Die Waffe, die Stunde, das Motiv / L’arma, l’ora, il movente

Ein Priester hat heimliche Liebesaffären mit zwei Frauen gleichzeitig. Kurz nachdem er sich von beiden trennen will, wird er grausam ermordet in der Kirche aufgefunden. Nur ein kranker Waisenjunge war Zeuge. Kann der Kommissar rechtzeitig die drei Schlüssel zum Verbrechen finden? (Koch Media)

Angesichts der sehr religiösen Natur Italiens ist es nicht verwunderlich, dass so viele Exploitation-Filme versuchten, eine dunklere Seite der katholischen Kirche aufzuzeigen. Eine ganze Reihe von Gialli dieser Zeit porträtieren Priester als Mörder, doch dieser Eintrag von Francesco Mazzei ist als relativ ungewöhnlich zu bezeichnen, da hier der Mord an einem Priester untersucht wird und noch dazu einem Priester mit einer bestimmten Schwäche des Fleisches! Die Umgebung des Klosters ermöglicht sogar ein wenig Dusch-Action von Nonnen, wodurch der Film etwas vom Geschmack des aufkeimenden Nunsploitation-Genres erhält, das angesichts des Skandalerfolgs von Ken Russells The Devils (Die Teufel, 1971) entstand. Der Film bietet eine relativ frische Handlung und einige interessante Charakterisierungen, wird aber von einer unwahrscheinlichen Liebesgeschichte behindert.

Einfach ausgedrückt stellt es sich mehr als nur ein wenig schwierig dar zu glauben, dass der ermittelnde Kommissar beschließen würde, mit einem der vielen in den Fall verwickelten Verdächtigen ins Bett zu springen, wobei es sogar noch schwieriger zu glauben ist, dass er sich letztendlich dazu entschließen würde, sich mit besagter Verdächtigen zu verloben. Es gibt zwar wenig Logik in Herzensangelegenheiten, doch diese Handlungsentwicklung stinkt nach melodramatischer Übertreibung und dämpft die Vorgänge erheblich. Trotz dieser Kritik versteht es der Film seine verschlungene Geschichte mit einem gewissen Maß an Stil und Eleganz zu erzählen. Die plot-twists sind größtenteils glaubwürdig genug geraten, während die kirchliche Umgebung und die Anwesenheit eines kleinen Jungen (Ferruccio, der mehr über die Morde zu wissen scheint, als er preisgibt) zur Attraktivität des Films beitragen. Schockeffekte werden eher spärlich eingesetzt, wobei der Bodycount recht gering ausgefallen ist, aber es gibt einen denkwürdig bösen Rasiermesser-Mord zu bestaunen, der vollkommen überraschend daher kommt und dank der Wildheit seiner Ausführung im Gedächtnis haften bleibt.

Der Film ist etwas überlang geraten, während sich das Tempo gleichmäßig gestaltet und die Bilder professioneller Natur sind. Regisseur Francesco Mazzei macht sich nicht viel aus verrückten Kamerawinkeln und Farbschemata, geht aber auch nicht nachlässig mit dem Film um. Selbst die gelegentlichen Zugeständnisse an die Abteilung der Exploitation fühlen sich in einem Film, der sich so sehr auf sexuelle Unterdrückung und Schuld konzentriert, nicht zu unangebracht an. Die schauspielerischen Leistungen sind als recht gut zu bezeichnen. Es sind zwar keine großen Stars vorhanden, aber Giallo-Fans dürften Maurizio Bonuglia (Giornata nera per l’ariete / Ein schwarzer Tag für den Widder, 1971), Eva Czemerys (L’assassino ha riservato nove poltrone / The Killer Reserved Nine Seats, 1974) und Salvatore Puntillo (Top Sensation / Sklaven ihrer Triebe, 1969) wiedererkennen. Die Hauptrollen übernehmen Renzo Montagnani, der der Rolle des Polizeikommissars eine nette Mischung aus Sachlichkeit, schlauem Humor und Wärme verleiht und Bedy Moratti, der es blendend gelingt die Doppelfunktion von romantischem Interesse und möglichem „roten Hering“ effektiv auszufüllen.

Die beiden Schauspieler legen gute Chemie an den Tag, was die unglaubwürdige Beziehung, die sich zwischen ihnen entwickelt, etwas entlastet. Regisseur Mazzei ist als eine obskure Figur zu beschreiben. In Bezug auf konkrete persönliche Informationen scheint nicht viel über ihn verfügbar zu sein, wobei vorhandene Filmografien zeigen, dass er nur von 1961 bis 1971 aktiv war. Die meisten seiner Kredits erhielt er als Produzent, weswegen Die Waffe, die Stunde, das Motiv sein einziger Regieausflug gewesen zu sein scheint.

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  • Darsteller: Tom Drake, Femi Benussi, Virgilio Gazzolo, Renzo Montagnani, Bedi Moratti
  • Regisseur(e): Vittorio Sindoni, Francesco Mazzei, Piero Schivazappa
  • Format: Dolby, PAL
  • Sprache: Italienisch (Dolby Digital 2.0), Deutsch (Dolby Digital 2.0), Englisch (Dolby Digital 2.0)
  • Untertitel: Deutsch
  • Bildseitenformat: 16:9 – 1.77:1
  • Anzahl Disks: 3
  • FSK: Freigegeben ab 18 Jahren
  • Studio: Koch Media GmbH – DVD
  • Produktionsjahr: 1972
  • Spieldauer: 266 Minuten

Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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