Die Valachi Papiere

Die Valachi Papiere (The Valachi Papers) ist ein italienischer Mafiafilm von Terence Young aus dem Jahr 1972 der auf einem gleichnamigen Roman basiert, welcher die Geschichte des Informanten Joe Valachi erzählt, dessen Aussagen damals zu einem öffentlichkeitswirksamen Prozess gegen die Cosa Nostra führte, im Zuge derer er vor einem Senatsausschuss aussagte.

Im Film sieht man zuerst Joe (Charles Bronson) im Gefängnis Sing Sing wie er Angriffe von Mitgefangenen abwehrt die ihn kaltstellen möchten. Mafiosi Vito Genovese (Lino Ventura) befürchtet er ist Informant für das FBI… in einigen Rückblenden wird erzählt wie Joe vom einfachen Handlanger langsam in der Gangsterszene aufsteigt, und von Maranzano, einem der New Yorker Mafiabosse zum Mitglied der Cosa Nostra gemacht wird. Nach dem Krieg, als sich die Mafiafamilien immer weniger vertrugen und nach langem Zögern auch in den Drogenhandel einsteigen, gerät Valachi zischen die Fronten. Genovese, Maranzano, Lucky Luciano und Joe Masseria, Namen von denen jeder regelmäßige Konsument von Mafiageschichten schon mal gehört hat, kämpfen um die Vorherrschaft über die Unterwelt. Als ihn das FBI hochnimmt, entschließt er sich zur Kooperation und sagt letztlich auch vor dem US Kongress aus, in einem Verfahren dass erstmals der amerikanischen Öffentlichkeit die Methoden und Verstrickungen der Mafia vor Augen führte….

In Youngs Film sieht man unter den vielen vielen Charaktern und Gesichtern auch Jill Ireland, Bronsons damalige Frau, mit der er 15 Filme gedreht hat (inklusive dem genialen Hard Times oder dem unterhaltsamen Breakout). Die Musik ist von Riz Ortolani, u.a. bekannt für seine eindringlichen Kompositionen in Italowestern wie Day of Anger oder dem Polizio Confessions of a Police Captain oder Gialli wie Don’t Torture a Duckling. Produziert wurde der Film vom Italienischen Daryl Zanuck, Dino de Laurentiis. Terence Young, bekannt für seine James Bond Filme, sowie andere Bronson Produktionen wie Kalter Schweiss und Rivalen Unter Roter Sonne, leistet hier ordentliche Arbeit, kann aber mit The Valachi Papers keinen großartigen Film abliefern, die Geschichte verliert sich, kann nur durch Bronsons charmante Darbietung etwas glänzen.

Man merkt dem Film an, dass man sich der damaligen Welle an Mafiafilmen mit dem Versuch an Authentizität behaupten wollte. Der Film gerät allerdings etwas in die Länge und wartet nicht mit einer zackigen Struktur oder einem Rhythmus auf wie in ein Martin Scorsese angebracht hätte. Auch ist er nicht Episch wie Es war einmal in Amerika oder so staatstragend wie Der Pate. The Valachi Papers bleibt etwas in der Mittelklasse verhaftet: nicht genug Action für einen Actionfilm, zu viele Charakter für eine Charakterstudie, nicht präzise genug für ein historisch akkurates Zeitdokument. Einige nette Aufnahmen, denkwürdige Momente zwischen guten Schauspielern und ein unterhaltsamer Ritt durch die Unterwelt bleiben unterm Strich. Auch Lino Ventura wird eher zum Nebendarsteller degradiert.

Das Bild der BluRay ist ziemlich gut, aber an vielen Stellen auch etwas blass, und vieles was dunkel oder gar schwarz sein sollte, ist eher grau – und das Bild offenbart auch viel Grünstich. Insgesamt zwar eine sehr ordentliche Präsentation, wenn auch mit kleinen Abstrichen. Der Ton (engl. getestet) klingt  ziemlich gut, man sollte auch nur die englische Spur gucken (auch wenn die ebenfalls eine Nachsynchronisation ist, mit vielen weniger gut gelungenen Akzenten) weil man hier Bronsons Originalstimme bekommt. Auch hier nicht so viel zu erwarten. Es gibt englische Untertitel dazu (optional).

An Extras gibt es zum einen die isolierte Filmmusik-Spur, zum anderen den deutschen und englischen Trailer und eine Bildergalerie. Mit 31 Minuten ist die Doku „Cosa Nostra – Fiktion und Realität“ mit der Historikerin Marie-Anne Matard-Bonucci, die das Buch Geschichte der Mafia (Amazon, französisches Buch) verfasst hat, das wohl interessantere Extra, wenn auch nur indirekt Bezug zu diesem Film. Das ganze ist Französisch mit deutschen Untertiteln. Wer sich für das Thema Mafia interessiert ist mit diesem Interview sicher recht gut beraten. Es zeigt auch dass es eine französische Synchro gibt, die auf der BluRay aber nicht enthalten ist. Ein Schelm wer denkt wir hätten sowas wie einen funktionierenden europäischen Binnenmarkt.

Insgesamt eine lohnenswerte Anschaffung für Fans. Gute aber nicht sehr gute Qualität, ein paar nette Extras. Besondere Kapriolen schlägt der Film nicht, es ist der Versuch von de Laurentiis den Mafiafilm-Hype mit zu schwimmen, dabei kann der Film weder dem Paten das Wasser reichen, noch diversen anderen mittleren und bekannteren Mafiafilmen. Es ist ein solider Film, ein sehr gut gespielter Film (insbesondere von Bronson, der einen sehr Bronson-untypsichen Charakter spielt), aber kein besonders mitreissender.

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Die BluRay wurde uns freundlicherweise von Koch Media zur Verfügung gestellt.

Sebastian

Gründer und Inhaber von Nischenkino. Gründer von Tarantino.info, Spaghetti-Western.net, GrindhouseDatabase.com, Robert-Rodriguez.info und FuriousCinema.com

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