  • Regisseur: Steve Carver
  • Medienformat:‎ Import, PAL, Breitbild
  • Laufzeit: 96 Minuten
  • Darsteller:‎ Warren Oates, Pam Grier, Isela Vega, Ken Norton, Yaphet Kotto
  • Untertitel: ‎Italienisch
  • Sprache: Italienisch (Dolby Digital 2.0), Englisch (Dolby Digital 2.0)

Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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